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Kurpfälzer Jahrbuch: ein Volksbuch über heimatliche Geschichtsforschung, das künstlerische, geistige und wirtschaftliche Leben des Gebietes der einstigen Kurpfalz — 6.1930

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Ginthum, Paul: Der Lindenschmidt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41983#0208

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Der Lindenschmidt
Von Paul Ginthum

Bei Schönau auf dem Löwenstein
Da schleichen die Wolken zur Burg hinein;
Dnd wenn sie reiten zur Mitternacht aus.
Erhebt sich ein Sturm und ein jagender Braus.
Die Bauern beten im Tale.
Das ist der wilde Lindenschmidt,
Schassen und beten konnte der nit;
Vom Wasgau zum Rheine ward alles sein Fang,
Draus stieß er als Adler, Geier und Schlang.
Die Städter bebten beim Mahle.
„Herr Markgras von Baden, erhör unsre Bitt':
Teufel und Tod ist der Lindenschmidt!
Der Kaspar von Freundsberg ist unser Mann,
Der ihn mit Listen Wohl abhaschen kann;
Sein Kops, der soll herunter!"
Der Junker Kaspar zog kreuz und quer,
Wie weislich der Stößer zu sangen war.
Der Lindenschmiöt frank in die Flanke ihm schoß
And kappte ihm Reiter und Pferde und Troß.
„Freund Kaspar, ich brauche den Plunder!"
Der Junker Kaspar, der wich übern Rhein;
Er dingte sich heimlich ein Bäuerlein,
Schickt's rüber zum Spähen und Wohl zur Hut
Für die drei Wagen mit Kaufleutsgut.
„Freund Lindenschmidt, siehst du die Falle?"
Im Wirtshaus am Tore zu Frankenthal
Da sitzen die Gäste beim Mittagsmahl.
„Herr Wirt, richt er was Gutes uns her,
Es kommen drei Wagen von Frankfurt schwer.
Drei Wagen und sechs Reiter!"
Der Wirt, der war betroffen schier:
„Kommt, Bauer, ich zeig Euch Euer Quartier! -
Pst, saht Ihr den Kerl in der Weiber Mitt'?
Sie sagen, das wär der Linöenschmidt!"
Der Bauer trollte sich weiter.

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