64
nsere <|>ilder.
-"^vf.
ker Glanz schöner Fraucnaugen hat von jeher die Phantasie der Dichter Empfänglichkeit beschränkt, der sicher keiner grossen Wandelung fähig ist. Die
und Künstler beschäftigt. Farben und Worte versagen gleicher Weise Reizmittel wechseln mit den Formen des Genusses, das Lustresultat bleibt
in der Schilderung wechselvoll bewegten Seelenlebens, wie es sich im ungefähr dasselbe. Das Sprüchwort „Wie die Alten sungen, so zwitschern die
Auge spiegelt. Blaue Augen sind nicht immer treue, graue nicht immer Jungen" gilt nicht nur für die verschiedenen Lebensstufen, es hat auch cultur-
kluge, schwarze nicht immer leidenschaftliche Augen. Vielleicht ist gerade das geschichtliche Bedeutung. „Eine Wirthstafel zur Zeit unserer Grosseltern", wie
Auge mit seinem vom Moment abhängigen Ausdruck am wenigsten geeignet, das sie A. Perez schildert, unterscheidet sich von einer modernen Table d'Hotc
Stabile im Frauencharakter zu bestimmen. Wenn Benjamin Constant seinen nur durch das Costüm. Statt des Eisenbahnzuges hält draussen die schwer-
weiblichen Studienkopf „Schwarze Diamanten" nennt, so will er mit dieser Be- fällige Postkalcsche, drinnen aber geniesst ganz so wie heute der Schlemmer
Zeichnung sicher mehr andeuten, als den dunklen Glanz, der von den Augen seinen saftigen Braten, während sein Nachbar im Vollbewusstsein seiner Wohl-
seines Modells ausgeht. Es liegt etwas seltsam Anziehendes und doch Gefahr erzogenheit, gleichgültig zierlich den Löffel zum Munde führend, mitleidig auf
Drohendes in diesem kräftig gerundeten Gesicht mit dem sinnlichen Munde, den den gierigen Schwelger hinabblickt. Was dem Einen der Gaumen-, das ist dem
vibrirenden Nasenflügeln und den schräg gestellten Brauen. Andern der Eitelkeitskitzel. Wer mag der Glücklichere sein?
Auch bei dem „Abschied", den Herrmann Pleuer schildert, mag es sich Wahres Glück liegt vielleicht nur im freien, von dem Zweckbegriff los-
um tieferes Leid handeln, als um eine vorübergehende Trennung. Das junge gelösten Spiel aller Kräfte, im zwanglosen Aufgebot des gesammten Könnens.
Paar, das da Lippe auf Lippe presst, dessen Hände sich zu letztem Drucke in der Uebung der Kunst. Es giebt Meisterwerke, an denen die Kritik herum-
suchen, hat wohl kaum auf den Segen der Eltern zu rechnen, der den Kindern deutelt, weil sie nicht weiss, woher ihr festliches, göttlich sorgloses Prangen
nach beglaubigten Nachrichten Häuser bauen soll. Der ärmliche, auf dem Fuss- stammt. Meister Tizian feiert seinen höchsten Triumph in der Darstellung eines
boden stehende Leuchter mit der erloschenen Kerze, das fahl durch die Flügelthür schönen üppigen Weibes, das man gemeinhin als seine Tochter Lavinia bezeichnet,
hereindringende Morgenlicht, weisen auf ein verstohlenes Zusammensein hin, Er hat sie mehrfach gemalt, bald ein Schmuckkästchen, bald einen Fruchtkorb
das dem Scheiden für immer vorausgeht, wie es Familienrücksichten zu gebieten in den erhobenen Armen tragend, aber immer geht von ihrem Bilde jenes gött-
pflegen, wenn auch ein paar junge Herzen darüber brechen wollen. liehe, vom Irdischen losgelöste Strahlen aus. War sie wirklich seine Tochter?
So ernsthaft nahmen es Männlein und Weiblein des classischen Alterthums Auch Ernst Klimt lässt das Räthsel in seiner Bildgruppe „Tizian und Lavinia"
nicht mit der Liebe. Sie erschien ihnen nur als ein schätzenswerther Theil des ungelöst. Ob Tochter oder Geliebte, jedenfalls war die Schönheit gerade dierr«-.
