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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 27.1928

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Der moderne Garten: zu den Abbildungen amerikanischer Gärten
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https://doi.org/10.11588/diglit.48540#0131

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Frederick A. Kent, Gartenarchitekt, Port Perry
Garten des Herrn Frederick A. Kent in Port Perry in Ontario

DER MODERNE GARTEN
Zu den Abbildungen amerikanischer Gärten

Die Erkenntis bricht sich in letzter Zeit immer mehr
Bahn, daß die Anlage eines Gartens nicht Sache eines
Dilettanten sein kann. Nicht der Hausherr oder die Dame
des Hauses sollen im Garten ihre romantischen Ideen ver-
körpern lassen oder der sogenannte Landschaftsgärtner seine
Spezialkulturen unterbringen, sondern mit der Idee des Hauses
selbst muß der Plan des Gartens erwachsen. Er darf kein
nachträgliches Anhängsel des Hausbaues bilden, wesensfremd
der Architektur und der Landschaft, vielmehr die Einheit von
Natur und Menschenwerk muß erstrebt werden. Das bedeutet
aber, daß die moderne Stilentwicklung nicht bei der Archi-
tektur Halt machen kann, sondern wie die Stadtbaukunst als
neuentdeckter künstlerischer Komplex erstanden ist, so muß
auch das Haus in den Garten und in das große Landschafts-
bild einbezogen werden. Ganz von selbst ergeben sich somit
die Gesetze für die moderne Gartengestaltung. Einerseits
muß der straffe Rhythmus der Architektur im Garten aus-
klingen, andererseits ist es aber zugleich Aufgabe des Gartens,

zwischen dem starren Bauwerk und der bewegten Land-
schaft zu vermitteln. Nachhall der architektonischen Gesetz-
mäßigkeit heißt aber nicht — wie es einst im romantischen
Gartenbild des 18. und noch 19. Jahrhunderts der Fall war —
in die Fläche des Gartens, zwischen dieBeeteund Baumgruppen
Architekturfragmente, Säulenstellungen, Teehäuschen oder
Freundschaftstempel einstreuen. Nein, nur in der Planung
selbst, in der Aufteilung und Gliederung der Flächen spürt
man jetzt die Hand des Architekten. Bestimmt gezeichnete
Mauereinfassungen umreißen die einzelnen Felder, die nahe
dem Hause in strenger Rechtwinkligkeit einsetzen und mit
Abstufungen und Terrassenbauten die große Fundament-
fläche, die breiten Substruktionen des Hauses selbst bilden.
Bei kleineren Hausgärten, wie z. B. dem abgebildeten des
Hauses Davenport, beherrscht solch strenge Flächenrhythmik
den ganzen Garten, da hier von allen Seiten her der archi-
tektonische Zwang wirksam ist und die Umgestaltung dieses
kleinen Grundstücks inmitten der umgebenden Häuser etwa
 
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