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Kurpfälzer Jahrbuch: ein Volksbuch über heimatliche Geschichtsforschung, das künstlerische, geistige und wirtschaftliche Leben des Gebietes der einstigen Kurpfalz — 6.1930

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[Anhang: Kalendarium 1930]
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https://doi.org/10.11588/diglit.41983#0241

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Sonntag Lätare —, über den Heidelberger Markt zieht der Sommertagszug.
2luS Tausenden von Kinderkehlen klingt hell das Lied „Schtrih, Schtrah,
Schtroh". Wichtig halten die Kleinen in freudeheihen Händen ihre dünnen
Stecken mit bunten Papiermanschetten; oben an der Spitze flattern Bänder,
Bretzel, Ei, Apfel, Sträußchen. Nebeneinander ziehen „Sommer" und „Win-
ter", — hohe Kegelgestelle, mit Tannengrün und Stroh umkleidet, von kräf-
tigen Burschen unsichtbar getragen. Früher schlüpften Sommer und Winter
nach Beendigung des Zuges aus ihren Amhüllungen, und kämpften mit Holz-
schwertern gegeneinander, wobei der Winter unterlag. Der Sommertagszug
geht also auf ähnliche Vorstellungen unserer Vorfahren zurück, wie das Fa-
semtrad. Mit mancherlei Abweichungen ist der uralte Brauch bei den Franken
weit über die Pfalz hinaus verbreitet. Vielfach ist er da, wo er in Ver-
gessenheit geraten war, in unserer Zeit durch Organisation neu belebt worden.
 
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