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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 1. Halbband, Heft 1 - 6.1908

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Monatshefte für Kunstwissenschaft

geschnittene Abbildungsmaterial des Buches ist
durchweg ausgezeichnet photographiert und
klischiert. Der Buchschmuck, der von Carl Weide-
meyer stammt, wirkt stilvoll und leicht, einige
Initialen und Vignetten sind mit Geschick alten
Bremensien angenähert. Nur die Schrift auf
dem Außentitel ist eine unbegreifliche Entgleisung,
so schön das Zierstück ist. Wohl mag die
Schrift zu ihm passen, aber man muß von der
Schrift ausgehen, und danach das Dekorative
einriditen, nicht umgekehrt. Die Zeit, wo un-
leserliche Schrift als künstlerisch galt, ist doch
nun seit fast einem Jahrzehnt vorüber.
E. Waldmann.

Edmund Renard,Cöln. Berühmte Kunst-
stätten Nr. 38. Mit 188 Abbildungen. Leipzig,
E. A. Seemann. 1907.
Der Verfasser bemerkt im Vorwort: „Ein
Buch wie das vorliegende soll gar vielen Herren
dienen; es wird den verschiedenartigsten An-
forderungen begegnen, denen allen zugleich es
sicherlich nicht gerecht werden kann." Nun, das
ist freilich richtig: dem kunstbeflissenen Laien
wird die Arbeit Renards gewiß allzu wissen-
schaftlich und nüchtern erscheinen. Nicht so dem
Fachmann! Er weiß, mit welchen Schwierig-
keiten die zusammenfassende Darstellung einer
so überaus reichen und komplizierten künst-
lerischen Vergangenheit wie sie just dieser
berühmten und alten Kulturstätte am Rhein be-
schieden gewesen ist, zu kämpfen hat, und er
ist dankbar, für den Fleiß und die Gewissen-
haftigkeit, mit der dieser erste Versuch einer
zusammenfassenden Behandlung des weiten
Gebietes unternommen worden ist. Von den
Anfängen römischer Kultur in der Ubierstadt
an, geht Renard den Fluß der künstlerischen
Entwicklung bis in die neueste Zeit hinein Schritt
für Schritt bedächtig nach, nichts vergißt er,
alles wird sorgsam registriert und an seiner
Stelle innerhalb des historischen Verlaufs ein-
geordnet. Die beiden Brennpunkte der Cölner
Kunstgeschichte, die unvergleichliche Blüte ro-
manischer und gotischer Kirchenbaukunst und
die nicht minder bedeutsame Cölner Maler-
schule, erfahren eingehende Behandlung, aber
kaum weniger ausführlich wird von der Re-
naissance und den Zeiten des Barock und Rokoko
berichtet. Wo es da an Werken monumentaler
Kunst gebricht, vertieft sich der Verfasser in
die Schöpfungen der bürgerlichen Kleinkunst
und des Kunsthandwerks und weiß von Cölner
Bortenweberei, Glasindustrie und Steinzeug-

fabrikation, Buchdruck und Möbelkunst, von
Dielen und Wendeltreppen, ja sogar von der
architektonischen Ausbildung der kölnischen
Weißbierwirtschaft vielerlei zu sagen. Diese
gleichmäßig breite Behandlung des Wichtigen
und Nebensächlichen ist eine Schwäche des
Buches. So dankeswert das fleißige Zusammen-
tragen des Materials ist, eine straffere, poin-
tiertere Gruppierung des Stoffes, ein strengeres
Sichkonzentrieren auf die Höhepunkte der Ent-
wicklung wäre hier manchmal wünschenswert
gewesen. Auch hat sich Renard verschiedentlich
allzu streng an die äußere Zeiteinteilung ge-
halten; so bricht er das Kapitel über die Cölner
Malersdiule mit dem Meister des Bartholomäus-
alters jäh ab, um erst gegen Schluß des folgen-
den Kapitels „Das Jahrhundert der Renaissance"
zwischen Plastik und Kunstgewerbe die fehlen-
den Meister der Malersdiule zu erledigen. Das
allzu Systematische des Vorgehens (so oft die
Schattenseite der Gewissenhaftigkeit!) verdrießt
da zuweilen. Aber aus derselben Quelle ist
doch auch ein ganz vortreffliches Kapitel über
Werke der romanischen Goldschmiedekunst in
Cöln geflossen, das zum ersten Mal den bei-
spiellosen Reichtum der Cölner Reliqienschreine
aus dem 12. Jahrhundert einer systematischen
Darstellung und Stilprüfung unterzieht und die
merkwürdige Durchkreuzung der kölnischen Ent-
wicklung durch die Emailkunst des Maastales
in helles Licht rückt! Da zeigen sich dann wieder
die Vorzüge der Renardsdien Behandlungsweise.
Alles in allem: das Wichtigste ist wohl erreicht,
der unerhörte Reichtum künstlerischen Schaffens
im alten Cöln spiegelt sich, in tausend Einzel-
zügen, getreulich in diesem Buche. Das Material
ist nun sortiert und ausgebreitet. Eine Muster-
karte von Streitfragen und unerledigten Themen,
die zur Behandlung locken, liegt da. Renard hat
gute Vorarbeit getan, es wäre nun dringend zu
wünschen, wenn die zünftige Forschung sich in
speziellere Untersuchung der vielen kaum halb-
erschlossenen Einzelgebiete einlassen wollte,
damit die Gesetzmäßigkeit und der geheime
innere Zusammenhang all dieses Blühens und
Werdens endlich klar erkannt und für unsere
Wissenschaft nutzbar gemacht werde!
Egbert Delpy.
^
Julius Baum. Die Bauwerke des Elias Holl.
Mit 51 Abb. und 33 Tafeln. Straßburg. J. H. Ed.
Heitz (Heitz u. Mündel). 1908. Studien zur
deutschen Kunstgeschichte. Heft 93.
Elias Holl als monographische Einzelaufgabe
rechtfertigt sich allein schon durch die eigen-
 
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