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Em. Jos. Margold, Darmstadt
Entwurf für das Warenhaus Tietz A.-G. in Köln. — Gesamtansicht vom Rheinufer gesehen
STIL UND INDIVIDUALITÄT
Zu den Arbeiten von Emanuel
Innerhalb der Entwicklung der modernen Architektur drängt eine
Frage immer stärker zur Klärung hin, die Frage — in welchem
Verhältnis die individuelle Künstlerpersönlichkeit zu dem sich
immer mehr verallgemeinernden modernen Baustil steht. An und
für sich brauchte dieses Problem gar nicht erörtert zu werden,
denn wenn wir an einen kommenden Stil glauben, dann muß die
Individualität der Einzelschöpfung hinter der Einheit des Gesamt-
stilphänomens zurücktreten, so wie es in den früheren großen
Stilen auch gewesen ist. Die Voraussetzungen sind jedoch in
unserer Zeit andere. Unsere Kultur entwickelt sich von der Epoche
des schärfsten Individualismus zum Kollektivismus hin. Das heißt
also, daß die ganzen individualistischen Tendenzen der jüngsten
Vergangenheit überwunden werden müssen. Ein letztes Aufflackern
dieser Neigungen war unmittelbar nach dem Kriege zu beob-
Joseph Margold, Darmstadt.
achten, als das Suchen nach neuen Ausdrucksformen von der
individualistischen Einstellung hin zur Originalitätsucht führte.
Die Reaktion auf diese Bewegung zeigt sich in dem Streben
nach weitgehendster Typisierung. Beide Strömungen bedeuten
ein Hindrängen zum Extremen; — in der goldenen Mitte muß die
Lösung zu finden sein.
In der Tat zeigt sich bei unseren führenden modernen Archi-
tekten jene Klärung, die von der Vereinheitlichung baukünst-
lerischer Gestaltungsweise ausgehend, dennoch die persönliche
Note gelten läßt. Hier löst sich das Problem im Sinne eines
kommenden einheitlichen Stiles. Bekenntnis zum Ausdruck unserer
Zeit ist Grundbedingung, individualistische Färbung jedoch not-
wendige sekundäre Erscheinung.
Ein typisches Beispiel für diese Entwicklung bieten die Arbeiten
Em. Jos. Margold, Darmstadt
Entwurf für das Warenhaus Tietz A.-G. in Köln. — Gesamtansicht vom Rheinufer gesehen
STIL UND INDIVIDUALITÄT
Zu den Arbeiten von Emanuel
Innerhalb der Entwicklung der modernen Architektur drängt eine
Frage immer stärker zur Klärung hin, die Frage — in welchem
Verhältnis die individuelle Künstlerpersönlichkeit zu dem sich
immer mehr verallgemeinernden modernen Baustil steht. An und
für sich brauchte dieses Problem gar nicht erörtert zu werden,
denn wenn wir an einen kommenden Stil glauben, dann muß die
Individualität der Einzelschöpfung hinter der Einheit des Gesamt-
stilphänomens zurücktreten, so wie es in den früheren großen
Stilen auch gewesen ist. Die Voraussetzungen sind jedoch in
unserer Zeit andere. Unsere Kultur entwickelt sich von der Epoche
des schärfsten Individualismus zum Kollektivismus hin. Das heißt
also, daß die ganzen individualistischen Tendenzen der jüngsten
Vergangenheit überwunden werden müssen. Ein letztes Aufflackern
dieser Neigungen war unmittelbar nach dem Kriege zu beob-
Joseph Margold, Darmstadt.
achten, als das Suchen nach neuen Ausdrucksformen von der
individualistischen Einstellung hin zur Originalitätsucht führte.
Die Reaktion auf diese Bewegung zeigt sich in dem Streben
nach weitgehendster Typisierung. Beide Strömungen bedeuten
ein Hindrängen zum Extremen; — in der goldenen Mitte muß die
Lösung zu finden sein.
In der Tat zeigt sich bei unseren führenden modernen Archi-
tekten jene Klärung, die von der Vereinheitlichung baukünst-
lerischer Gestaltungsweise ausgehend, dennoch die persönliche
Note gelten läßt. Hier löst sich das Problem im Sinne eines
kommenden einheitlichen Stiles. Bekenntnis zum Ausdruck unserer
Zeit ist Grundbedingung, individualistische Färbung jedoch not-
wendige sekundäre Erscheinung.
Ein typisches Beispiel für diese Entwicklung bieten die Arbeiten