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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 1. Halbband, Heft 1 - 6.1908

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Heft 4
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Studien und Forschungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.70400#0313

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Studien und Forschungen

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zuges liegen mag, ein Jahrzehnt, das im steten
Fortsdireiten zu naturalistischer Behandlung der
Bildnerei begriffen war, was in unserem Falle
die Augensterne und Handadern wohl erklären
würde.
Immerhin dürften diese Überlegungen nicht
völlig genügen, um den bestimmten Beweis
für die Hand Peter Martins zu erbringen. Dies
würde erst bis zu dem Grade einer an Gewiß-
heit streifenden Wahrscheinlichkeit möglich sein,
wenn es gelänge, noch andere Werke von
der gleichen Hand nachzuweisen, die den Um-
ständen nach wieder nur auf Peter Martin ge-
deutet werden könnten. Idi glaube mit einiger
Sicherheit behaupten zu können, daß dies alles
für ein Grabmal zutrifft, dessen Reste sich in
der kleinen durch so manche bedeutsame Kunst-
werke ausgezeichneten Kirche St. Pietro Martire
in Neapel befinden. Es steht an der linken
Wand der 5. Kapelle rechts und bildet den Sarg
der beiden Ritter von Gaeta, Vater und Sohn,
welch' letzterer es seinem Vater und sich errichtete.
Die Gestalt des Vaters liegt oben auf dem Sarge,
die des Sohnes Ofredus ist an der Vorderseite an-
gebracht, wie man es in Florenz, Rom, Venedig und
auch in Neapel häufig genug findet. Als Todes-
jahr des Ofredus bezeichnet die Grabschrift das
Jahr 1463. Die Gesiditszüge des Toten (Abb.)
sind ganz deutlich nach einer Totenmaske
wiedergegeben; der Stil stimmt im allgemeinen
wie im besonderen mit allem, was sich aus
den Schaumünzen, den Hunden von Bar-le-Duc,
dem linken Flügel des großen Triumphzuges,
dem Krönungszuge Ferdinands, ja auch dem
Brustbilde Ferdinands I., ergibt, das sich im
Louvre befindet, und das ich aus stilistischen
Gründen Peter Martin zusprechen zu sollen
glaubte. Im allgemeinen zeigt unser Meister
eine große hausbackene Nüchternheit, um nicht
zu sagen Kunstlosigkeit der Auffassung. Man
findet wenig Geist in all diesen leblosen, biederen,
fast philiströs anmutenden Bildwerken. Die
Faltengebung ist von einer nüchternen Ein-
förmigkeit; die Gesichtszüge sind scharf und
ohne jeden Versuch, sie mit einem höheren
künstlerischen Hauch zu beleben, hingehauen.
Ganz und gar bezeichnend ist die Art der Haar-
behandlung: kein Bestreben, die plastische Ord-
nung des Haares wiederzugeben; scharf, und
dies ist ein besonderes Kennzeichen Peter
Martins, mit einer fast geraden Linie, setzt das
Haar, an der Stirne, wie auch an Schläfe
und Wangen vom Kopfe ab. Eine nähere Prüfung
der genannten Werke führt zu dem ganz be-
stimmten Ergebnis, daß hier die künstlerische
Arbeit einer einzigen Werkstatt vorliegt. Diese
kann aber auch für das Grab der Gaeta nur

die Peter Martins gewesen sein, denn auch
zeitlich trifft ja das Werk vortrefflich mit den
oben angegebenen Daten zusammen. Außer
Peter befand sich aber, (wenn man von dem
Stückgießer Wilhelm von Monaco absieht, der
für uns nicht in Betracht kommen kann), kein
einziger Künstler von der Bedeutung derjenigen,
die Alfons einst nach Neapel gezogen hatte,
mehr dort. Es würde also, selbst wenn wir
nichts anderes von Peter Martin wüßten, und
jene Übereinstimmung seiner Werke mit denen
am Bogen nicht festzustellen wäre, für das Grab-
mal der Gaeta auf Grund meiner Schlußfolgerung
kaum ein anderer Künstler als Peter Martin in
Betracht kommen können. Um wie viel mehr
muß dies der Fall sein, wenn man die auf-
fallende Übereinstimmung jener Werke mit un-
serem Grabmal in Rechnung stellt!
Damit ist neben Dominik Gajinis auch Peter
Martins Hand am großen Triumphzuge bis zu
einer verhältnismäßigen Sicherheit festgestellt,
und es ist zu erwarten, daß wir bald auch über
Isaias von Pisa und Paul Romano auf festen
Boden gelangen werden, selbst wenn man die
Hand Dominiks von Montemignano nicht an-
erkennen, das heißt, die Wiener Alfons-Büste
nicht mit dessen durch die Rechnungsbücher be-
legten Werke gleichstellen will.
BEITRÄGE
ZUM CEUVRE BEKANNTER MALER II.
Von Wilhelm Suida
Don Lorenzo Monaco =.== ....-■--
In seiner fleißigen Monographie dieses Mei-
sters hat 0. Siren ein reiches Oeuvre Lorenzos
zusammengestellt. Einige Nachträge dazu möchte
ich heute noch geben. In Turin befindet sich in
der von Marchese d'Azeglio dem städtischen
Museum hinterlassenen prachtvollen Sammlung
von Eglomisees eine kleine Tafel der Madonna
mit dem Kinde, datiert 1405, und zu gleich-
zeitigen Bildern, wie der Madonna bei Cav. Aldo
Noseda in Mailand, völlig stimmend, auch von
Siren, den ich darauf hinwies, nach brieflicher
Mitteilung als Werk Lorenzos anerkannt. Im
Besitze des Fürsten Liechtenstein fand ich auf
der Burg bei Mödling in Niederösterreich ein
schönes Bild der Maria, die mit über die Brust
gekreuzten Armen sich demütig neigt; die Hälfte
einer Verkündigungsdarstellung. Was aber wei-
tere Kreise am meisten interessieren dürfte, ist
ein Gemälde der Thebais in der Nationalgalerie
von Budapest (nicht ausgestellt). Typen und
 
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