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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 9.1895

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K., E.: Die Hochzeit des Fürsten Radolin
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Unsere Bilder, [7]
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https://doi.org/10.11588/diglit.19627#0248

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ocbzeit d ödsten lladolin. $l

[Nachdruck verboten.]

nter den Vermählungsfeierlichkeiten, die im Laufe der letzten Jahre Vor dem Haupteingange der Kirche hatten die Schützen Ober-Glogau's

im deutschen High-life stattgefunden, war wohl keine glänzender, in Uniform und mit der Fahne Aufstellung genommen. Equipage auf

als die des Fürsten Hugo von Radolin-Radolinski, Ober- Equipage rollte nun heran und bald füllte sich das dämmerige Halbdunkel

Truchsesses des Kaisers, des gegenwärtigen deutschen Botschafters am des hohen, säulengeschmückten Kirchenschiffes mit duftigen Damentoiletten

Petersburger Hofe. Die Braut war die Comtesse Johanna von Oppers- und schimmernden Uniformen. Als Brautjungfrauen fungirten ausser den

dorff, Schwester des Reichsgrafen Hans von Oppersdorff, Majorats- drei Schwestern der Braut, Comtess Praschma und Fräulein Emilie von

herrn auf Ober-Glogau. Ein imposanter Kreis von Verwandten und Freunden Greindl in einfachen, lichtfarbigen Gewändern. Kurz vor 11 Uhr kam der

des angesehenen Hauses hatte sich zu der Trauungsceremonie eingefunden: Kaiser in einem Viererzuge mit Vorreiter in Begleitung des Bräutigams,

Prinz Biron von Kurland, Herzog von Ratibor, Herzog von Dino, Fürsten Radolin, angefahren, schwang sich elastisch aus dem Wagen und

Graf Talleyrand, die Grafen Harrach, Praschma, Seherr-Thoss, schritt den Haupteingang entlang zu seinem neben dem Altar unter einem

Orlowski, Königsmark, von der Goltz, Kanitz, von Lewinsky, kostbaren Baldachin aufgeschlagenen Ehrensitz. Gleich darauf betrat auch

Commandeur des sechsten Armeecorps, von Seydewitz, Oberpräsident die Braut am Arm ihres Bruders, des Reichsgrafen Hans von Oppersdorff,

in Schlesien u. a. m. die Kirche. Für das festliche Gewoge der eigentlichen Hochzeitsgäste

Eine ganz besondere Auszeichnung wurde dem Brautpaar durch die war das Presbyterium reservirt.
Anwesenheit des Kaisers zu Theil. Kaiser Wilhelm wollte es sich nicht Der majestätische Prunk des katholischen Gottesdienstes, das Flimmern
nehmen lassen, dem von seinem Vater und ihm wiederholt ausgezeichneten der duftenden Wachskerzen, das Blinken der Goldzierrathe und des kost-
Hofmann und Diplomaten in seiner weihevollsten Lebensstunde zur Seite baren Altarschmuckes, das Wallen der Weihrauchwolken durch die hohen
zu stehen und war bereits am Vorabend der Feier auf Schloss Ober-Glogau ernsten Räume, der schöne, feierliche Gesang, endlich das würdige, ein-
eingetroffen. Da dieser Kaiserliche Besuch einen rein privaten Charakter drucksvolle Auftreten des Fürstbischofs — alles das vereinigte sich, um
trug, so fiel jedes Ceremoniell und Gepränge fort. Der Herrscher machte über diese vornehme Trauung, diese ausgewählte Festgesellschaft noch
es sich mit gewohnter Jovialität auf dem schönen Schlosse bequem und einen ganz besonderen Nimbus zu verbreiten. Dr. Kopp betrat, unter
genoss mit vollem Behagen den Ausblick vom westlichen Balcon, von wo dem Vorantritt von vierzehn Geistlichen und unter einem von Chorknaben
aus das Auge über das liebliche Hotzenplotzthal mit seinen üppigen getragenen Thronhimmel um 11 Uhr die Kirche. Nach Schluss des Ge-
Feldern, saftigen Wiesen und freundlichen Ortschaften, und weit über den sanges „O bone Jesu!" begann er seine Ansprache, die unter einem Hin-
blitzenden Silberstreifen des Flusses bis zu den blauen Bergen des Alt- weis auf die Anwesenheit des Kaisers in tiefempfundenen Worten die
vatergebirges hinausschweift. Bedeutung der Feier in allgemeinem und besonderem Sinne hervorhob.

Erst das Erscheinen des wachthabenden Öfficiers mit dem Wacht- Nach einer sogenannten „stillen Messe" schloss die Feier mit dem fürst-

rapport erinnerte den Monarchen an die strengen Regeln militärischer bischöflichen Segen ab.

