MODERNE KUNST.
Bluraenballet. Originalzeichnung von A. Äckermark.
sehen und damit eines der prächtigsten es sei denn der lang herabwallende Schnurrbart, diese Freude der Götter.
Ballets, die jemals vergessen Hessen, dass Freundlich wendet sich, ehe das Spiel beginnt — so wird erzählt —,
auf der Manege auch holdere Künste zu Pink-Pink an Hap-Tschi und bemerkt mit dem blühenden Witze seines
erblühen vermögen, als nur jene edler Voll- Geistes: „Wahrlich, Du Blume der Mandarinen, fast so gern seh' ich mir
bluthcngste und ihrer Meister . . . solchen Ulk an wie eine Hinrichtung, bei der Du selbst in so spasshafter,
^ s selbst den Gerichteten erfreulicherweise den Streich führst!" Und Hap-
Tschi, hingerissen von solcher Gnade, verbeugt sich und denkt in seinem
Bald, nachdem die Nacht hereingebro- Innern: „Wenn nicht Alles trügt, so bekomme ich sie diesmal, die gelbe
eben war — damit beginne ich wieder aus den Jacke Pink-Pink's, die letzte Auszeichnung, die mir fehlt!"
Berichten der Pekinger Blätter zu citiren — be- Während dieses Gespräch geführt wurde, sind die Gaukler herein-
gann der Thurm der Pagode, welche zu dem gestürmt. Freilich haben sie einen seltsamen Weg wählen müssen, denn
Palaste des edlen Mandarin's gehört, von hunder- vor dem Thore harrt ein Riese von unheimlicher Grösse, durch dessen
ten bunter Lichter zu erglühen, die auch die für Stelzenbeine die bezopfte Schaar hindurchschlüpfen muss, um den Hof
den Kaiser und sein Gefolge bestimmte Galerie zu erreichen. Hier aber entwickelt sich nun ein lustiges Treiben. Was
beleuchteten. Auf dem mit kostbaren Teppichen das Auge sonst einzeln schaut an Künsten des Turners, des Athleten,
belegten Hofe, der sich unterhalb der Galerie aus- des Jongleurs, Seiltänzers und Equilib.risten, das bietet sich hier dem Blick
dehnt, flammte es auf von magischem Schein. Zu- gleichzeitig in verblüffender Fülle. Da rollt ein auf dem Rücken liegender
gleich eröffneten sich die weiten Thore und herein Mann unermüdlich und mit unglaublicher Schnelligkeit ein Fass mit seinen
traten, angethan in die kostbarsten Gewänder, behenden Füssen in der Luft herum, dort benutzt ein Tollscheinender
Hap-Tschi und seine Gäste, geführt von einer seinen rasirten Kopf dazu, um einen ungeheuren Gummiball in die Höhe
Reiterschaar und begleitet von einem Dienerheere, springen zu lassen, an senkrecht getragenen Stangen klettern kühne Spazier-
dass sich zu Boden wirft und den Staub der Erde gänger vergnügt empor, als wüssten sie, dass Hap-Tschi ihnen wirklich
mit der Stirn berührt, als jetzt der Sohn des Hirn- den bedungenen Lohn auszahlen würde, während ein niedliches Fräulein
mels, in goldstrotzender Sänfte sitzend, herein- auf dem Seile tanzt und zwei noch niedlichere hoch oben auf schweben-
getragen wird und seine in Ehrfurcht ersterbenden dem Trapez nur dazu vorhanden zu sein scheinen, damit die Blüthe des
Knechte mit einem leichten Neigen des Kopfes Weltalls, wenn er emporsähe, auch dort sein Auge erfreuendes Tricot
begrüsst, das für Vornehm und Gering das Zeichen gewahre. Und der grosse Pink-Pink, der den Blick erhebt, so oft er nach-
ist, sich zu erheben und Raum zu schaffen für denkt, denkt heute viel und anhaltend nach. Aber ehe ihn die ungewohnte
das bereits ungeduldig harrende Volk der Gaukler. Beschäftigung ermüdet hat, sind die Künstler wie der Blitz verschwunden
Der Sohn des Himmels geruht dann persönlich die und andere Gestalten trippeln zwischen den Beinen des possirlichen Riesen
Galerie zu erklettern und daselbst neben der hold- hervor, lustigere und zierlichere, von kurzen, ganz kurzen Gazeröckchen
- seligen Pank-Pank Platz zu umflatterte Mädchen, die Pink-Pink veranlassen, seine tiefen Gedanken
nehmen, während die Grossen wiederum der Erde zuzuwenden. Wie die Schmetterlinge flattern sie da-
des Reiches sich an der Zopf- hin, so leicht und buntfarbig wie diese, huschen in graziösem Tänzeln
scite des mächtigen Herrschers durcheinander, kopfnickend und ihre Zeigefinger gleich dünnen Stöckchen
gruppiren, den im Anblick des hebend und senkend, um dann in Gruppen zu erstarren, über welche
Schauspiels nichts mehr stört, bengalische Flammen ihre Lichtfiuthen ergiessen. Der allmächtige Herrscher
I
Gaukler und Tanzerinnen.
