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Kurpfälzer Jahrbuch: ein Volksbuch über heimatliche Geschichtsforschung, das künstlerische, geistige und wirtschaftliche Leben des Gebietes der einstigen Kurpfalz — 6.1930

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Mitgau, Hermann: Das Studentenkleid Heidelbergs in ältester Zeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.41983#0153

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Das Ltudentenkleid Heidelbergs
in ältester Zeit
Von Hermann Mitgau- Heidelberg

Eine eigentümlich-herkömmliche Art in Schmuck und Schnitt der Kleidung,
wie sie örtlich-national (als Volkstrachten), gesellschaftlich-sozial (alsStandes-
und Amtstrachten) die Bevölkerungsschichten und Berufskreise noch bis über
die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts unterschied, hat bis aus wenige Aeber-
reste einer international-bürgerlichen Mode des Mitteleuropäers Weichen
müssen. Sie begleitet und kennzeichnet den inneren Auflösungsvorgang in der
ständisch-beruflich wie völkisch-gebundenen, überlieferten Gesellschaftsordnung.
Wir finden solche Aeberreste heute noch in einigen Volkstrachten, z. B. der
Gebirgsbewohner (oft von Tal zu Tal verschieden), in den Trachten wandern-
der Zimmer- und Maurergesellen, in der Amtskleidung von Geistlichen und
Richtern oder in dem alten Ordensgewand katholischer Schwestern usw. Hier-
her gehört auch eine „Studententracht", wie sie sich in Deutschland bis in die
jüngste Gegenwart erhalten hat. Roch heute sieht die verbreitete volkstüm-
liche Vorstellung den deutschen Studenten nur mit bunter Mühe und Band,
obgleich seit Jahrzehnten die Mehrzahl der Studenten sich äußerlich in nichts
von andern Zeitgenossen unterscheidet und diese Kleidungsabzeichen nur
während des Semesters für Korporationsangehörige gelten.
Ein gelehrter Liebhaber der Geschichte deutschen Studententums hat vor
einigen Iahren ein Verzeichnis von Bildern sorgsam zusammengestellt, die
den deutschen Studenten bis in die Frühzeiten der Universitäten darstellend
Es ist eine Quellensammlung zur Studentenkleidung in Deutschland (deren
Geschichte selbst allerdings noch nicht umfassend erforscht und geschrieben
worden ist)?.
Betrachten wir uns diese Bilder des deutschen Studenten zu den ver-
schiedensten Zeiten, so ergibt sich zunächst, daß von einer einheitlichen
Studententracht weder zeitlich noch örtlich die Rede sein kann. Immer
und überall, selbst im Mittelalter, war das Studentenkleid mehr oder weniger
abhängig von der wechselnden Mode der Zeit. Deren Wandlungen hat der
„Bursenknecht", wie der moderne Student alle getreulich, ja oft als ihr Ex-
ponent mitgemacht. And dennoch sind wir berechtigt, von einer „studenti-
schen Tracht" zu sprechen, d. h. einer solchen, die aus dem nur dem Studenten
eigentümlichen Schicksal und seinem eigenständigen Leben hervorging. So
finden wir ein gut Stück Geschichte deutschen Studententums, wenn wir die
Entwicklung des Studentenkleides verfolgen.
Daraus ergibt sich, daß auch eine Studententracht in Heidelberg nicht
i Karl Konrad: Zur Bilderkunde des deutschen Studentenwesens, Breslau 1921
(Reubearbeitung z. Zt. im Ersch.).
? Bgl. dazu meine Abhandlung über Studententrachten in dem im Druck befind-
lichen Sammelwerke: Das Akademische Deutschland, Berlag Weller, Berlin.
 
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