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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 1. Halbband, Heft 1 - 6.1908

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Heft 6
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Mayer, August Liebmann: Die spanischen Gemälde im Museum der schönen Künste zu Budapest
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https://doi.org/10.11588/diglit.70400#0530

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Monatshefte für Kunstwissenschaft

XVII. Jahrhunderts. Sehr bravourös gemalt ist die „Hl. Rosalie" des Murcianers Villacis,
der in den Typen und der „vaporosen" Malerei mehrfach an Murillo erinnert, jedoch
ist er in den Farben stumpfer, schwerer.
Zurbarans letzten Stil kann man außer in Guadalupe nirgends so gut kennen
lernen wie hier. Die „Hl. Familie" von 1659, von Murillo etwas beeinflußt, ist
sehr weich gemalt. Noch interessanter die ein Jahr vor seinem Tod, 1661 gemalte
Concepcion, die in ihrer lichten Gesamthaltung, der zarten Abtönung der Farben und
der außerordentlichen Weichheit der Faltengebung zu der äußerlich ganz ähnlichen
Concepcion von 1616, seinem ersten bekannten Bild, den denkbar schärfsten Kontrast
bildet. Im Kopf freilich hier wie da der Ausdruck idealer Verblasenheit.
Die Madrider Schule ist durch ein Spätwerk Claudio Coellos, eine „Hl. Familie"
vertreten, sowie durch einen „Hl. Sebastian" fälschlich dem Valencianer Espinosa
zugewiesen. Vielleicht rührt er von Cabezalero her. Der „Hl. Dominikus", der von
Carreno stammen soll, ist eine tüchtige Arbeit; die Signatur, die den Namen Carrene
schreibt und den Maler das Bild 1691, ein Jahr nach seinem Tod, ausführen läßt,
ist gefälscht.
Von Greco besitzt die Galerie seit einiger Zeit eine „Verkündigung", ein
charakteristisches Bild seiner Spätzeit. Ferner ist vor einigen Monaten ein männliches
Porträt in die Sammlung gelangt, eine mittelmäßige Schülerarbeit um 1630. Von Grecos
Freund Orrente ist eine ganz venezianisch gestimmte Emmausszene zu sehen. Cerezo
ist mit einem bezeichneten „Ecce homo" würdig vertreten. Die akademische Malerei
des XVIII. Jahrhunderts repräsentiert Villadomont mit seinem „Tod des hl. Antonius",
der starken französischen Einfluß verrät.
Den glanzvollen Abschluß der Sammlung bilden drei Gemälde Goyas: das —
im Fleischton etwas unangenehme — Porträt des Marques de Caballero von 1807
(Gegenstück zu dem von Loga, Kat. Nr. 183, erwähnten Bild seiner Gattin) sowie die
beiden vorzüglichen kleinen Studien aus seiner letzten Zeit, die „Wasserträgerin" und
der „Schleifer".1)

0 Zu diesen drei Werken hat Gabriel von Terey, der unermüdliche Leiter des Museums, in
den allerjüngsten Tagen noch ein viertes hinzuerworben: das Porträt der Senora Cean Bermudez
(früher bei Marquez de Casa Torres in Madrid), eines der besten Frauenbildnisse Goyas.
 
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