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Monatshefte für Kunstwissenschaft
ist es hohe Zeit, diesen Fresken einige Aufmerksamkeit zu widmen, denn wenn nicht
ein behutsamer Restaurator bald eingreift, werden sie in nicht ferner Zeit vollständig von
den Wänden abgeblättert sein. Ein guter Anfang liegt schon jetzt in dieser Hinsicht vor.
Die Motive sind, wie gesagt, der Legende des hl. Antonius entnommen. Die
Erzählungen sind auf vier größere Bildfelder auf jeder der Längswände und vier
kleinere Felder zu beiden Seiten des Fensters verteilt. Die Decke schmücken Brust-
bilder der vier Evangelisten in Medaillons, von denen jedoch nur eines vollständig
erhalten ist. Über dem Eingänge findet sich ein Brustbild des toten Christus und in
der Laibung des Eingangsbogens eine Reihe Prophetenmedaillons. Zu beiden Seiten
des Eingangs ausserdem ein stehender Heiliger nebst einem knieenden Mönch:
S. Antonius, seine Ordensregeln einem Bruder übergebend, und ein Bischof, einem
anderen Mönche ein Buch überreichend.
Das erste Fresko, die Lünette an der linken Wand einnehmend, stellt Antonius
als Jüngling dar, wie er seine Reichtümer an Krüppel und Arme verteilt, und Antonius,
wie er den Eremiten in der Wüste besucht. Das Fresko gehört zu denen, die am
meisten gelitten haben. Die Hauptfigur, die in einer Loggia oder Vorhalle steht, ist zum
größeren Teile zerstört. Antonius zählt aus seinem Beutel den Armen Geld auf. Die
beiden in Lumpen gehüllten Bettler, die von rechts kommen, der eine einen kleinen
Knaben an der Hand führend, sind durch die Restaurierung entstellt worden. Das
Gleidie gilt von den beiden Krüppeln, die nach der anderen Seite ihres Weges ziehen.
Die Figuren sind groß und kräftig mit steifen Bewegungen, die Typen fast grotesk
mit ihren langen Nasen und großen Ohren. Eine eigentliche Vorstellung von dem Stil
des Künstlers gewährt uns dieses Fresko kaum.
Es folgen dann in der mittleren Lünette, dem Eingang gegenüber, die durch das
Fenster geteilt wird, zwei Szenen aus dem Wüstenleben des h. Antonius, beide nur die
Figur des Heiligen bietend. Die erste ist kaum mehr sicher zu deuten, da die Gestalt des
Teufels nicht mehr sichtbar ist, wir sehen nur Antonius, wie er erschrocken zur Seite weicht.
Das andere Bild zeigt Antonius, in der Zelle stehend, die der Teufel zum Einsturz ge-
bracht hat. Summarisch angedeutete Felsen mit ein paar plumpen Bäumen geben die
Hintergründe ab. Die Figur ist in beiden Fällen grob und steif, die Gesichter retuschiert,
so daß wir von der ursprünglichen Typenbildung keinen Eindruck mehr erhalten können.
Die dritte Lünette an der rechten Wand wird von zwei teuflischen Marterszenen
eingenommen. Als der Heilige sich von den Verletzungen, die er beim Einsturz der
Zelle erhalten, etwas erholt hatte und sich bereit erklärte, den Kampf mit dem Teufel
wieder aufzunehmen, ließ dieser seine Helfershelfer mit Keulen und Knütteln über ihn
herfallen, und als es ihnen hierdurch nicht gelang, seine Widerstandskraft zu brechen,
nahmen sie die Gestalt von wilden Tieren, Wölfen, Schweinen, Ziegenböcken, Stieren
usw. an, die den frommen Mann übel zurichteten. Christus, der ohne einzugreifen,
dem Auftritt zugesehen hatte, tröstete den Zerdroschenen damit, daß sein Name einst
berühmt im ganzen Universum werden sollte Der Künstler hat die beiden Szenen
nicht zu einer organischen Komposition verschmolzen. Der Heilige wird ganz einfach
zweimal ausgestreckt auf dem Boden liegend dargestellt, so daß sein Kopf in der einen
Bildhälfte an seine Füße in der anderen Bildhälfte stößt. Die Teufel, die ihn quälen,
Monatshefte für Kunstwissenschaft
ist es hohe Zeit, diesen Fresken einige Aufmerksamkeit zu widmen, denn wenn nicht
ein behutsamer Restaurator bald eingreift, werden sie in nicht ferner Zeit vollständig von
den Wänden abgeblättert sein. Ein guter Anfang liegt schon jetzt in dieser Hinsicht vor.
