MODERNE KUNST. 145
„Ja, steig' aus!" wiederholte Herr von Rocholl tonlos und seine Augen sehende Comptoir zurückgekehrt, um das Wichtigste zu holen, denkleinen
blickten melancholischer als je. „Und Sie, Herr Doctor, bleiben Sie sitzen. Handkoffer, dessen innere Deckeltasche ein ansehnliches Sortiment von
Und fahren Sie nach Amalienruh zurück. Es . . es . ." Bank- und Kassenscheinen barg, das Resultat von Brechtling's geheimer
Seine Stimme versagte, und sein Haupt sank ihm auf die Brust. Thätigkeit während seines siebenjährigen Aufenthalts auf Templin.
„Papa!" rief Leo bestürzt und eilte zu ihm hin. „Aber es ist doch.. Er schüttelte sich mit einem kichernden Gelächter. Dann streifte sein
Du sagtest doch vorhin selbst ..." Blick die Flasche auf dem Tische, die er vorhin aus dem Handkoffer her-
Er wehrte sie müde von sich ab. ausgenommen und dorthin gestellt hatte. Ein Rest jenes famosen Weines
„Frage nicht! Ich _' ______war noch darin von
könnte es Dir jetzt
doch nicht sagen. Und
Du, Mia, verzeih' mir!
Aber es geht wirklich
nicht. Es kann nichts
aus dem werden, was
Ihr vielleicht gehofft
habt. Und so . . ."
Er richtete sich ge-
waltsam auf, fassteden
Braunen am Kopfe,
wendete den Wagen
und drückte dem er-
starrt dasitzenden Phil-
doctor die Zügel in
die Hand. „Zürnen
Sie mir, Herr Doctor;
aber ich kann nicht
anders. Ich muss Sie
sogar bitten, Ihre Stel-
lung bei mir schon
morgen zu verlassen.
Nicht, dass ich Ihre
Dienste nicht genug zu
schätzen wüsste. Aber
unter diesen Umstän-
den ... es wird uns
Allen leichter werden
. . . Weine nicht, Mia!
Vielleicht, dass Du
mich später verstehen
Doctor!"
Er versetzte dem
Braunen einen sanften
Schlag, und der Wa-
gen rollte davon. Herr
von Rocholl seufzte
tief auf, warf noch
einen scheuen Blick
über die beiden Mäd-
chengestalten im Thor-
weg und schritt ge-
senkten Hauptes quer-
damals, da ihm Leo,
die wilde, rebellische
Ameise, durch Otti's
Kutscher in den Sand-
trichter getrieben wor-
den war.
Sie hatten doch
nette Mädels, diese
Rocholl's. Er hatte
sie recht von Herzen
gern. Was für ein hüb-
sches, molliges Nest-
chen würde er dieser
sanften, scheuen, zier-
lichen Mia zusammen-
getragen haben, wenn
nicht —
Bah! In der Welt
da draussen gab's
ebenso sanfte, scheue,
zierliche! Hurrah, die
Welt!
Und Herr Theodor
Brechtling schwenkte
mit der Linken den
kostbaren Handkoffer
hoch in die Luft und
mit der Rechten goss
er den Weinrest aus
der Flasche in das da-
neben stehende Was-
wirst, wenn—mit Gott, - ^ „ ;'. f >&5&&gr\ t&P%FSj&&!&' ^ iB^^ i /'fe ''fäSaiBi^ ; serglas; ganz wie da
mals. Und auch ganz
wie damals hob er es
empor und zwinkerte
halb pfiffig, halb weh-
müthig mit den
schwimmenden Aeug-
lein. „Prost, Barön-
chen! Auf Dein Hun-
gerloos!"
Und das Barön-
chen öffnete die Thür.
