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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 27.1928

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Raumkunst auf der Düsseldorfer Kunstausstellung 1928
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https://doi.org/10.11588/diglit.48540#0393

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317


Professor Emil Fahrenkamp, Düsseldorf
Speisezimmer
Ausstellung Deutsche Kunst Düsseldorf 1928

Stile einer solchen Wohnung tatsächlich zu leben? Was der
Gesundung unserer modernen Wohnkultur nottut, sind
zweifellos die künstlerisch einwandfreien Gebrauchsmöbel.
Hier ist wirklich noch sehr wenig überzeugend Gutes vor-
handen, denn auch die Stuttgarter Ausstellung „Die Woh-
nung“ hat in diesem Punkte mehr oder weniger versagt.
Wer sich heute in der Lage befindet, seine Wohnung neu
einzurichten, (ohne daß ihm ein unbegrenzter Geldbeutel
zur Verfügung steht), wird dies stark empfinden.
Das Positive der Düsseldorfer Raumkunstausstellung
liegt zweifellos in der Raumaufteilung und Raumgestaltung
im Ganzen. Hier zeigt sich die fruchtbringende Entwicklung
unserer modernen Architektur, die den Bau von innen
heraus gestalten will. So sind denn auch die Ausstellungs-
räume fast durchweg architektonisch empfunden und offen-
baren sich als Teil eines großen Raumkörpers. Das macht
sich vor allem in der Gruppierung der Fenster und Wände
bemerkbar, durch die wiederum innerhalb des Raumes selbst
bestimmte Raumabteilungen geschaffen werden. Die kon-
ventionelle Ausmöblierung ist entschieden überwunden. Die
Beziehungen der Einzelmöbel in ihrer Anordnung zueinander
und zum Gesamtraume geben dem Ganzen Funktion und
Sinn. Allerdings sind die Versuche, durch farbige Abstufung

die verschiedenen Wände zueinander in Beziehung zu
setzen, noch sehr sporadisch, die konventionelle Einheits-
tapete herrscht doch noch stark vor.
Unsere Abbildungen zeigen einige Beispiele aus der
Düsseldorfer Ausstellung, die die ganze Fragestellung deut-
lich erkennen lassen. Bezeichnend ist es, wie jedes einzelne
Stück an sich gut durchgestaltet ist und seinen besonderen
Reiz ausübt. Dabei ist eine gewisse Vorliebe für originelle
Formen deutlich zu bemerken, die der Einheitlichkeit des
Gesamtbildes etwas Abbruch tut. Doch darf der Einzel-
leistung ihre Anerkennung keineswegs versagt bleiben. Vor
allem ist die Beherrschung des Materials hervorzuheben,
das in den meisten Fällen ausschlaggebend für den Charakter
des betreffenden Zimmers ist. Man steht immer wieder mit
Entzücken vor den einzelnen Möbeln und bewundert die
reiche Wirkung, die lediglich aus der Verarbeitung der
Hölzer und Stoffe erwächst. Über das rein Materielle hinaus
erheben sich einige Raumgestaltungen auch im Formalen
zu besonderer Bedeutung. Hier seien vor allen Dingen die
Arbeiten von W. Riphahn-Köln, E. Fahrenkamp-Düsseldorf,
dessen große Vorhalle noch besondere Beachtung verdient,
ferner die Möbel von Hans Hartl-Essen und H. Gorge-
Wien genannt. Mz.
 
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