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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 27.1928

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Moderne Möbel von Architekt B.D.A. Hans Schumacher, Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.48540#0199

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155


Phot. H. Schmölz, Köln
Hans Schumacher, Köln

Bücherschrank aus einem Herrenwohnzimmer

MODERNE MÖBEL VON ARCHITEKT B.D.A. HANS SCHUMACHER, KÖLN

Zwei Gesichtspunkte sind für die Gestaltung des modernen
Möbels maßgebend: die Betonung der klaren tekto-
nischen Form und die ästhetische Wirkung des zu verarbei-
tenden Materials. Das sind Prinzipien, auf denen eine gesunde
Entwicklung aufbauen kann, — und die bisherigen Ergeb-
nisse haben ja auch die Richtigkeit dieser Grundsätze er-
wiesen. Es hatten sich in der Ausstattung unserer Wohn-
räume konventionelle Formen sinnwidrigster Art heraus-
gebildet, die letzten Endes den Wohnzweck völlig negierten.
Erst das Besinnen auf die tatsächliche Funktion des Möbels
brachte zugleich ein Erkennen der notwendigen konstruk-
tiven und zweckbedingten Form. Damit war natürlich auch
alle überwuchernde, spielerische Ornamentik ausgeschaltet.
In der tektonischen Gestaltung allein konnte aber eine Schön-
heit kaum erreicht werden, denn schließlich ist Wohnlichkeit
nicht gleichbedeutend mit Zweckmäßigkeit, die ja leicht
Nüchternheit in sich bergen kann. Hier gilt es, die Wirkung
des Werkstoffs zur Geltung zu bringen und ästhetisch aus-

zuwerten. Damit tritt zur rein sachlichen Form ein ästhetischer
Faktor, der nun erst jene ansprechende Atmosphäre schaffen
hilft, aus der heraus das lebendige, wohltuende Raumempfin-
den erwächst. Ein Blick auf die Abbildungen nach Werken
des Architekten Hans Schumacher, Köln, bestätigt dies. Die
Ecke des Herrenzimmers mit dem Bücherschrank bietet dem
Auge absolute Klarheit der Formen. Aber gerade die Ruhe
des Aufbaues und die Schlichtheit der Linienführung be-
dingen die selbstverständliche Wirkung der Möbel und damit
die Wohnlichkeit. Welche Bedeutung die Art des Materials
und dessen Verarbeitung haben, zeigt das Büfett aus Pyra-
miden-Mahagoni, dessen eigenartige Struktur bewußt in
Erscheinung gebracht ist und dem an sich einfachen Kasten-
bau die lebendige Wirkung verleiht. Daß bei Verwertung
verschiedener Stoffe an einem Möbel ein besonders reicher
Eindruck erzielt werden kann, lehren vor allem die Sitz-
möbel, die in ihrer weicheren Formengebung zugleich stärker
auf Behaglichkeit abgestimmt sind. K.
 
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