Und Herr Theodor
feldein. fSMf'' '' 'M^%^t^^y^^mf:-- .gdT^^W : - , §g%_ a^jjjBB^B^tf Brechtling setzte das
Leo aber hielt die J^Sl^SB^^^^^^^^^^SSt^^^'^^^'^-' ■ Glas schnell wieder
weinende Mia fest an *>- / ""„TT , i ^ " , 17^ auf denTisch und Hess
Jacek IVIalczewski. Des Künstlers 1 räum.
ihr Herz gedrückt und den Handkoffer fallen.
ballte die Hand hinter ihrem Vater her. Sein Blick zuckte scheu und forschend zu dem Gesichte des Eintreten-
„Als ob man ein Stück Holz wäre! Oh! Und sie sollen sich dennoch — den hinüber. Was er dort sah, Hess ihn aufathmen. So verstört, so haltlos
nun gerade!" und elend kann nicht aussehen, wer den Richter spielen wollte!
* *
* Ja, elend war Herr Winand von Rocholl.
Unmittelbar nach Herrn von Rocholl's polnischem Bettelgange hatte Er Hess einen geistesabwesenden Blick durch das Zimmer irren und
Oberinspector Brechtling den Rochollshof unauffällig verlassen, war in sank dann erschöpft auf einen Stuhl.
sausendem Galopp nach Templin gefahren und hatte dort in fliegender Brechtling zuckte gleichmüthig die Achseln und schob den Handkoffer
Hast die vier grossen Kisten, die seine Habseligkeiten enthielten, auf den heimlich mit dem Fuss unter den Tisch. Dann nahm er das Wasserglas
eigenhändig aus der Remise geschobenen leichten Jagdwagen geladen. mit dem Rest Rüdesheimer und näherte sich seinem Chef.
Dann hatte er das jüngste und schnellste Pferd aus dem Stalle davor- „Der Herr Baron scheinen ein wenig echauffirt!" sagte er mit be-
gespannt und war endlich noch einmal in das nun ein wenig wüst aus- scheidener Besorgniss. „Dürfte ich mir gestatten, Ihnen ein Glas Wein .. .?
IX. 12. III. M.
„Ja, steig' aus!" wiederholte Herr von Rocholl tonlos und seine Augen sehende Comptoir zurückgekehrt, um das Wichtigste zu holen, denkleinen
blickten melancholischer als je. „Und Sie, Herr Doctor, bleiben Sie sitzen. Handkoffer, dessen innere Deckeltasche ein ansehnliches Sortiment von
Und fahren Sie nach Amalienruh zurück. Es . . es . ." Bank- und Kassenscheinen barg, das Resultat von Brechtling's geheimer
Seine Stimme versagte, und sein Haupt sank ihm auf die Brust. Thätigkeit während seines siebenjährigen Aufenthalts auf Templin.
„Papa!" rief Leo bestürzt und eilte zu ihm hin. „Aber es ist doch.. Er schüttelte sich mit einem kichernden Gelächter. Dann streifte sein
Du sagtest doch vorhin selbst ..." Blick die Flasche auf dem Tische, die er vorhin aus dem Handkoffer her-
Er wehrte sie müde von sich ab. ausgenommen und dorthin gestellt hatte. Ein Rest jenes famosen Weines
„Frage nicht! Ich _' ______war noch darin von
könnte es Dir jetzt
doch nicht sagen. Und
Du, Mia, verzeih' mir!
Aber es geht wirklich
nicht. Es kann nichts
aus dem werden, was
Ihr vielleicht gehofft
habt. Und so . . ."
Er richtete sich ge-
waltsam auf, fassteden
Braunen am Kopfe,
wendete den Wagen
und drückte dem er-
starrt dasitzenden Phil-
doctor die Zügel in
die Hand. „Zürnen
Sie mir, Herr Doctor;
aber ich kann nicht
anders. Ich muss Sie
sogar bitten, Ihre Stel-
lung bei mir schon
morgen zu verlassen.
Nicht, dass ich Ihre
Dienste nicht genug zu
schätzen wüsste. Aber
unter diesen Umstän-
den ... es wird uns
Allen leichter werden
. . . Weine nicht, Mia!
