Suida. Altsteirische Bilder im Landesmuseum „Johanneum" zu Graz 529
Abb. 5. Österreichischer Maler um 1500. Martyrium
eines Heiligen (Judas Thaddäus?) □
□ Landesmuseum „Johanneum", Graz
derbe Typen mit großen Gesichtsteilen, flacher Stirn, ähnliche Engelfiguren. Ander-
seits kann man wohl auch die Beziehung unseres steirischen Malers zu Oberitalien,
speziell zur paduanisch-muranesischen Kunst, nicht ganz in Abrede stellen. Denke man
doch zum Vergleich an das Schutzmantelbild des Bartolommeo Vivarini in S. Maria
Formosa zu Venedig.
Das satte, leuchtende Kolorit und ein Gefühl für klare, ruhige Gestaltengebung,
Vermeiden des knittrigen, die große Richtung brechenden Gefältels in den Gewändern,
hat sich der Meister aus italienischen Vorbildern erlernt. Im allgemeinen möchte ich
der Richtung unseres Künstlers aus dem Grazer Museum noch die beiden von ihrem
Altar getrenn-
ten, ohne Rah-
men hochge-
hängten Flügel-
bilder zuweisen,
auf denen wir
die Figuren ei-
nes Bischofs und
des heiligen
Michael, des den
Crucifixus um-
armenden heili-
gen Bernhardin
und eines ju-
gendlichen Hei-
ligen sehen.
Auf den
engen Zusam-
menhang mit
Niederösterreich
weisen auch wie-
der die Flügel
des ehemaligen
Franziskaner-
altars aus Fiat-
schach im Mur-
tal (Nr. 890). Auf
denVorderseiten
sehen wir auf
gemustertem
Goldgründe den
heiligen Bona-
ventura und Vi-
gilius, auf den
Rückseiten Grup-
pen von drei,
respektive zwei
Franziskaner-
märtyrern.
Schmale Gestal-
ten mit runden
Köpfen, vollen
Gesichtern und
unendlich sanft-
mütig blickenden Taubenaugen. Schöne Farben, die allerdings bei diesen arg verwahrlosten
Tafeln kaum zur Geltung kommen. Der Maler ist mir aus Niederösterreich wohl bekannt,
wenn ich auch seinen Namen noch nicht kenne. In der reizenden Sammlung des Stiftes
Herzogenburg kann man zahlreiche Werke seiner Hand finden; einzelne Heiligen-
gestalten, die Jugendgeschichte Christi und anderes. Die Zeit der Tätigkeit dieses
„Meisters mit den Taubenaugen", wie ich ihn in meinen Notizen einstweilen der
Kürze halber getauft habe, umfaßt etwa die letzten Jahrzehnte des XV. Jahrhunderts
bis in den Anfang des folgenden.
Noch im Raume der kirchlichen Kunstaltertümer werden wir auf eine Richtung
der steirischen Malerei aufmerksam, die durch zwei Individualitäten, einen älteren und
einen noch viel begabteren jüngeren Künstler getragen wurde, und die bei leichter Karikierung
der Typen deutliche und sehr merkwürdige Ansätze zu ausgesprochener Lichttmalerei nimmt.
Abb. 5. Österreichischer Maler um 1500. Martyrium
eines Heiligen (Judas Thaddäus?) □
□ Landesmuseum „Johanneum", Graz
derbe Typen mit großen Gesichtsteilen, flacher Stirn, ähnliche Engelfiguren. Ander-
seits kann man wohl auch die Beziehung unseres steirischen Malers zu Oberitalien,
speziell zur paduanisch-muranesischen Kunst, nicht ganz in Abrede stellen. Denke man
doch zum Vergleich an das Schutzmantelbild des Bartolommeo Vivarini in S. Maria
Formosa zu Venedig.
Das satte, leuchtende Kolorit und ein Gefühl für klare, ruhige Gestaltengebung,
Vermeiden des knittrigen, die große Richtung brechenden Gefältels in den Gewändern,
hat sich der Meister aus italienischen Vorbildern erlernt. Im allgemeinen möchte ich
der Richtung unseres Künstlers aus dem Grazer Museum noch die beiden von ihrem
Altar getrenn-
ten, ohne Rah-
men hochge-
hängten Flügel-
bilder zuweisen,
auf denen wir
die Figuren ei-
nes Bischofs und
des heiligen
Michael, des den
Crucifixus um-
armenden heili-
gen Bernhardin
und eines ju-
gendlichen Hei-
ligen sehen.
Auf den
engen Zusam-
menhang mit
Niederösterreich
weisen auch wie-
der die Flügel
des ehemaligen
Franziskaner-
altars aus Fiat-
schach im Mur-
tal (Nr. 890). Auf
denVorderseiten
sehen wir auf
gemustertem
Goldgründe den
heiligen Bona-
ventura und Vi-
gilius, auf den
Rückseiten Grup-
pen von drei,
respektive zwei
Franziskaner-
märtyrern.
Schmale Gestal-
ten mit runden
Köpfen, vollen
Gesichtern und
unendlich sanft-
mütig blickenden Taubenaugen. Schöne Farben, die allerdings bei diesen arg verwahrlosten
Tafeln kaum zur Geltung kommen. Der Maler ist mir aus Niederösterreich wohl bekannt,
wenn ich auch seinen Namen noch nicht kenne. In der reizenden Sammlung des Stiftes
Herzogenburg kann man zahlreiche Werke seiner Hand finden; einzelne Heiligen-
gestalten, die Jugendgeschichte Christi und anderes. Die Zeit der Tätigkeit dieses
„Meisters mit den Taubenaugen", wie ich ihn in meinen Notizen einstweilen der
Kürze halber getauft habe, umfaßt etwa die letzten Jahrzehnte des XV. Jahrhunderts
bis in den Anfang des folgenden.
Noch im Raume der kirchlichen Kunstaltertümer werden wir auf eine Richtung
der steirischen Malerei aufmerksam, die durch zwei Individualitäten, einen älteren und
einen noch viel begabteren jüngeren Künstler getragen wurde, und die bei leichter Karikierung
der Typen deutliche und sehr merkwürdige Ansätze zu ausgesprochener Lichttmalerei nimmt.