Daseinsrausches, mit dem man sich forttäuschte über Sterben und Vergehen. Die Weibes für den Meister die ewige Quelle glücklicher Schaffensfreude, aus der
antike Welt versinkt im bacchantischen Sinnentaumel in wahllose Genusssucht. In sonnig prangende Kunstwerke geboren werden.
einem „Römischen Bacchanale", wie es Kotarbinski darstellt, fanden alle Leiden- Ueber der Menschheit Lust und Leid, über ihr Dulden und Schaffen streift
Schäften Befriedigung. Rosen umkränzten die Stirnen der Zecher, um deren gleichgültig die Hand der Natur dahin, ihre Spuren verwischend. Die Pharaonen
Nacken sich die Arme schöner Weiber schlangen, während die Hand gleichzeitig glaubten ihr Wirken zu verewigen durch mächtig aufragende Pyramiden und
den Würfelbecher schüttelte. Und wenn die ersten Gäste todtmüde in die Polster schweigsame Riesensphinxe, aber die Denkmale verwehen im Wüstensande, und
zurücksanken, führte die Barke unter Cimbelklang und jubelndem Zuruf neue um die verwitternden Steine streicht das Löwenpaar, gierig aufschauend zu dem
Schwelger hei bei zur Thcilnahme am endlosen Gastmahl. Geier, dessen Kreisen lohnende Beute vciheisst. „Eine Nacht in der Wüste",
Ob sich das über die ganze Menschheit vertheilte Glücksquantum jemals wie sie G. Wertheimer malt, predigt in ihrer mondb^strahlten Einsamkeit
vermehrt oder vermindert? Die Lustempfindung ist durch den Grad der die Lehre von der Eitelkeit aller Dinge. Vanitas Vanitatum Vanitas!
Die Hauptfront des Reichstagsgebäudes. Nach einer Photographie von A. Schwarz, Hofphotograph, Berlin.
nsere <|>ilder.
-"^vf.
ker Glanz schöner Fraucnaugen hat von jeher die Phantasie der Dichter Empfänglichkeit beschränkt, der sicher keiner grossen Wandelung fähig ist. Die
und Künstler beschäftigt. Farben und Worte versagen gleicher Weise Reizmittel wechseln mit den Formen des Genusses, das Lustresultat bleibt
in der Schilderung wechselvoll bewegten Seelenlebens, wie es sich im ungefähr dasselbe. Das Sprüchwort „Wie die Alten sungen, so zwitschern die
Auge spiegelt. Blaue Augen sind nicht immer treue, graue nicht immer Jungen" gilt nicht nur für die verschiedenen Lebensstufen, es hat auch cultur-
kluge, schwarze nicht immer leidenschaftliche Augen. Vielleicht ist gerade das geschichtliche Bedeutung. „Eine Wirthstafel zur Zeit unserer Grosseltern", wie
Auge mit seinem vom Moment abhängigen Ausdruck am wenigsten geeignet, das sie A. Perez schildert, unterscheidet sich von einer modernen Table d'Hotc
Stabile im Frauencharakter zu bestimmen. Wenn Benjamin Constant seinen nur durch das Costüm. Statt des Eisenbahnzuges hält draussen die schwer-
weiblichen Studienkopf „Schwarze Diamanten" nennt, so will er mit dieser Be- fällige Postkalcsche, drinnen aber geniesst ganz so wie heute der Schlemmer
Zeichnung sicher mehr andeuten, als den dunklen Glanz, der von den Augen seinen saftigen Braten, während sein Nachbar im Vollbewusstsein seiner Wohl-
seines Modells ausgeht. Es liegt etwas seltsam Anziehendes und doch Gefahr erzogenheit, gleichgültig zierlich den Löffel zum Munde führend, mitleidig auf
Drohendes in diesem kräftig gerundeten Gesicht mit dem sinnlichen Munde, den den gierigen Schwelger hinabblickt. Was dem Einen der Gaumen-, das ist dem
vibrirenden Nasenflügeln und den schräg gestellten Brauen. Andern der Eitelkeitskitzel. Wer mag der Glücklichere sein?
