12S
MODERNE KUNST.
tcnuc, um ihnen anzudeuten, dass
sie sich ganz en famille fühlen
sollen. Nicht wahr, mein gnädiges
Fräulein?"
Leo erwiderte nichts. Sie
sprach während des Essens über-
haupt kein Wort. Es war, als ob
das Monocle auf dem Stuhl neben
ihr gar nicht vorhanden wäre.
Erst beim Dessert horchte sie aut.
Herr Anton Wichers erzählte von
seinen Weltreisen. Er hatte halb
Asien zu Pferde durchstreift und
war Dank seiner Reitkunst allen
Verfolgungen von Arabern, Tscher-
kessen und Tartaren entronnen.
In Leo"s Augen blitzte es auf.
„Sie lieben den Sport?"
Er reckte sich hoch empor.
„Nur den Sport, Gnädigste!
Durch ihn allein unterscheidet sich
ja ein Gentleman von Sonntags-
reitern, Sonntagsjägern, Sonntags-
ruderern und Sonntagstouristen!"
Leo lachte kichernd und be-
trachtete seine weissen, weibischen
Hände mit den langen Nägeln.
„Ja ja, durch nichts sonst!
Gott sei Dank, dass heute nicht
Sonntag ist! Wie wär's Papa,
wenn Du uns zum Nachmittag
Deine beiden Reitpferde liehest?"
Herr von Rocholl nickte zu-
stimmend, und Herr Anton Wichers
fuhr enthusiasmirt in die Höhe.
„Sie reiten, gnädiges Fräulein?"
Sie schlug vor seinem Monocle
die Augen nieder.
„Nur ein ganz klein wenig!
Aber wenn es hübsch langsam
ginge, und Sie mich ein Bischen
anleiten würden ..."
-^^mSm^m^^^^m^^m^^ „Mit Vergnügen! Kenne Reit-
sport ganz genau! Habe ja in
Amerika berühmtesten Cowboy um
Das Monocle verschwand nach oben und llEfeWlMB^ drei Nasenlängen geschlagen!"
eine Stimme sprach, eine Stimme — 1 '||f,,: /-',J"'i"'"'ij/j'."!!'!!jj|B : ■" Eine Stunde später ritten sie
„Reizend! So ländlich, so sans gene! Sie j!I'iji1« • $täw IwPfIP^ M'rifä* 1 ' WW neben einander zum Hofthor hin-
glauben nicht, verehrter Herr Baron, wie das i ''!''' ^J^'*,| j iM^x^jJ^j. .• aus: Herr Anton Wichers im
erquickt nach dem ewig Hautgout!" J ^;ii:;§H,"J ' |§f'! ^ ':''?r % Frack, Cylinder und glanzledernen
Leo fuhr zurück und ihre Augen schnellten Reitstiefeln mit silbernen Sporen
zu seinem Gesicht empor. Er starrte sie siege- auf Herrn von Rocholl's jungem,
risch durch das Monocle an und seine Rechte griff nach einer Birne; feurigen Rapphengste Rhadamant, und Leo in dem ehemaligen Reitkleide
in die leere Luft ihrer Mutter, das seit deren erstem misslungenen Versuch in einem Koffer
Denn die drei Birnen lagen nun unten auf dem neuen Smyrnateppich geschlummert hatte, auf Lisa, der englischen Halbblutstute,
und der neue silberne Präsentirteller lag daneben, und das Fräulein von Herr Anton Wichers lächelte fortwährend, überlegen, selbstbewusst
Rocholl rannte durch den Corridor draussen und lachte . . . lachte . . . und pädagogenhaft, während er Leo anleitete. Bis sie an eine Biegung
Seltsamerweise klang's gar nicht mehr so, wie vorhin, so nach dem der Strasse gelangten. Ein schmaler Graben trennte sie von einem harten
spanischen Rohrstock. Stoppelacker, der seine kräftigen Erdwellen bis zu einem fernen Walde
hinzog, bergauf, bergab, thalein, thalaus.
Zur Mittagstafel erschien Leo in ihrem gewöhnlichen Nesselcostüm. Leo kitzelte Lisa's Flanke mit dem Absatz und Lisa begann zu
„Aber, Leo, Mädel!" rief Herr von Rocholl mit strengem Gesicht tänzeln,
und lustig blinzelnden Augen. „Das ist denn doch zu stark, dass „Nur recht vorsichtig und hübsch langsam, Gnädigste!" sagte Herr
Du ..." Anton Wichers zusammenschreckend. „Ich würde es nie verantworten
Herr Anton Wichers kiisste ihr bereits die Hand. können, wenn Ihnen ein Unglück zustiesse!"
„Ich bitte Herr Baron, hochvornehm ist's!" entgegnete er an ihrer Um Leo's Lippen zuckte ein boshaftes Lächeln. Sie richtete sich im
Statt. „Und magnifique liebenswürdig. Man empfängt seine Gäste en petite Sattel auf und hob die dünne Reitgerte.
