Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst (27.1928)

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Dipl.-Ing. Harry Rosenthal, Berlin
Haus B. in Wilmersdorf (1923). —Vestibül. Keramischer Fries von Bildhauer Henning-

ZU DEN ARBEITEN VON DIPL.-ING. HARRY ROSENTHAL, BERLIN

Das Wohnungsproblem ist nach wie vor aktuell, denn
im Grunde ist noch immer keine befreiende, grundsätz-
liche Lösung gebracht worden, die uns aus den Nöten unserer
augenblicklichen wirtschaftlichen uud sozialen Lage hilft.
Überlegt man es sich einmal recht, so treiben wir doch in
vielen Fällen immer noch einen ganz erheblichen Raum-
luxus. Wir haben selbst in den einfachen Einfamilienhäusern
noch so viel Räume, daß die Bewirtschaftung des Hauses
eine schwerwiegende Rolle spielt. Die Schwierigkeit beruht
ja vor allen Dingen darin, daß das Hauspersonal, vor allen
Dingen das geschulte und zuverlässige, immer seltener zu
haben ist. An dieser Personalfrage scheitert sehr häufig die
ersehnte Ruhe und der Frieden des Einfamilienhauses, so
daß die Hausfrau manchmal wieder gern zur Etagenwirt-

schaft zurückkehren möchte. Es liegt auf der Hand, daß
eine Etage mit einem Mädchen leichter zu bewirtschaften
ist als ein gleichräumiges Einfamilienhaus, das ja zu den
Zimmern noch Treppenhaus und all das reichliche Neben-
gelaß, ganz abgesehen vom Garten, aufweist. Hier muß
unbedingt eine Reform einsetzen, um die Freude am Einzel-
haus wirklich einwandfrei zu machen. Nun ist ja an und
für sich dadurch, daß die Bewohner ein Haus für sich im
eigenen Garten haben und so mit der Natur stärker ver-
bunden sind, ein so großer Vorteil erreicht, daß dafür
manche andere Raumbequemlichkeit geopfert werden kann.
Anregung in dieser Hinsicht geben uns die Wochenend-
häuser, die, den entgegengesetzten Weg herkommend, zum
selben Problem führen.

MOD. BAUFORMEN 28. XI, 1