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Kurpfälzer Jahrbuch: ein Volksbuch über heimatliche Geschichtsforschung, das künstlerische, geistige und wirtschaftliche Leben des Gebietes der einstigen Kurpfalz — 6.1930

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Hoenninger, Waldemar: Das Stammbuch des Justus von Berthold: (1643 - 1694)
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https://doi.org/10.11588/diglit.41983#0184

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Das Stammbuch des Justus von Berthold
(1643—1694)
Von W. Hoenninger- Heidelberg

Der Aussatz wurde im Jahre 1916 kurz vor der großen Sommeschlacht
skizziert und späterhin ergänzt. Es war von bestrickendem Reiz an der Front
im Unterstand, den die Wogen des Weltkriegs umbrandeten, sich mit den
Geistern tapferer Kameraden aus früheren Jahrhunderten zu unterhalten und
ihre Gedanken- und Gefühlswelt nachzuempfinden. Roch wußte ich damals
wenig über Herrn Iustus von Berthold. aber das Wenige genügte, um
Sympathie und Interesse zu erwecken. Welch patriotischer, edler Geist muß in
diesem Mann gelebt Haben, der in einem Greisenalter von über 70 Iahren die
Zerstörung Heidelbergs mit angesehen und als Hauptmann an der Spitze
zweier Kompagnien die Ostfront Heidelbergs gegen die Franzosen verteidigt
hat! Ein leuchtendes Vorbild deutscher Heldentugend!
Meine Quelle ist ein noch unveröffentlichtes unbekanntes Stammbuch des
Herrn von Berthold (Berchtvld) beginnend mit dem Iahre 1643 und endigend
1694. Aeber 150 Personen haben sich hier eingezeichnet, darunter eine Menge
deutscher Adliger, dann Offiziere, Professoren, Hosbeamte, Pfarrer, Mönche
und Studenten. Meistens sind die Widmungen in Heidelberg geschrieben, in
deutscher, lateinischer, französischer, italienischer und hebräischer Sprache. Das
Stammbuch befindet sich in den Händen von Frau Pauline Kapferer Witwe,
geb. Wilhelmi, einer Heidelbergerin, deren Vater Stadtdirektor hier war. Die
Familie Wilhelmi spielte früher in der Stadtgeschichte Heidelbergs eine be-
deutsame Rolle. Hervorragende Beamte gingen aus derselben hervor. Sie
wohnte um das Iahr 1700 neben der Familie von Berthold im Hause heute
Hirschstr. 7. — Das Buch kam auf merkwürdige Art zum Vorschein. Die Be-
sitzerin räumte eines Tages einen alten Schrank aus; bei dieser Gelegenheit
siel das Stammbuch aus der Tiefe der Schublade heraus. Offenbar gehörte
der Schrank früher der Familie von Berthold und wurde von der Familie
Wilhelmi erworben, oder aber das Stammbuch wurde der befreundeten Fa-
milie Wilhelmi von Iustus von Berthold übergeben.
Die Geburt des Herrn Iustus ist etwa in das Iahr 1616 zu setzen. Ge-
orgius David Chuno, Sekretär, nennt ihn 1692 ferme Octo§eoariri8 seoexK
Nicht bekannt ist sein Geburtsort. Da er in Coesfeld offenbar die Schule be-
suchte, ist anzunehmen, daß seine Wiege in Westfalen stand. In den Iahren
1643, 1644 und Anfang 1645 studierte er Philosophie, wo, ist nicht überliefert.
In Heidelberg selbst fanden in der Zeit von 1631 bis 1652 keine Immatriku-
lationen bei der Aniversität statt (30jähriger Krieg). Der Name von Berthold
ist deshalb auch nicht im Toepke^ zu finden. Im Oktober 1645 ist er Kornett
(Fähnrich) in Eorbach. Er scheint demzufolge nach vollendetem Studium die
1 Fast 80jähriger Greis.
2 Llniversitätsmatrikel (Studentenverzeichnis).
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