Vielleicht, dass Du
mich später verstehen
Doctor!"
Er versetzte dem
Braunen einen sanften
Schlag, und der Wa-
gen rollte davon. Herr
von Rocholl seufzte
tief auf, warf noch
einen scheuen Blick
über die beiden Mäd-
chengestalten im Thor-
weg und schritt ge-
senkten Hauptes quer-
damals, da ihm Leo,
die wilde, rebellische
Ameise, durch Otti's
Kutscher in den Sand-
trichter getrieben wor-
den war.
Sie hatten doch
nette Mädels, diese
Rocholl's. Er hatte
sie recht von Herzen
gern. Was für ein hüb-
sches, molliges Nest-
chen würde er dieser
sanften, scheuen, zier-
lichen Mia zusammen-
getragen haben, wenn
nicht —
Bah! In der Welt
da draussen gab's
ebenso sanfte, scheue,
zierliche! Hurrah, die
Welt!
Und Herr Theodor
Brechtling schwenkte
mit der Linken den
kostbaren Handkoffer
hoch in die Luft und
mit der Rechten goss
er den Weinrest aus
der Flasche in das da-
neben stehende Was-
wirst, wenn—mit Gott, - ^ „ ;'. f >&5&&gr\ t&P%FSj&&!&' ^ iB^^ i /'fe ''fäSaiBi^ ; serglas; ganz wie da
mals. Und auch ganz
wie damals hob er es
empor und zwinkerte
halb pfiffig, halb weh-
müthig mit den
schwimmenden Aeug-
lein. „Prost, Barön-
chen! Auf Dein Hun-
gerloos!"
Und das Barön-
chen öffnete die Thür.
Und Herr Theodor
feldein. fSMf'' '' 'M^%^t^^y^^mf:-- .gdT^^W : - , §g%_ a^jjjBB^B^tf Brechtling setzte das
Leo aber hielt die J^Sl^SB^^^^^^^^^^SSt^^^'^^^'^-' ■ Glas schnell wieder
weinende Mia fest an *>- / ""„TT , i ^ " , 17^ auf denTisch und Hess
Jacek IVIalczewski. Des Künstlers 1 räum.
ihr Herz gedrückt und den Handkoffer fallen.
ballte die Hand hinter ihrem Vater her. Sein Blick zuckte scheu und forschend zu dem Gesichte des Eintreten-
„Als ob man ein Stück Holz wäre! Oh! Und sie sollen sich dennoch — den hinüber. Was er dort sah, Hess ihn aufathmen. So verstört, so haltlos
nun gerade!" und elend kann nicht aussehen, wer den Richter spielen wollte!
* *
* Ja, elend war Herr Winand von Rocholl.
Unmittelbar nach Herrn von Rocholl's polnischem Bettelgange hatte Er Hess einen geistesabwesenden Blick durch das Zimmer irren und
Oberinspector Brechtling den Rochollshof unauffällig verlassen, war in sank dann erschöpft auf einen Stuhl.
sausendem Galopp nach Templin gefahren und hatte dort in fliegender Brechtling zuckte gleichmüthig die Achseln und schob den Handkoffer
Hast die vier grossen Kisten, die seine Habseligkeiten enthielten, auf den heimlich mit dem Fuss unter den Tisch. Dann nahm er das Wasserglas
eigenhändig aus der Remise geschobenen leichten Jagdwagen geladen. mit dem Rest Rüdesheimer und näherte sich seinem Chef.
Dann hatte er das jüngste und schnellste Pferd aus dem Stalle davor- „Der Herr Baron scheinen ein wenig echauffirt!" sagte er mit be-
gespannt und war endlich noch einmal in das nun ein wenig wüst aus- scheidener Besorgniss. „Dürfte ich mir gestatten, Ihnen ein Glas Wein .. .?
IX. 12. III. M.