418
Damenzimmer
Polstermöbel von Walter Knoll & Co., Polstermöbelfabrik, Feuerbach. — Einzelmöbel von Rößler & Weißenberger A.-G., Cannstatt
RAUMGESTALTUNG DURCH EINZELMÖBEL (Neuzeit-Kombinationsmöbel)
Die vielen, allzu vielen Richtungen, die uns die künstlerische
Betätigung auf allen Gebieten in den letzten vier Jahrzehnten
beschert hat, haben naturgemäß auch in der angewandten Kunst,
im Kunstgewerbe, ihren Niederschlag gefunden. Während aber
in den großen Kulturperioden das Kunstgewerbe nur schwer-
wandelnd, oft überaus zögernd dem richtunggebenden Form-
willen der leichtbeschwingten freien Künste nachtastete, folgt es
heute dem dort in der „Neuen Sachlichkeit“ eingeschlagenen
Weg in geradezu stürmischem Tempo. Ja, fast scheint sich das
Verhältnis der Gefolgschaft umzudrehen und die angewandte
Kunst sich der Führung zu bemächtigen.
Ueberaus erfreulich und folgerichtig zeigt sich diese Entwicklung
in der neuzeitlichen Gestaltung des Raumes. Freilich, extreme
Absurditäten blieben und bleiben uns auch da nicht erspart.
Zuchthaus- oder Krankenzellen mit stählern-konstruktivistischen
Wohnmaschinen haben weder Anrecht auf besonders rein ge-
züchtete Sachlichkeit, noch gar auf anheimelnde Wohnlichkeit.
Freilich brauchen wir, gekeilt in drangvoll fürchterliche Enge in
derWohnmisere und wirtschaftlichen Not der Nachkriegszeit, Billig-
keit, leichte Beweglichkeit und Reinhaltung, vor allem strengste
Zweckdienlichkeit unserer Möbel. Aber wir brauchen mehr: Viel-
seitigkeit in der Verwendung, Leichtigkeit des Umgruppierens,
je nach dem Tagesbedürfnis, vor allem: anheimelnde, zur Ent-
spannung unserer gehetzten Nerven einladende Bequemlichkeit.
Auf diesem festen Boden realer Forderungen mußten von selbst
die raumverschlingenden,staublagernden „Stilmöbel“ und schweren
„Garnituren“ verschwinden. Was in die Zukunft weist, ist das
Einzelmöbel! In der Tat hat sich deutsche Tatkraft über-
raschend schön und schnell dieses reizvollen Gebietes bemächtigt.
Ein Blick auf die Abbildungen — die Polstermöbel stammen aus
der Fabrik Walter Knoll & Co., Feuerbach, die Einzelmöbel von
Rößler & Weißenberger, Cannstatt — zeigt uns, wie wenig Auf-
wand eigentlich dazu gehört, um eine intime Raumstimmung
hervorzuzaubern, wenn nur das einzelne Stück den genannten
Forderungen gerecht wird.
Keines dieser Einzelmöbel wird das andere beeinträchtigen,
solange seine Schönheit in den edlen Proportionen, dem edlen
Material und seiner sachlichen Klarheit liegt. Solche schlichten
Stücke wirken naturgewachsen, in sich vollendet und haben damit
Anspruch auf zeitlose Gültigkeit über die Modeströmungen
hinweg.
Einen kühnen Schritt vorwärts auf der gekennzeichneten Bahn
bedeutet das „Neuzeit-Kombinationsmöbel“, ein Aufbauschrank
von vielseitiger Verwendungsmöglichkeit als Bücher-, Musikalien-
schrank, Vitrine, Büfett usw. Jede unserer Abbildungen gibt
eine Probe seiner Wandlungsfähigkeit. Das „Neuzeitmöbel“ wird
in drei verschiedenen, aber in Dimension und Holzart einheit-
lichen Grundtypen hergestellt (zwei davon in geschlossener Kasten-
form mit oder ohne Glas, das dritte seitlich offen). Durch wech-
selnde Zusammenstellung der Typen bildet es immer neue und
reizvolle KombinationsmögEchkeiten.
Aus der fordernden Not unserer Zeit geboren, darf dieses „Neu-
zeitmöbel“ als die Keimzelle ebenso schöner wie zweckmäßiger,
organisch gewachsener Raumkunstgebilde angesprochen werden.