Die Motive sind, wie gesagt, der Legende des hl. Antonius entnommen. Die
Erzählungen sind auf vier größere Bildfelder auf jeder der Längswände und vier
kleinere Felder zu beiden Seiten des Fensters verteilt. Die Decke schmücken Brust-
bilder der vier Evangelisten in Medaillons, von denen jedoch nur eines vollständig
erhalten ist. Über dem Eingänge findet sich ein Brustbild des toten Christus und in
der Laibung des Eingangsbogens eine Reihe Prophetenmedaillons. Zu beiden Seiten
des Eingangs ausserdem ein stehender Heiliger nebst einem knieenden Mönch:
S. Antonius, seine Ordensregeln einem Bruder übergebend, und ein Bischof, einem
anderen Mönche ein Buch überreichend.
Das erste Fresko, die Lünette an der linken Wand einnehmend, stellt Antonius
als Jüngling dar, wie er seine Reichtümer an Krüppel und Arme verteilt, und Antonius,
wie er den Eremiten in der Wüste besucht. Das Fresko gehört zu denen, die am
meisten gelitten haben. Die Hauptfigur, die in einer Loggia oder Vorhalle steht, ist zum
größeren Teile zerstört. Antonius zählt aus seinem Beutel den Armen Geld auf. Die
beiden in Lumpen gehüllten Bettler, die von rechts kommen, der eine einen kleinen
Knaben an der Hand führend, sind durch die Restaurierung entstellt worden. Das
Gleidie gilt von den beiden Krüppeln, die nach der anderen Seite ihres Weges ziehen.
Die Figuren sind groß und kräftig mit steifen Bewegungen, die Typen fast grotesk
mit ihren langen Nasen und großen Ohren. Eine eigentliche Vorstellung von dem Stil
des Künstlers gewährt uns dieses Fresko kaum.
Es folgen dann in der mittleren Lünette, dem Eingang gegenüber, die durch das
Fenster geteilt wird, zwei Szenen aus dem Wüstenleben des h. Antonius, beide nur die
Figur des Heiligen bietend. Die erste ist kaum mehr sicher zu deuten, da die Gestalt des
Teufels nicht mehr sichtbar ist, wir sehen nur Antonius, wie er erschrocken zur Seite weicht.
Das andere Bild zeigt Antonius, in der Zelle stehend, die der Teufel zum Einsturz ge-
bracht hat. Summarisch angedeutete Felsen mit ein paar plumpen Bäumen geben die
Hintergründe ab. Die Figur ist in beiden Fällen grob und steif, die Gesichter retuschiert,
so daß wir von der ursprünglichen Typenbildung keinen Eindruck mehr erhalten können.
Die dritte Lünette an der rechten Wand wird von zwei teuflischen Marterszenen
eingenommen. Als der Heilige sich von den Verletzungen, die er beim Einsturz der
Zelle erhalten, etwas erholt hatte und sich bereit erklärte, den Kampf mit dem Teufel
wieder aufzunehmen, ließ dieser seine Helfershelfer mit Keulen und Knütteln über ihn
herfallen, und als es ihnen hierdurch nicht gelang, seine Widerstandskraft zu brechen,
nahmen sie die Gestalt von wilden Tieren, Wölfen, Schweinen, Ziegenböcken, Stieren
usw. an, die den frommen Mann übel zurichteten. Christus, der ohne einzugreifen,
dem Auftritt zugesehen hatte, tröstete den Zerdroschenen damit, daß sein Name einst
berühmt im ganzen Universum werden sollte Der Künstler hat die beiden Szenen
nicht zu einer organischen Komposition verschmolzen. Der Heilige wird ganz einfach
zweimal ausgestreckt auf dem Boden liegend dargestellt, so daß sein Kopf in der einen
Bildhälfte an seine Füße in der anderen Bildhälfte stößt. Die Teufel, die ihn quälen,