MODERNE KUNST.
tcnuc, um ihnen anzudeuten, dass
sie sich ganz en famille fühlen
sollen. Nicht wahr, mein gnädiges
Fräulein?"
Leo erwiderte nichts. Sie
sprach während des Essens über-
haupt kein Wort. Es war, als ob
das Monocle auf dem Stuhl neben
ihr gar nicht vorhanden wäre.
Erst beim Dessert horchte sie aut.
Herr Anton Wichers erzählte von
seinen Weltreisen. Er hatte halb
Asien zu Pferde durchstreift und
war Dank seiner Reitkunst allen
Verfolgungen von Arabern, Tscher-
kessen und Tartaren entronnen.
In Leo"s Augen blitzte es auf.
„Sie lieben den Sport?"
Er reckte sich hoch empor.
„Nur den Sport, Gnädigste!
Durch ihn allein unterscheidet sich
ja ein Gentleman von Sonntags-
reitern, Sonntagsjägern, Sonntags-
ruderern und Sonntagstouristen!"
Leo lachte kichernd und be-
trachtete seine weissen, weibischen
Hände mit den langen Nägeln.
„Ja ja, durch nichts sonst!
Gott sei Dank, dass heute nicht
Sonntag ist! Wie wär's Papa,
wenn Du uns zum Nachmittag
Deine beiden Reitpferde liehest?"
Herr von Rocholl nickte zu-
stimmend, und Herr Anton Wichers
fuhr enthusiasmirt in die Höhe.
„Sie reiten, gnädiges Fräulein?"
Sie schlug vor seinem Monocle
die Augen nieder.
„Nur ein ganz klein wenig!
Aber wenn es hübsch langsam
ginge, und Sie mich ein Bischen
anleiten würden ..."
-^^mSm^m^^^^m^^m^^ „Mit Vergnügen! Kenne Reit-
sport ganz genau! Habe ja in
Amerika berühmtesten Cowboy um
Das Monocle verschwand nach oben und llEfeWlMB^ drei Nasenlängen geschlagen!"
eine Stimme sprach, eine Stimme — 1 '||f,,: /-',J"'i"'"'ij/j'."!!'!!jj|B : ■" Eine Stunde später ritten sie
„Reizend! So ländlich, so sans gene! Sie j!I'iji1« • $täw IwPfIP^ M'rifä* 1 ' WW neben einander zum Hofthor hin-
glauben nicht, verehrter Herr Baron, wie das i ''!''' ^J^'*,| j iM^x^jJ^j. .• aus: Herr Anton Wichers im
erquickt nach dem ewig Hautgout!" J ^;ii:;§H,"J ' |§f'! ^ ':''?r % Frack, Cylinder und glanzledernen
Leo fuhr zurück und ihre Augen schnellten Reitstiefeln mit silbernen Sporen
zu seinem Gesicht empor. Er starrte sie siege- auf Herrn von Rocholl's jungem,
risch durch das Monocle an und seine Rechte griff nach einer Birne; feurigen Rapphengste Rhadamant, und Leo in dem ehemaligen Reitkleide
in die leere Luft ihrer Mutter, das seit deren erstem misslungenen Versuch in einem Koffer
Denn die drei Birnen lagen nun unten auf dem neuen Smyrnateppich geschlummert hatte, auf Lisa, der englischen Halbblutstute,
und der neue silberne Präsentirteller lag daneben, und das Fräulein von Herr Anton Wichers lächelte fortwährend, überlegen, selbstbewusst
Rocholl rannte durch den Corridor draussen und lachte . . . lachte . . . und pädagogenhaft, während er Leo anleitete. Bis sie an eine Biegung
Seltsamerweise klang's gar nicht mehr so, wie vorhin, so nach dem der Strasse gelangten. Ein schmaler Graben trennte sie von einem harten
spanischen Rohrstock. Stoppelacker, der seine kräftigen Erdwellen bis zu einem fernen Walde
hinzog, bergauf, bergab, thalein, thalaus.
Zur Mittagstafel erschien Leo in ihrem gewöhnlichen Nesselcostüm. Leo kitzelte Lisa's Flanke mit dem Absatz und Lisa begann zu
„Aber, Leo, Mädel!" rief Herr von Rocholl mit strengem Gesicht tänzeln,
und lustig blinzelnden Augen. „Das ist denn doch zu stark, dass „Nur recht vorsichtig und hübsch langsam, Gnädigste!" sagte Herr
Du ..." Anton Wichers zusammenschreckend. „Ich würde es nie verantworten
Herr Anton Wichers kiisste ihr bereits die Hand. können, wenn Ihnen ein Unglück zustiesse!"
„Ich bitte Herr Baron, hochvornehm ist's!" entgegnete er an ihrer Um Leo's Lippen zuckte ein boshaftes Lächeln. Sie richtete sich im
Statt. „Und magnifique liebenswürdig. Man empfängt seine Gäste en petite Sattel auf und hob die dünne Reitgerte.