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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 34.1991

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Nr. 2
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Buchbesprechungen
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Schulz, Hartmut: [Rezension von: Publius Ovidius Naso, Metamorphosen. Band I, 1-150, in der Reihe "Explicata Latinitas" hrsg. von Eberhard Oberg - in der selben Reihe und vom selben Herausgeber: Phaedrus, Unterhaltung und Weisheit]
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Stroh, Wilfried: [Rezension von: Anna Elissa Radke, Mein Marburger Horaz]
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https://doi.org/10.11588/diglit.35875#0066

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dirtgs nicht auf den abschnittweisen Wechsel von Bearbeitung und Original. Sie bietet auch den
Originaltext ununterbrochen im ganzen und eine Anzahl einschlägiger Vergleichstexte in Über-
setzung, sowohl zu Ovids Schöpfungsbericht als auch zum Weltaltermythos. Neben den Voka-
belangaben zum Text, bei denen Lernvokabeln hervorgehoben sind, bietet die Ausgabe zusätzli-
che, auf den gelesenen Text bezogene Wortschatzübungen. Das Konzept des,,lateinischen Ein-
lesens in einen Originaltext" erscheint, wenn es um den Einstieg in die Lektüre eines bestimmten
Autors geht, methodisch interessant und ist in der Ausgabe überzeugend durchgeführt. Ob aus-
gerechnet Schöpfung und Weltalter die naheliegendsten Einstiegstexte in Ovids Metamorphosen
sind, ist ein anderes Problem. Auch zu ,,Daedalus und Icarus" wäre eine solche Bearbeitung vor-
stellbar.
Dieselben methodischen Wege geht Oberg in seiner Pbaedrusausgabe. Die explizierende Metho-
de in den einleitenden Bearbeitungen der 20 Originaltexte ist hier — dem Schwierigkeitsgrad der
Texte entsprechend — weniger extrem durchgeführt, der Wortlaut des Originals auch in den Pro-
safassungen stärker beibehalten. Da hier poetische Form vor allem auch metrische Form ist, wird
in einem kleinen Lehrgang in das Wesen der lateinischen Metrik und des jambischen Senars ein-
geführt. Zeichen für Längen und Doppelkürzen in den Originaltexten unterstützen das metrische
Lesen des Anfängers. Ein Vorwort an die Schülerinnen und Schüler begründet den methodischen
Aufbau des Buches; gleich zu Anfang gibt es auch einige knappe Informationen zur Person des
Phaedrus, Zitate aus seinem Werk regen zum Nachdenken an, z.B. über das Wesen der „Sklaven-
sprache". Wie in der Ovidausgabe werden neben den Vokabelangaben zu den Texten weitere
Übungen zum Wortschatztraining geboten. Zu den Vergleichstexten — nicht nur anderen Versio-
nen der jeweiligen Fabel, sondern auch Abschnitten zu ihrem sozialen Hintergrund, zum Wesen
der Fabel, zur Einschätzung ihrer Moral usw., — sind Arbeitsaufträge formuliert, die zu einer geziel-
ten Vergleichsarbeit an Form und Inhalt anleiten und Cesprächsanlässe schaffen. Die wenigen, aber
ansprechenden Illustrationen aus dem „Ulmer Aesop" vervollständigen das Bild einer besonders
für die Arbeit mit jüngeren Schülern attraktiven Ausgabe zu einem erschwinglichen Preis.
FfARTMUT SCHULZ, Berlin

Anna Ek'ssa Radke; Mein Marburger Horaz (Marburger Drucke, Bd. 4) 720 Seiten, Dr. Woifram Hit-
zerotb Ver/ag, Marburg 7990. DM 24,—

Poscimus, si quid uacui sub umbra
/usimus tecum, quod et bunc in annum
uiuat et piuris, age die Latinum,
barbite, carmeni

Singen muß ich! Wenn ich mit dir im Schatten
Mußefroh je spielte, so sing ein Lied nun,
Laute, das dies Jahr und noch länger lebe,
Römischen Klanges!

So oder ähnlich pflegen deutsche Übersetzungen des römischen Lyrikers Horaz im zwanzigsten
Jahrhundert zu klingen. Da scheint es dem Nichtlateiner wohl etwas sonderbar, wie dieser doch ein
wenig altbacken wirkende Dichter hoffen konnte, mit seinem Werk ein „Denkmal dauernder als
Erz" (monumentum aere perenm'us) geschaffen zu haben, und er fragt sich, was denn der latein-
kundige Bertolt Brecht gemeint haben könnte, als er von ihm schrieb: „Wenn Horaz den gewöhn-
lichsten Gedanken, das trivialste Gefühl ausdrückt, schaut es herrlich her. Das kommt, weil er in
Marmor arbeitet. Wir heute arbeiten in Dreck." Von diesem Marmorglanz des Meisters scheint sich
im Deutschen nicht viel vermitteln zu lassen.

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