Etikette. Lächelnd bemerkte er: „Zwölf Husaren auf Wache? Nun, da Wir erwähnen noch, dass Graf Hans Oppersdorff während des Hoch-
werde ich wohl nicht gestohlen werden!" zeitsmahles eine huldigende Ansprache an den Kaiser richtete, in welcher
Unter den verschiedenen Episoden der Festlichkeit war die kirchliche er hervorhob, dass Stadt und Schloss Ober-Glogau seit Friedrichs des
Trauung des Brautpaares in der katholischen Pfarrkirche durch den Fürst- Grossen Tagen zum ersten Mal die Freude erlebten, den Landesherrn in
bischof von Breslau, Dr. Kopp, nicht bloss die feierlichste, sondern auch ihren Mauern zu sehen, und dass in seinem Schlosse seit mehr als hundert
die äusserlich glanzvollste. Jahren zum ersten Male wieder eine Hochzeit begangen würde. E. K.

flnsere <f>ilder.

\cr Pflicht, dem Jubeljahre der Errichtung des Deutschen Kaiserreiches wissen, sie hält sich an den Fahneneid, den sie geschworen. „Lustig gelebt und

gerecht zu werden, glaubten wir nicht besser genügen zu können, als in- selig gestorben, heisst dem Teufel die Rechnung verdorben",

dem wir unseren Lesern das Lebensbild eines der begeistertsten Herolde Auch der räuberische Anfall des „Teckels auf die Ente" lässt keinen tödtlichen

des deutschen Waffenruhmes durch seinen Sohn entwerfen Hessen. In Georg Ausgang befürchten. E. Wünsche's Broncegruppe ist ein Brunnenornament,

Bleibtreu's Malcrauge erscheint das grosse Jahr künstlerisch verklärt. Vom bei der nicht Blut flicssen soll, sondern harmloses Wasser.

Feldherrn bis zum gemeinen Soldaten herunter, ist alles von einer Begeisterung * # *

durchloht, die keinen wuth- oder schmerzverzerrten Gesichtsausdruck zulässt und Im Gegensatz zu dem wilden Schlachtgetümmel sind die übrigen Kunst-
selbst die wildeste Kämpferstellung veredelt. Ganz anders auf Harrington- bcilagen und Textillustrationen zum grossen Theil von dem unerschöpflichen
Mann's Schlachtenbilde. Die Schlacht von Killiecrankie ist eins der Thema des Weibes beherrscht. Dem Orientalen ist die Frau ein Spielzeug in
interessantesten Ereignisse der romantischen Geschichte der Schottischen Hoch- müssigen Stunden, und sie ist zufrieden mit ihrem Geschick. Conrad Kiesel's
lande. Was die kampflustigen Clans der Macdonald's und Campbell's nach der „Favoritin" verschwendet ihren Ueberschuss an Liebesbedürfhiss an die Tauben,
Entthronung der Stuarts an einander hetzte, war eine Mischung von Glaubens- die am Rande der Cisterne umherflattern, und vergisst über dem anmuthigen
eifer, Anhänglichkeit an das vertriebene Herrscherhaus, Stammeshass und Raub- Getändel die hohen Mauern, die ihr die Welt jenseits des Harems verschliessen,
lust. Früh am Nachmittag wurden die „Königlichen" durch den Ruf aufgeschreckt, ulld Tito-Conti's „Odaliske" lacht, das von einem Tuche umhüllte Köpfchen
dass die Hochländer nahten. In kurzer Zeit war der Kamm der Anhöhen mit auf die Hände gestützt, über eine auf dem Polster liegende Rose fort aus dem
Mützen und Plaids bedeckt. Die Hochländer legten ihre Plaids ab. Ehe die Nieder- Bilde heraus mit blitzenden Zähnen und lockenden Augen,
länder noch die Bajonette aufpflanzen konnten, war die ganze Fluth der * »

Macdonald's, Mac Leaij's und Cameron's heran. In zwei Minuten war das Schick- Musikalisch klingt unsere Bildersymphonie aus. Walter Firle schildert in

sal der Schlacht entschieden. Die Reihen der Infanterie waren wie fortgefegt, seiner „Gesangprobe" ein holländisches Dorfinterieur. Kühles Tageslicht um-

das breite Schwert der Hochländer, der Cla^more, wüthete in den Reihen der fluthet die von den charakteristischen Häubchen umrahmten Gesichtchen der jungen

Fliehenden und ein Strom von Rothröcken und Tartans raste das Thal hinunter Schönen, die sich mit vollem Eifer ihrer Aufgabe widmen. Denn vor der Claviatur

nach der Schlucht von Killiecrankie. sitzt sicher der gestrenge Dorfschulmeister und Cantor, um jeden Misston zu rügen.

Der Krieg hat auch seine tröhliche Seite. „Das lustige Paar" aus Fridcri- Im milden Abendlicht, goldig im Wasserdunst verschwimmend, liegt Venedig
cianischer Zeit, das Robert Warthmüller mit bester Laune gemalt, ist fried- auf P. Gabrini's Bilde „Ave Maria" hinter uns. Leise gleiten die zurück-
lich gestimmt. Aus ihm lacht der ganze Uebermuth einer Soldatesca, der das kehrenden Schifferboote dahin. Da tönt von den Glockenthürmen Venedig's ein
Lager die Heimath ist, die sich für den grossen König schlägt, weil er sie zum leisesLäuten herüber. Die Hände des Bootsführers lassen das Ruder sinken, ziehen
Siege führt. Sie iragt nicht viel, um was es sich handelt. Der König muss es die Mütze von dem Kraushaar und falten sich zum Gebet an die Mutter Gottes.
 
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