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Kurpfälzer Jahrbuch: ein Volksbuch über heimatliche Geschichtsforschung, das künstlerische, geistige und wirtschaftliche Leben des Gebietes der einstigen Kurpfalz — 6.1930

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Walter, Friedrich: Das Mozarthaus in Mannheim und seine Hausnymphe
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https://doi.org/10.11588/diglit.41983#0191

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g Das Mo^arthaus in Mannheim und seine g
^ Hausngmphe Z
^ Von Friedrich Walter-Mannheim ^
Daß es ein Mozarthaus in Mannheim gibt, ist wenig bekannt, obwohl sein
Neußeres noch im alten Zustand erhalten ist. Es befindet sich in ? 3, 5 urtd
war zusammen mit dem Nachbargebäude Nr. 6 lange Geschäftshaus der Tuch-
großhandlung Joseph Darmstädter Söhne. Von 1770—1795 war es im Besitz
der Familie Serrarius, bei der Mozart mit seiner Mutter während seines
Mannheimer Aufenthaltes wohnte. Der Kauf des Hauses für 6250 Gulden
durch den kurpfälzischen Hofkammerrat und Amtskeller zu Eberbach Anton
Joseph Serrarius ist am 24. August 1770 im Grundbuch eingetragen. Seine
Witwe und Aniversalerbin Frau Hofkammerrätin Elisabeth Serrarius ver-
kaufte es am 16. Ianuar 1795 an den kurfürstlichen Hoffaktor Isaak Mayer
für 13000 Gulden. Frau Serrarius war in erster Ehe mit dem kurfürstlichen
Kammerdiener Dominik Pierron verheiratet, der 1764 einem Racheakt zum
Opfer fiel. Sie brachte ihrem zweiten Mann zwei Kinder mit in die Ehe, einen
frühe verstorbenen Sohn und Therese Pierron, die in Briefen Mozarts und
Ifflands eine Rolle spielt.
Das zweistöckige Gebäude mit seiner breiten Toreinfahrt und seiner ein-
fachen, schmucklosen Fassade ist der Typus des behäbigen Bürgerhauses, wie
es im gleichmäßigen Straßenbilde der kurfürstlichen Residenzstadt Mannheim
häufig wiederlehrt. Als bei Liquidation der Firma Darmstädter das Haus
verkauft wurde und bauliche Veränderung, vielleicht sogar Abbruch drohte,
wurden dem Mannheimer Altertumsverein die wichtigsten Teile der Innen-
ausstattung der oberen Räume, die zuletzt als Tuchlager gedient hatten, ge-
schenkweise überlassen: Holztäfelungen, Spiegel, Supraporten und ein Ofen
im Louisseize-Stil, zweifellos aus der Zeit des Hofkammerrats Serrarius
stammend und von seinem Wohlstand zeugend, dazu Papiertapeten mit ge-
malten Landschaften, die Wohl gegen Ende des 18. Iahrhunderts an Stelle
älterer Wandbespannung aus Seide getreten waren.
Der 21jährige Mozart traf am 30. Oktober 1777 mit seiner Mutter in
Mannheim ein. Musikunterricht und Konzerttätigkeit sollte die Reisekasse für
Paris füllen helfen. Iedoch verzögerte sich die Weiterreise nach Paris immer
mehr, da Mannheim eine Fülle künstlerischer Anregungen bot und Hoffnungen
weckte, die sich leider nicht erfüllen sollten. Mozart lernte in Mannheim die
hervorragenden Instrumentalvirtuosen und Komponisten des berühmten kur-
fürstlichen Orchesters kennen. Von seinem Verkehr mit der Familie des Kon-
zertmeisters Christian Cannabich und des Flötisten Iohann Baptist Wendling
ist in seinen Briefen, die nach Salzburg Bericht erstatteten, viel die Rede.
Rose, der liebreizenden Tochter aus dem gastfreundlichen Cannabich'schen
Hause, erteilte er Klavierunterricht. Die „Weberischen" traten in seinen Ge-
sichtskreis: Fridolin Weber, der Sänger und Souffleur, seine Frau Cäcilie

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