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Eisler, Max: Neue Arbeiten von Josef Hoffmann
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.48540#0557
461
Oberbaurat Professor Dr. Josef Hoffmann, Wien
Kleines Hotel für den Schneeberg (Grundriß Seite 462)
NEUE ARBEITEN VON JOSEF HOFFMANN
Die neuen Anlagen von Josef Hoffmann, der Bonbon-
laden und das Kaffeehaus, liegen in der Kärntnerstraße
und am Graben, also im Zentrum von Wien. Sie bedeuten
infolgedessen — jedes in seiner Weise — bemerkenswerte
Beiträge zur Lösung des innerstädtischen Problems.
Dieses Problem darf nicht mit reichsdeutschen Maßstäben
gemessen werden. Wien ist nicht Berlin. In der Altstadt, also
im Zentrum, müssen auf das Historische alle Rücksichten
genommen werden, soll das Stadtbild seinen besonderen,
schönen Charakter auch weiterhin bewahren. Man kann durch-
aus modern denken und wird hier doch bedenklich finden, was
anderwärts höchst wünschenswert erscheint. Etwa die Frei-
legung im Interesse des täglich schwierigeren Verkehres, der an
den Ausmündungen der Altstadt mit einem ungeheuerlichen
Aufgebot von Ketten, bemaltem Pflaster, Lichtsignalen und
Polizisten gerade zur Not noch aufrecht erhalten wird. Der
Verzicht auf den Schnellverkehr mag ja unbequem sein. Aber
er rettet den Stadtraum. Denn es geht hier weniger um Bau-
lichkeiten, als um anmutige oder stolze, immer stimmungs-
volle Situationen.
Das heißt nicht einer überlebten Sentimentalität das Wort
reden, hinter der sich bei uns die unentwegten Freunde des
Altertümlichen so hartnäckig verschanzen, daß sie z. B. die-
selbe Lichtreklame grundsätzlich verdammen, die eben erst in
Berlin ihr lebendiges Recht so prächtig bewiesen hat. Das
heißt nur: bei jeder Erneuerung die Vorsicht befürworten.
Die Kärntnerstraße, die eleganteste Ladenstraße der Innen-
stadt, braucht diese Erneuerung. Man kann in ganz Wien die
modernen Geschäftsläden fast mit den 10 Fingern zählen, und
die wenigsten davon liegen an der Kärntnerstraße. Der Bon-
bonladen und das Cafe von Hoffmann zeigen, wie trefflich
sich das Neue in die Zeile schickt, wie stark es sie belebt und
wie gründlich es, infolge seiner konsequenten Herleitung aus
den gegenwärtigen Formen des Wirtschaftslebens, das Ver-
altete aus dem Felde schlägt. Dabei wird beide Male die lokale
Note fein gewahrt. Diese Anlagen, im Dienst einer luxuriösen
MOD. BAUFORMEN 28. XII, 1
Oberbaurat Professor Dr. Josef Hoffmann, Wien
Kleines Hotel für den Schneeberg (Grundriß Seite 462)
NEUE ARBEITEN VON JOSEF HOFFMANN
Die neuen Anlagen von Josef Hoffmann, der Bonbon-
laden und das Kaffeehaus, liegen in der Kärntnerstraße
und am Graben, also im Zentrum von Wien. Sie bedeuten
infolgedessen — jedes in seiner Weise — bemerkenswerte
Beiträge zur Lösung des innerstädtischen Problems.
Dieses Problem darf nicht mit reichsdeutschen Maßstäben
gemessen werden. Wien ist nicht Berlin. In der Altstadt, also
im Zentrum, müssen auf das Historische alle Rücksichten
genommen werden, soll das Stadtbild seinen besonderen,
schönen Charakter auch weiterhin bewahren. Man kann durch-
aus modern denken und wird hier doch bedenklich finden, was
anderwärts höchst wünschenswert erscheint. Etwa die Frei-
legung im Interesse des täglich schwierigeren Verkehres, der an
den Ausmündungen der Altstadt mit einem ungeheuerlichen
Aufgebot von Ketten, bemaltem Pflaster, Lichtsignalen und
Polizisten gerade zur Not noch aufrecht erhalten wird. Der
Verzicht auf den Schnellverkehr mag ja unbequem sein. Aber
er rettet den Stadtraum. Denn es geht hier weniger um Bau-
lichkeiten, als um anmutige oder stolze, immer stimmungs-
volle Situationen.
Das heißt nicht einer überlebten Sentimentalität das Wort
reden, hinter der sich bei uns die unentwegten Freunde des
Altertümlichen so hartnäckig verschanzen, daß sie z. B. die-
selbe Lichtreklame grundsätzlich verdammen, die eben erst in
Berlin ihr lebendiges Recht so prächtig bewiesen hat. Das
heißt nur: bei jeder Erneuerung die Vorsicht befürworten.
Die Kärntnerstraße, die eleganteste Ladenstraße der Innen-
stadt, braucht diese Erneuerung. Man kann in ganz Wien die
modernen Geschäftsläden fast mit den 10 Fingern zählen, und
die wenigsten davon liegen an der Kärntnerstraße. Der Bon-
bonladen und das Cafe von Hoffmann zeigen, wie trefflich
sich das Neue in die Zeile schickt, wie stark es sie belebt und
wie gründlich es, infolge seiner konsequenten Herleitung aus
den gegenwärtigen Formen des Wirtschaftslebens, das Ver-
altete aus dem Felde schlägt. Dabei wird beide Male die lokale
Note fein gewahrt. Diese Anlagen, im Dienst einer luxuriösen
MOD. BAUFORMEN 28. XII, 1