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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 1. Halbband, Heft 1 - 6.1908

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Heft 1/2
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Strzygowski, Josef: Das orientalische Italien
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https://doi.org/10.11588/diglit.70400#0038

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30 Monatshefte für Kunstwissenschaft


Abb. 11. Berlin, Kaiser Friedrich-Museum
Brett mit Kufischer Inschrift

fall sieht man hinter einem gesattelten Greifen einen Mann, der einen Zweig über den
Kopf gelegt trägt und darüber wieder die Andeutung eines Vogels. Ich durchschaue
diese Kombination nicht, möchte aber auf die ähnlich rätselhaften Reiter auf einem der
Goldkrüge von Nagy-Szent~ Miklos verweisen,1) die übrigens von einem ähnlichen
Schuppenornament umrahmt sind, wie unsere Arkaden. — Schließlich folgt am rechten
Ende des unteren Streifens der Vorderseite ein Mann, der eine Schlange niedertritt und
zugleich eine andere mit der Lanze trifft. Über ihm ein heraldisch behandelter Adler.
Der nach Psalm 90, 13 auf Löwen und Drachen tretende Christus ist die bekannteste
Parallele für dieses Motiv des Kampfes von Gut und Böse. Der Typus setzt sich in
der bildenden Kunst von Aegypten aus im Anschluß an Horns durch, der, auf Kroko-
dile tretend, schädliche Tiere fernhält.2)
Die Seitenwände (Abb. 9 und 10) der Truhe von Terracina sind nicht minder
interessant, obwohl die menschliche Gestalt nur noch einmal rechts in der unteren Reihe
vorkommt. Dargestellt ist der bärtige Mann mit langem Haar und kurzem Rock, das
Schwert gegen einen Löwen zückend, unter dem ein Vogel erscheint. Daneben ein
Löwe über einem Wildschwein") und andere Tiere. Von besonderer Bedeutung sind
die Füllungen darüber. Links ein Tier mit Menschenkopf, dessen Schwanz in einen
Tierkopf übergeht, eine Mischbildung, die, schon der Antike bekannt, noch auf islamischen
Denkmälern der Seldschukenzeit auftritt.4) Die Verbindung mit den Schlangen und
dem Rinde in unserem Relief ist ebenso freie Kombination wie die verschiedenen
Tierkämpfe, die in den übrigen Feldern auftauchen: Adler und Hirsch mit Schlange, und
auf der linken Schmalseite: Greif und Löwe, heraldischer Adler und Tier, Löwe und Kameel,
doppelköpfiges Tier, dessen Schwanz abermals in einem Tierkopf endigt (Cerberus?),
mit Bär und Schlange. Es hätte gar keinen Zweck an dieser Stelle eingehender bei
diesen Bildern des Tierkampfes zu bleiben. Sie gehören zum Hauptbestande der

9 Vgl. Hampels Monographie S. 7 f.

2) Neroutsos-Bey, L'ancienne Alexandrie p. 48 f.

, Über die Beliebtheit dieses Tieres in der koptischen Kunst vgl. meinen Catalogue,
S. XVI, 54 f. und 128.

4) Sarre im Jahrbuch d. Kgl. preuß. Kunstsammlungen 1905, 180 f.
 
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