Bluraenballet. Originalzeichnung von A. Äckermark.
sehen und damit eines der prächtigsten es sei denn der lang herabwallende Schnurrbart, diese Freude der Götter.
Ballets, die jemals vergessen Hessen, dass Freundlich wendet sich, ehe das Spiel beginnt — so wird erzählt —,
auf der Manege auch holdere Künste zu Pink-Pink an Hap-Tschi und bemerkt mit dem blühenden Witze seines
erblühen vermögen, als nur jene edler Voll- Geistes: „Wahrlich, Du Blume der Mandarinen, fast so gern seh' ich mir
bluthcngste und ihrer Meister . . . solchen Ulk an wie eine Hinrichtung, bei der Du selbst in so spasshafter,
^ s selbst den Gerichteten erfreulicherweise den Streich führst!" Und Hap-
Tschi, hingerissen von solcher Gnade, verbeugt sich und denkt in seinem
Bald, nachdem die Nacht hereingebro- Innern: „Wenn nicht Alles trügt, so bekomme ich sie diesmal, die gelbe
eben war — damit beginne ich wieder aus den Jacke Pink-Pink's, die letzte Auszeichnung, die mir fehlt!"
Berichten der Pekinger Blätter zu citiren — be- Während dieses Gespräch geführt wurde, sind die Gaukler herein-
gann der Thurm der Pagode, welche zu dem gestürmt. Freilich haben sie einen seltsamen Weg wählen müssen, denn
Palaste des edlen Mandarin's gehört, von hunder- vor dem Thore harrt ein Riese von unheimlicher Grösse, durch dessen
ten bunter Lichter zu erglühen, die auch die für Stelzenbeine die bezopfte Schaar hindurchschlüpfen muss, um den Hof
den Kaiser und sein Gefolge bestimmte Galerie zu erreichen. Hier aber entwickelt sich nun ein lustiges Treiben. Was
beleuchteten. Auf dem mit kostbaren Teppichen das Auge sonst einzeln schaut an Künsten des Turners, des Athleten,
belegten Hofe, der sich unterhalb der Galerie aus- des Jongleurs, Seiltänzers und Equilib.risten, das bietet sich hier dem Blick
dehnt, flammte es auf von magischem Schein. Zu- gleichzeitig in verblüffender Fülle. Da rollt ein auf dem Rücken liegender
gleich eröffneten sich die weiten Thore und herein Mann unermüdlich und mit unglaublicher Schnelligkeit ein Fass mit seinen
traten, angethan in die kostbarsten Gewänder, behenden Füssen in der Luft herum, dort benutzt ein Tollscheinender
Hap-Tschi und seine Gäste, geführt von einer seinen rasirten Kopf dazu, um einen ungeheuren Gummiball in die Höhe
Reiterschaar und begleitet von einem Dienerheere, springen zu lassen, an senkrecht getragenen Stangen klettern kühne Spazier-
dass sich zu Boden wirft und den Staub der Erde gänger vergnügt empor, als wüssten sie, dass Hap-Tschi ihnen wirklich
mit der Stirn berührt, als jetzt der Sohn des Hirn- den bedungenen Lohn auszahlen würde, während ein niedliches Fräulein
mels, in goldstrotzender Sänfte sitzend, herein- auf dem Seile tanzt und zwei noch niedlichere hoch oben auf schweben-
getragen wird und seine in Ehrfurcht ersterbenden dem Trapez nur dazu vorhanden zu sein scheinen, damit die Blüthe des
Knechte mit einem leichten Neigen des Kopfes Weltalls, wenn er emporsähe, auch dort sein Auge erfreuendes Tricot
begrüsst, das für Vornehm und Gering das Zeichen gewahre. Und der grosse Pink-Pink, der den Blick erhebt, so oft er nach-
ist, sich zu erheben und Raum zu schaffen für denkt, denkt heute viel und anhaltend nach. Aber ehe ihn die ungewohnte
das bereits ungeduldig harrende Volk der Gaukler. Beschäftigung ermüdet hat, sind die Künstler wie der Blitz verschwunden
Der Sohn des Himmels geruht dann persönlich die und andere Gestalten trippeln zwischen den Beinen des possirlichen Riesen
Galerie zu erklettern und daselbst neben der hold- hervor, lustigere und zierlichere, von kurzen, ganz kurzen Gazeröckchen
- seligen Pank-Pank Platz zu umflatterte Mädchen, die Pink-Pink veranlassen, seine tiefen Gedanken
nehmen, während die Grossen wiederum der Erde zuzuwenden. Wie die Schmetterlinge flattern sie da-
des Reiches sich an der Zopf- hin, so leicht und buntfarbig wie diese, huschen in graziösem Tänzeln
scite des mächtigen Herrschers durcheinander, kopfnickend und ihre Zeigefinger gleich dünnen Stöckchen
gruppiren, den im Anblick des hebend und senkend, um dann in Gruppen zu erstarren, über welche
Schauspiels nichts mehr stört, bengalische Flammen ihre Lichtfiuthen ergiessen. Der allmächtige Herrscher
I
Gaukler und Tanzerinnen.