Damenzimmer
Polstermöbel von Walter Knoll & Co., Polstermöbelfabrik, Feuerbach. — Einzelmöbel von Rößler & Weißenberger A.-G., Cannstatt
RAUMGESTALTUNG DURCH EINZELMÖBEL (Neuzeit-Kombinationsmöbel)
Die vielen, allzu vielen Richtungen, die uns die künstlerische
Betätigung auf allen Gebieten in den letzten vier Jahrzehnten
beschert hat, haben naturgemäß auch in der angewandten Kunst,
im Kunstgewerbe, ihren Niederschlag gefunden. Während aber
in den großen Kulturperioden das Kunstgewerbe nur schwer-
wandelnd, oft überaus zögernd dem richtunggebenden Form-
willen der leichtbeschwingten freien Künste nachtastete, folgt es
heute dem dort in der „Neuen Sachlichkeit“ eingeschlagenen
Weg in geradezu stürmischem Tempo. Ja, fast scheint sich das
Verhältnis der Gefolgschaft umzudrehen und die angewandte
Kunst sich der Führung zu bemächtigen.
Ueberaus erfreulich und folgerichtig zeigt sich diese Entwicklung
in der neuzeitlichen Gestaltung des Raumes. Freilich, extreme
Absurditäten blieben und bleiben uns auch da nicht erspart.
Zuchthaus- oder Krankenzellen mit stählern-konstruktivistischen
Wohnmaschinen haben weder Anrecht auf besonders rein ge-
züchtete Sachlichkeit, noch gar auf anheimelnde Wohnlichkeit.
Freilich brauchen wir, gekeilt in drangvoll fürchterliche Enge in
derWohnmisere und wirtschaftlichen Not der Nachkriegszeit, Billig-
keit, leichte Beweglichkeit und Reinhaltung, vor allem strengste
Zweckdienlichkeit unserer Möbel. Aber wir brauchen mehr: Viel-
seitigkeit in der Verwendung, Leichtigkeit des Umgruppierens,
je nach dem Tagesbedürfnis, vor allem: anheimelnde, zur Ent-
spannung unserer gehetzten Nerven einladende Bequemlichkeit.
Auf diesem festen Boden realer Forderungen mußten von selbst
die raumverschlingenden,staublagernden „Stilmöbel“ und schweren
„Garnituren“ verschwinden. Was in die Zukunft weist, ist das
Einzelmöbel! In der Tat hat sich deutsche Tatkraft über-
raschend schön und schnell dieses reizvollen Gebietes bemächtigt.
Ein Blick auf die Abbildungen — die Polstermöbel stammen aus
der Fabrik Walter Knoll & Co., Feuerbach, die Einzelmöbel von
Rößler & Weißenberger, Cannstatt — zeigt uns, wie wenig Auf-
wand eigentlich dazu gehört, um eine intime Raumstimmung
hervorzuzaubern, wenn nur das einzelne Stück den genannten
Forderungen gerecht wird.
Keines dieser Einzelmöbel wird das andere beeinträchtigen,
solange seine Schönheit in den edlen Proportionen, dem edlen
Material und seiner sachlichen Klarheit liegt. Solche schlichten
Stücke wirken naturgewachsen, in sich vollendet und haben damit
Anspruch auf zeitlose Gültigkeit über die Modeströmungen
hinweg.
Einen kühnen Schritt vorwärts auf der gekennzeichneten Bahn
bedeutet das „Neuzeit-Kombinationsmöbel“, ein Aufbauschrank
von vielseitiger Verwendungsmöglichkeit als Bücher-, Musikalien-
schrank, Vitrine, Büfett usw. Jede unserer Abbildungen gibt
eine Probe seiner Wandlungsfähigkeit. Das „Neuzeitmöbel“ wird
in drei verschiedenen, aber in Dimension und Holzart einheit-
lichen Grundtypen hergestellt (zwei davon in geschlossener Kasten-
form mit oder ohne Glas, das dritte seitlich offen). Durch wech-
selnde Zusammenstellung der Typen bildet es immer neue und
reizvolle KombinationsmögEchkeiten.
Aus der fordernden Not unserer Zeit geboren, darf dieses „Neu-
zeitmöbel“ als die Keimzelle ebenso schöner wie zweckmäßiger,
organisch gewachsener Raumkunstgebilde angesprochen werden.