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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 27.1928

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Stil und Individualität: zu den Arbeiten von Emanuel Joseph Margold, Darmstadt
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https://doi.org/10.11588/diglit.48540#0527

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Em. Jos. Margold, Darmstadt
Entwurf für das Volksbad in Marburg a. d. Lahn

verbunden. Das sind keine neuen Ideen, sie liegen in der Zeit
und sind bereits mehrfach gestaltet worden. Aber wie Margold
seinerseits das Problem anfaßt und löst, darin zeigt es sich, daß
er der Lösung dieses Zeitproblems persönliche Note zu geben
vermag. Schon die Grundrißanlage läßt erkennen, daß der Archi-
tekt von Grund auf an die Erörterung der Aufgabe herantritt.
Die Gruppierung der Räume ist zu großen Komplexen zusammen-
gefaßt und bietet infolge der ausgiebigen Verwendung großer
Spiegelglaswände neue Möglichkeiten der Raumgestaltung. Im
Außenbau macht sich die Verbindung neuartiger technischer
Lösung mit moderner Horizontal-Gliederung wirkungsvoll geltend.
Die kristallenen Glaswände stehen zu den breitbändrigen Mauer-
flächen in wundervollem Kontrast und verleihen dem Bau dadurch
rein materiell wie auch stilistisch einen besonderen Reiz.
Die gleiche stilsichere Ausdruckskraft offenbart sich in dem
Entwurf für das Volksbad zu Marburg a. d. Lahn. Auch hier ist
durch Kontrastierung eine große Wirkung erreicht. Beherrschend
im Gesamteindruck ist die gewaltige Horizontale als Abschluß des
Erdgeschosses, die die rhythmisch zurückschwingenden Horizontal-
gesimse der Obergeschosse ausklingen lassen. Im Gegensatz
hierzu stehen die drei markanten Vertikalgliederungen über dem
Haupteingang, die als bedeutsame Akzente die monumentale
Steigerung des gesamten Baues bedingen. Interessant ist hier
wiederum die technische Lösung der Bauaufgabe, die in der

Uberwölbung der großen Schwimmhalle das Dykerhoffsche Tonnen-
system vorsieht. Auch bei diesem Bau ist die Einfügung in
die allgemeine stilistische Entwicklung unserer Architektur
offensichtlich, aber ebenso deutlich ist die persönliche Prägung zu
erkennen.
Auch die übrigen abgebildeten Arbeiten lassen diese individuelle
Note unseres Architekten zum Ausdruck kommen. Sei es, daß er
in großzügiger Flächenwirkung die Fassade der Bieberbaulichtspiele
in Frankfurt a. M. aufbaut, oder daß er den Lageplan der künf-
tigen Bauausstellung in Berlin in eindrucksvoller Gruppierung der
Baumassen anlegt. Der Entwurf für das Warenhaus Tietz in Köln
schließt in seiner monumentalen Gestaltung zugleich das Problem
des Hochhauses in sich. Wie bei dem Lageplan der Berliner
Bauausstellung städtebauliche Gesichtspunkte maßgebend waren,
so auch bei diesem Hochhaus, das als Brückenkopf der Kölner
Hängebrücke ausgebildet worden ist und dem Kölner Stadtbild
einen neuen markanten Akzent verleihen soll.
Der moderne Architekt muß zugleich Raumkünstler sein. Auch
für E. J. Margold ist der Innenausbau eines Hauses in gleicher
Weise wie die Außenarchitektur künstlerische Notwendigkeit, die
ihn zur Gestaltung organisch klar aufgebauter Möbel, ausdrucks-
voller Beleuchtungskörper und interessanter Wandbehandlung
führt. So offenbart sich uns in diesem Architekten eine vielseitige,
stilsichere Künstlerpersönlichkeit. K. W.-K.

MOD. BAUFORMEN 28. XI, 2
 
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