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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 27.1928

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Hoffmann, Klaus: Zu meinen Arbeiten
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https://doi.org/10.11588/diglit.48540#0342

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274

Baukörper lösen, der zugleich den erwünschten Gegensatz
zu den umliegenden Villen brachte, die durchweg geschlos-
senen rechtwinkligen Kubus haben. Die bewegte Bauform gab
dem Haus eine enge Beziehung zum Garten, mit dem es nun
durch die entlang der ganzen Front vorgelegte Terrasse
recht eigentlich verwachsen erscheint.
Die Wohnräume des
Erdgeschosses öffnen
sich alle zum großen
Wohnzimmer, der Do-
minante des Grundris-
ses. Am besten Platz die-
ses Raumes, in seiner
„geschütztenEcke“,steht
der große offene Kamin;
der Kaminplatz mit sei-
nen bequemen Sitz-
möbeln bildet sozusagen
den Kern der Wohnung.
Das Zimmer der Dame
im Turm liegt um einige
Stufen erhöht, neben
raumformalen Gründen
eine kleine symbolische
Huldigung für die Haus-
frau. Ihr vornehmlich ge-
hört dieser Turm, der im
Obergeschoß das Früh-
stückszimmer enthält, zugleich ihr
intimer Wohnraum. Hier, in ihrem
eigensten Reich, geht die Sonne
auf und unter — darum nämlich,
weil sie auf ihrer täglichen Wan-
derung um den Turm ihren ersten
Morgenstrahl in das östliche der
vier Fenster dieses Rundraumes
schickt, den letzten Strahl in das
westliche.
Sehr reizvoll war es, im Dach-
geschoß die Gästezimmer einzu-
bauen und nach den Wünschen der
Auftraggeber mit besonderemKom-
fort auszustatten. Sie bilden ein,
wenn auch kleines, so doch völlig
abgeschlossenes Logis für sich, um
einen Wohnraum sind zwei Schlaf-
zimmer und das Bad angeordnet.
❖ *
Der teilweise Umbau und dieNeu-
gestaltung der Restaurant- und Ge-
sellschaftsräume von Kastens
Hotel in Hannover war eine
fesselnde Aufgabe. Gefördert wurde
sie durch das große Verständnis des
Hotelbesitzers für die Forderungen
zeitgemäßer raumkünstlerischer Ge-
staltungen, das eine gehobene Schaf-
fensfreudigkeit beim Architekten
bewirkte.
Die Restauranträume selbst konnten grundrißlich in ihren
Ausmaßen und in ihrer Raumfolge belassen werden, die Unter-
schiedlichkeit ihrer beträchtlichen Höhen machte es möglich,
die Säle kubisch zu variieren. Ein größerer Umbau mußte die
erforderlichen Vor- und Nebenräume schaffen, eine geräu-
mige Verbindung der Hotelhalle mit der Wagenanfahrt der
Hofseite. Eine Kleiderablage und Treppenzugänge zu den
Toiletten waren unterzubringen, letztere im Untergeschoß
einzubauen.

Das Programm lautete so, daß alle Säle gemeinsam für den
Betrieb verwendet werden könnten, aber auch jeder Raum
für sich abgetrennt. Das führte zur Anordnung breiter Tür-
öffnungen zwischen sämtlichen Räumen, die durchweg
Schiebetüren erhalten haben. Um die großen Wandöffnungen
zwischen Tanzsaal (im Perspektiveschnitt als „Wintergarten“
bezeichnet) und Kamin-
saal zeitweilig schließen
zu können, sind hierHub-
türen angeordnet, die in
Metallführungen herab-
gelassen werden. Sie
sind gegen den Tanzsaal
als Spiegelflächen in
Metallfassung ausgebil-
det. Sind die Hubtüren
herabgelassen, so wird
im Kaminsaal über diese
ganze Wand ein dekora-
tiver Vorhang vorge-
zogen.
Die künstliche Lüf-
tung, infolge der ver-
schiedenen fensterlosen
Räume besonders wich-
tig, ist eine Umluftan-
lage mit Luftwäscher
(Düsenwäscher).Die Ein-
trittsöffnungen für die im Winter
vorgewärmte, im Sommer abge-
kühlte Zuluft mußten der gegebe-
nen örtlichen Verhältnisse wegen
in die unteren Teile der Wände, mit
Gittern verkleidet, gelegt werden.
Die mäßige Geschwindigkeit und
die sorgfältige Angleichung der Zu-
luft an die Temperatur der Räume
verhindert Zugerscheinungen. Die
Abluft wird durch unsichtbare
Schlitze hinter den Deckenprofilen
abgesaugt. Die ebenfalls absaugen-
den Ventilatoren der Küche schaf-
fen in dem seitlich an den Gast-
räumen entlanglaufenden Servier-
gang soviel Unterdrück der Luft,
daß Küchengerüche in die Säle nicht
eindringen können.
Im Kaminsaal verdeckt dasWand-
gesims die Lichtanlage, die die ge-
wölbte Decke gleichmäßig an-
strahlt. Der Tanzsaal hat bei Tag
natürliches Oberlicht über seine
ganze Deckenfläche, seine künstliche
Beleuchtung, in Form von über der
Staubdecke angebrachten Reflek-
toren, nimmt denselben Weg wie
das Tageslicht.
Die zusammenhängenden Wand-
flächen des Kleinen Wintergartens
legten eine Dekorierung mit Wandmalerei nahe, eine liebens-
würdige Arbeit von Viktor Mezger, Überlingen, und August
Schwarz, Pforzheim.
Mit ihren vorbildlichen kunsthandwerklichen Leistungen,
wie besonders bei der Ausführung der umfangreichen Wand-
täfelungen mit ihren meistermäßig geschnittenen Holzschnitze-
reien, hat die mit der Gesamtausführung betraute Münche-
ner Firma den Architekt bestens unterstützt.
Klaus Hoffmann.

Haus Frhr. v. Varnbüler in Dresden. Gartenseite



Umbau Kastens Hotel in Hannover
Raumfolge des Hotelrestaurants
 
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