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Mauntel, Christoph; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Gewalt in Wort und Tat: Praktiken und Narrative im spätmittelalterlichen Frankreich — Mittelalter-Forschungen, Band 46: Ostfildern, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.34763#0297

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296

IVI Problematisierungen

verbrechen, das keinesfalls zu entschuldigen war. In der Schilderung der
des regnes legte Pierre d'Orgement dem Kardinal von Boulogne bei
der Friedenszeremonie folgende Drohung in den Mund:
„Dass niemand, selbst aus der Verwandtschaft des Königs, oder aus
anderer es wage, ähnliches zu tun, wie der König von Navarra! Denn
wahrhaftig, selbst wenn es der Sohn des Königs sei, der sich an einem
der kleinsten Beamten des Königs vergreife, würde er gerichtet wer-
den."n7

Diese juristischen Drohgebärden wiesen in die Zukunft, blieben aber vor-
erst Theorie: Karl von Navarra ging gestärkt aus der Auseinandersetzung
hervor.

Fallbeispiel 2: Der Mordversuch an Olivier de Clisson, 1392
Ähnlich wie Charles de la Cerda gelang auch Olivier de Clisson eine steile
Karriere, die ihn in die Intrigen des Hochadels verwickelte.^ Olivier ent-
stammte dem bretonischen Adel und arbeitete sich durch sein militärisches
Talent hoch: Im Bretonischen Erbfolgekrieg stand er zunächst auf englisch-
bretonischer Seite und wechselte dann, wegen eines Streits mit dem Herzog
der Bretagne, Jean Montfort, in französische Dienste, wo er 1380 CoimchtMe
wurde. Montfort betrachtete diesen Seitenwechsel als Treuebruch, nahm Oli-
vier 1387 gefangen und presste ihm einen für ihn günstigen Vertrag ab - den
er jedoch auf königliches Geheiß annullieren musste."^ Trotz des somit
1391/92 erzwungenen Friedens blieben die Spannungen, zumal Montfort auf
der Neutralität der Bretagne im Hundertjährigen Krieg beharrte V
Als Olivier schließlich in der Nacht vom 13. auf den 14. Juni 1392 in Paris
von einem Bankett mit dem König heim ritt, wurde er mitten in der Stadt
überfallen, überlebte den Mordanschlag aber schwer verletzt. Als Täter konn-
te er Pierre de Craon identifizieren, einen bretonischen Adligen, der, so Pinto-
in, „der Gewohnheit der Höflinge folgend" ganz eigene, private Rachegelüste
gegen Olivier hegteV Diese wusste Montfort vermutlich zu instrumentalisie-

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Roi/ io Jöist dM piMS potit qf/icior qMO io Roi/ OMSt, si OM/doif ü /Msfico. Chronique des regnes,
Bd. 1,S.45.
ns Zur Geschichte Oliviers de Clisson und dem Mordversuch von 1392 siehe Kintzinger, Malefi-
cium, S. 72-74; Minois, Couteau, S. 23-27; Henneman, Career; Henneman, Clisson, S. 121-125;
Autrand, Charles VI, S. 265-287.
n9 Minois, Couteau, S. 24; Henneman, Clisson, S. 121-124.
120 Autrand, Charles VI, S. 265-267.
121 Pt qMOMMW SMggoroMto coMostHiwigrio Enmcio domino Oiiuoro scioiW ooMtigisso, contra ipsMW
inoxpMin'ii odio ostMans ot a& injMria, wagnaniworMW woris ost, proporans ad uiwiictaw, apic;pMS ot
MMMciis wortow siin' winatMS ost; qMod/grtMMS insidioso statMit adiwpioro. Chronique du Religieux,
Bd. 2, S. 2M. Pierre wurde 1391 vom Hof Ludwigs von Orleans verbannt. Die Gründe sind un-
klar: Er könnte Ludwigs Frau, Valentina Visconti, eine Affäre Ludwigs eröffnet haben, oder
Ludwig verärgert haben, indem er dessen Hang zur Zauberei öffentlich machte. Seinen Fall am
 
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