Auch bei dem „Abschied", den Herrmann Pleuer schildert, mag es sich Wahres Glück liegt vielleicht nur im freien, von dem Zweckbegriff los-
um tieferes Leid handeln, als um eine vorübergehende Trennung. Das junge gelösten Spiel aller Kräfte, im zwanglosen Aufgebot des gesammten Könnens.
Paar, das da Lippe auf Lippe presst, dessen Hände sich zu letztem Drucke in der Uebung der Kunst. Es giebt Meisterwerke, an denen die Kritik herum-
suchen, hat wohl kaum auf den Segen der Eltern zu rechnen, der den Kindern deutelt, weil sie nicht weiss, woher ihr festliches, göttlich sorgloses Prangen
nach beglaubigten Nachrichten Häuser bauen soll. Der ärmliche, auf dem Fuss- stammt. Meister Tizian feiert seinen höchsten Triumph in der Darstellung eines
boden stehende Leuchter mit der erloschenen Kerze, das fahl durch die Flügelthür schönen üppigen Weibes, das man gemeinhin als seine Tochter Lavinia bezeichnet,
hereindringende Morgenlicht, weisen auf ein verstohlenes Zusammensein hin, Er hat sie mehrfach gemalt, bald ein Schmuckkästchen, bald einen Fruchtkorb
das dem Scheiden für immer vorausgeht, wie es Familienrücksichten zu gebieten in den erhobenen Armen tragend, aber immer geht von ihrem Bilde jenes gött-
pflegen, wenn auch ein paar junge Herzen darüber brechen wollen. liehe, vom Irdischen losgelöste Strahlen aus. War sie wirklich seine Tochter?
So ernsthaft nahmen es Männlein und Weiblein des classischen Alterthums Auch Ernst Klimt lässt das Räthsel in seiner Bildgruppe „Tizian und Lavinia"
nicht mit der Liebe. Sie erschien ihnen nur als ein schätzenswerther Theil des ungelöst. Ob Tochter oder Geliebte, jedenfalls war die Schönheit gerade dierr«-.
Daseinsrausches, mit dem man sich forttäuschte über Sterben und Vergehen. Die Weibes für den Meister die ewige Quelle glücklicher Schaffensfreude, aus der
antike Welt versinkt im bacchantischen Sinnentaumel in wahllose Genusssucht. In sonnig prangende Kunstwerke geboren werden.
einem „Römischen Bacchanale", wie es Kotarbinski darstellt, fanden alle Leiden- Ueber der Menschheit Lust und Leid, über ihr Dulden und Schaffen streift
Schäften Befriedigung. Rosen umkränzten die Stirnen der Zecher, um deren gleichgültig die Hand der Natur dahin, ihre Spuren verwischend. Die Pharaonen
Nacken sich die Arme schöner Weiber schlangen, während die Hand gleichzeitig glaubten ihr Wirken zu verewigen durch mächtig aufragende Pyramiden und
den Würfelbecher schüttelte. Und wenn die ersten Gäste todtmüde in die Polster schweigsame Riesensphinxe, aber die Denkmale verwehen im Wüstensande, und
zurücksanken, führte die Barke unter Cimbelklang und jubelndem Zuruf neue um die verwitternden Steine streicht das Löwenpaar, gierig aufschauend zu dem
Schwelger hei bei zur Thcilnahme am endlosen Gastmahl. Geier, dessen Kreisen lohnende Beute vciheisst. „Eine Nacht in der Wüste",
Ob sich das über die ganze Menschheit vertheilte Glücksquantum jemals wie sie G. Wertheimer malt, predigt in ihrer mondb^strahlten Einsamkeit
vermehrt oder vermindert? Die Lustempfindung ist durch den Grad der die Lehre von der Eitelkeit aller Dinge. Vanitas Vanitatum Vanitas!
Die Hauptfront des Reichstagsgebäudes. Nach einer Photographie von A. Schwarz, Hofphotograph, Berlin.