462
Oberbaurat Professor Dr. Josef Hoffmann, Wien
Reihenhäuser
Gesellschaft sind großstädtisch, sie sind aber auch wienerisch,
d. h. auf eine blankfarbige und materialechte, geschmackvolle
Weise auch zweckmäßig. Außen Glas und Metall, innen warm-
braune Hölzer, im Cafesaal roter Lack und weißer Marmor mit
wenigem silbernen Streumuster. Schaufenster und Zeltdecke
des Ladens auf hellem Grund bunt und breit bemalt. Da und
dort meisterhaft die Ökonomie des spärlich gegebenen Raumes,
da und dort das Ganze sinnfällig und einladend, um besucht
und gebraucht zu werden. Nicht bürgerlich, sondern welt-
städtisch — also der Entwicklung von Wien einen guten Schritt
voran.
Bei den Entwürfen für ein Reihenhaus und für ein kleines
Hotel auf dem Schneeberg wird alles Schmuckhafte abgestreift,
das Sachliche tritt rein hervor — aber es bleibt die kubisch
einfache Form, die vollkommene Beherrschung des Raumes
in seinen so verschiedenen Maßen, für seine so verschiedenen
Zwecke, es bleibt die durchsichtige Klarheit der Baukörper
und die Schönheit ihrer Verhältnisse. Am Schlichten und am
Eleganten bewährt sich der gleiche reife Geist des ge-
staltenden Meisters. Bedeutender noch zeigt ihn das Projekt
für eine Synagoge in Sillein. Zum erstenmal mit einer solchen
Aufgabe befaßt, die eine Fülle von ungewöhnlichen Schwierig-
keiten mit sich führt, dringt er der Sache auf den Grund, löst
sie einfach, leicht und heiter und gibt endlich einmal — statt
der Kuppel, die eine irrige und uneigentümliche Tradition
fordert — mit dem glasgedeckten Zeltbau eine neue glück-
liche und sinnige Form.
Max Eisler.
Erdgeschoß-Grundriß des Hotels auf dem Schneeberg (vgl. Seite 461)
Oberbaurat Professor Dr. Josef Hoffmann, Wien
Reihenhäuser
Gesellschaft sind großstädtisch, sie sind aber auch wienerisch,
d. h. auf eine blankfarbige und materialechte, geschmackvolle
Weise auch zweckmäßig. Außen Glas und Metall, innen warm-
braune Hölzer, im Cafesaal roter Lack und weißer Marmor mit
wenigem silbernen Streumuster. Schaufenster und Zeltdecke
des Ladens auf hellem Grund bunt und breit bemalt. Da und
dort meisterhaft die Ökonomie des spärlich gegebenen Raumes,
da und dort das Ganze sinnfällig und einladend, um besucht
und gebraucht zu werden. Nicht bürgerlich, sondern welt-
städtisch — also der Entwicklung von Wien einen guten Schritt
voran.
Bei den Entwürfen für ein Reihenhaus und für ein kleines
Hotel auf dem Schneeberg wird alles Schmuckhafte abgestreift,
das Sachliche tritt rein hervor — aber es bleibt die kubisch
einfache Form, die vollkommene Beherrschung des Raumes
in seinen so verschiedenen Maßen, für seine so verschiedenen
Zwecke, es bleibt die durchsichtige Klarheit der Baukörper
und die Schönheit ihrer Verhältnisse. Am Schlichten und am
Eleganten bewährt sich der gleiche reife Geist des ge-
staltenden Meisters. Bedeutender noch zeigt ihn das Projekt
für eine Synagoge in Sillein. Zum erstenmal mit einer solchen
Aufgabe befaßt, die eine Fülle von ungewöhnlichen Schwierig-
keiten mit sich führt, dringt er der Sache auf den Grund, löst
sie einfach, leicht und heiter und gibt endlich einmal — statt
der Kuppel, die eine irrige und uneigentümliche Tradition
fordert — mit dem glasgedeckten Zeltbau eine neue glück-
liche und sinnige Form.
Max Eisler.
Erdgeschoß-Grundriß des Hotels auf dem Schneeberg (vgl. Seite 461)