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Kurpfälzer Jahrbuch: ein Volksbuch über heimatliche Geschichtsforschung, das künstlerische, geistige und wirtschaftliche Leben des Gebietes der einstigen Kurpfalz — 6.1930

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Ginthum, Paul: Der Lindenschmidt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41983#0209

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„Mein Sohn, schütt den Pferden den Haber auf.
Wir machen heut nacht einen weiten Lauf!"
Der Lindenschmidt sprach's und hob sich schwer.
„Mein Vater, es raschelt nach Harnisch und Speer!
Dort kommen die Kaufmannswagen!"
Wohl rascheln die Harnisch, Wohl rascheln die Speer,
Es raschelt ums Wirtshaus wie eiserne Wehr.
Der Junker Kaspar springt in den Saal:
„Herr Ritter, ich lad Euch zum Henkersmahl!
Ihr könnt doch eins vertragen?"
Der Lindenschmidt schwang eine gute Kling,
Acht Knechten das Herz aus dem Panzer hing,
Dis ihn der Haufen zu Boden gerammt.
„Ich bitt keine Gnad! Doch nimmer verdammt
Mein Kind unschuldig zum Rade!"
Der Junker Kaspar, der sprach dazu:
„Das Kalb, das muß entgelten der Kuh!
In Baden ist lange der Block schon gericht't
Für Mörder und Räuber und jeglich Gezücht!
Der Markgraf kennt keine Gnade!"
Bei Schönau auf dem Löwenstein
Da schleichen die Wolken zur Burg hinein;
And wenn sie reiten zur Mitternacht aus,
Erhebt sich ein Sturm und ein jagender Braus.
Die Bauern beten im Tale.

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