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Kurpfälzer Jahrbuch: ein Volksbuch über heimatliche Geschichtsforschung, das künstlerische, geistige und wirtschaftliche Leben des Gebietes der einstigen Kurpfalz — 6.1930

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Hoenninger, Waldemar: Heidelberger Studentenstreiche
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https://doi.org/10.11588/diglit.41983#0118

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Heidelberger Ltudentenstreiche
Von W. Hoenninger- Heidelberg

Die Stuöentenschlacht bei Ladenburg.
Mit Beginn des Wintersemesters 1856/57 traten große Veränderungen
ein im Heidelberger Verbindungsleben. Gegen Ende des Sommers 1856 war
es zwischen den Angehörigen des S.E. und Bummlern, ganz besonders aber
einem zugereisten Burschenschafter, der sich herausnahm, damals! überall in
Farben aufzutreten, zu ernsthaften Rempeleien und Holzereien gekommen,
welche die Relegation mehrerer Korpsburschen zur Folge hatten. Den Re-
legierten veranstaltete der S.E. ein feierliches Komitat über Edingen nach
Ladenburg, von wo diese Weiterreisen wollten. In Edingen wurde scharf
gezecht, in Ladenburg war Fortsetzung. Es war an einem Freitag. Gegen
Abend erschienen die geputzten Iudenmädel Ladenburgs in den Straßen —
es war ja Schabbesvorabend — und es gab, wie nicht geleugnet werden
konnte. Anzüglichkeiten gegen diese Damen; Ladenburger Burschen mischten
sich drein, ernsthafte Reibereien folgten, dann Sturmgeläute; von den Feldern
herein eilten die Ackerbürger, die Studenten mußten sich kämpfend zur Bahn-
station zurückziehen und bekamen dabei schwere Hiebe.
Wild und zerschlagen kam die Masse nach Heidelberg zurück, und in ihrer
Aufregung zog sie vor die Wohnung des damaligen Prorektors Prof, theol.
Schenkel, von welchem bekannt war. daß er nicht allein den Korps feindlich
gesinnt war, sondern auch die Relegationen eifrigst betrieben hatte und brachte
unter Hochs auf die akademische Freiheit pereats gegen ihn aus. Tags darauf
war wieder vollkommene Ruhe eingetreten. Am folgenden Morgen in aller
Frühe rückte eine Kompagnie Mannheimer Grenadiere in Heidelberg ein und
nahm vor dem Aniversitätsgebäude Aufstellung. Die Senioren wurden aus
den Betten geholt und vor den Senat zitiert. Dort wurde ihnen eröffnet, die
Korps seien aufgelöst, alle Farben haben sofort zu verschwinden, die Korps-
kneipen sind öffentliche Lokale. „Auf Zureden vieler uns freundlich gesinnter

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