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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 1. Halbband, Heft 1 - 6.1908

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Heft 5
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Studien und Forschungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.70400#0451

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Studien und Forschungen

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ich in meiner Arbeit keineswegs verschwiegen,
sondern ausdrücklich hervorgehoben. — Möge
es genügen, auf dies Verfahren Stiassnys die
Aufmerksamkeit gelenkt zu haben — eine
nähere Charakteristik erübrigt sich wohl.
Daß St. voreingenommen gegen mich ist,
beweisen auch folgende Sätze. „Da V. Gestalt
und Entwicklung des Mannes, ohne auf sein
Milieu in Feldkirch wie in Passau zu achten,
einfach in die Luft gezeichnet hatte, mußte ihm
das Wagnis vollends mißglücken, andere Künstler
an ihn anzuknüpfen. So reiht er zwar
richtig Melchior Feselen unter seine Ge-
folgsleute an, wirft ihn aber mit dem aus-
gezeichneten Maler der Holzschuher- Bilder,
wahrscheinlich einem in Frankfurt tätig ge-
wesenen Dürer - Schüler, zusammen, ein in
einem Nachwort nur unvollständig berich-
tigter Irrtum". (Die fettgedruckten Worte
von mir herausgehoben.) Man überlese diese
Worte: zweimalige Negation eines selbst eben
ausgesprochenen Tadels, das letzte Mal mit
einer Einschränkung, die in keiner Weise be-
gründet wird und zu begründen ist. Wozu
dieser Eiertanz? Nur darüber hinwegzuleiten,
daß ich Feselen ganz richtig an Huber angeknüpft
habe. Und was will das besagen: ich habe
„Gestalt und Entwicklung des Mannes, ohne
auf sein Milieu in Feldkirch wie in Passau zu
achten, in die Luft gezeichnet"? Was weiß
denn St. selber über dieses angebliche Milieu?
Was wußte er ohne meine Bestimmungen
überhaupt von ihm? Spricht er von der künst-
lerischen Gefolgschaft des Meisters? Dann ver-
wundere ich mich über seine Oberflächlichkeit,
die ihn über einen ganzen Abschnitt meiner
Arbeit, über die Bilder in Bregenz und Schleiß-
heim (die er freilich kaum kennen wird), über
den Meister H. W. G. und andere Dinge einfach
hinweglesen läßt. Verwundere mich über die
Selbstverständlichkeit, mit der er die Tafeln der
Sebastians- und Florians-Legende zu St. Florian
mit Huber verbindet, mit dem sie auch nicht
das Geringste zu tun haben und daran sofort
den Vorwurf knüpft, ich erledige die Bilder zu
schnell.1)
Trotz solchen kleinen, sagen wir literarischen
Hilfsmitteln langt St. mit dem Eigenen mir
gegenüber nicht aus. Die Dissertation Riggen-
bachs, die er in übertriebenster, durchsichtigster
Weise gegen mich herausstreicht, muß ihm
9 Friedländer legt diesen Tafeln mitsamt der nahe-
stehenden Sigmaringer „Anbetung der Könige" und einem
letzthin in London ausgestellten „Abschied Christi" in eine
bestimmte Periode Altdorfers (um 1520). Von Huberscher
Art ist, wie gesagt, gar keine Rede, vielmehr stehen alle
jene Arbeiten Altdorfer ganz besonders nahe, obgleich
sie m. E. nicht von ihm selbst sind. Das von St. genannte
Salzburger Bild weist einen anderen Stil auf.

weiterhelfen — obwohl mich R., der dieWie-
ner Bilder gar nicht gesehen hat, hier
eingestandenermaßen einfach benutzt und aus-
schreibt, mehrfach unter wortwörtlicher Zitierung
meiner Arbeit. (Wie denn auch Stiassnys ge-
samte „Würdigung" Hubers in allen Punkten
lediglich eine Aufwärmung dessen bedeutet,
was ich selber geschrieben hatte — sogar dem
Stile nach.) Trotzdem St. also Riggenbachs
Arbeit ernsthafterweise überhaupt nicht gegen
mich ausnutzen konnte, sagt er doch (an anderer
Stelle) wörtlich das folgende: „Wie viele un-
richtige und heute schon veraltete Dinge z. B.
in einem einzigen Kapitel seiner noch nicht vor
Jahresfrist erschienenen Monographie über den
Donaustil stehen, kann er (Voß) in der treff-
lichen Baseler Dissertation von R. über Wolf
Huber nachlesen". Mit Verlaub, Herr Stiassny,
wo stehen diese veralteten Dinge und wo be-
richtigt mich R.? Er selber beschränkt sich im
Vorwort seiner Arbeit zu sagen, er habe „einige
wenige Einzelheiten unserer Arbeiten richtig
gestellt". („Unserer" von mir herausgehoben.)
Und so entspricht es der Wahrheit. Die Zeich-
nungen Hubers, von denen ich in meiner
Monographie über den Maler nur beiläufig
gehandelt habe, kennt R. spezieller als ich,
deshalb bin ich gern geneigt, mich hier von
ihm in ein paar ganz unwesentlichen Einzel-
heiten belehren zu lassen1) —, dagegen wider-
spreche ich ihm lebhaft, wenn er die Predella
des Feldkircher Altares mit der Vera Ikon
Huber nehmen will, um sie — ganz unbegreif-
licherweise — der Nürnberger Schule zuzuweisen,
nur weil ein Kupferstich (B. 18) Dürers benutzt
ist. Weder die Landschaft noch das Kolorit
hat irgend etwas Nürnbergisches, zudem bildet
die Darstellung einen wesentlichen Teil des
einzig beglaubigten Hubersdien Werkes und
kann dem Meister schon deshalb nicht ohne
Gewalt genommen werden. Auch Riggenbachs
Deduzierung, das Bild sei, weil eine „genaue
Kopie" nach Dürer, nicht von Huber, ist falsch,
denn tatsächlich sind Vorbild und Nachbildung
ganz wesentlich voneinander verschieden, schon
durch die von Huber frei hinzugefügte, ganz
in seinem Sinne gehaltene Landschaft. Eine
absolute Willkür ist es ferner, wenn R. u. a.
eine von 1514 (!) datierte Zeichnung mit der
Verkündigung an Joachim bei Liechtenstein
(Alb. Publ. 937) als Studie für einen vermeint-
lichen Flügel zum Feldkircher Altar ausspricht,

, Aber nicht in der Frage der Münchner Zeichnung.
Schm. Publ. No. 91 und des damit zusammengehörigen
Erlanger Blattes. Letzteres trägt ein m. E. völlig ein-
wandfreies Monogramm und beide Zeichnungen weichen
von Hubers Stile ganz beträchtlich ab.
 
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