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Monatshefte für Kunstwissenschaft
Prof. Jhr. Dr. Jan Six in einer Akademiesitzung
über die Entdeckung zweier neuer Vorstudien
zu Rembrandts Radierung des Bürger-
meisters Six machte. Die eine befindet sich auf
der Rückseite einer Kreidezeichnung mit Bettlern
im Museum Fodor in Amsterdam (H.d. G.Nr. 1223),
dessen Direktor, Herr 't Hooft, zuerst den Zu-
sammenhang dieser ganz flüchtigen Skizze mit
der Radierung erkannte. Die andere ist die
Pause — in schwarzer Kreide — für die Original-
platte, beide im Besitze von Prof. Six. Aller-
dings ist das eine Vorzeichnung ohne jegliche
Details, die auch sonst bei der Ausarbeitung
direkt nach der Natur noch Veränderungen er-
fuhr. Der hübschen Ölstudie der Sammlung
Leon Bonnat sprach bei der Gelegenheit Prof.
Six befremdender Weise die Originalität ab.
Was die moderne Kunst betrifft, so hat das
Städtische Museum in Amsterdam einen herben
Verlust zu beklagen. Die dort bisher leihweise
ausgestellt gewesene Sammlung moderner Ge-
mälde der holländischen und französischen Schule,
van Eeghen, ist zurückgezogen worden, um ver-
kauft zu werden. Da der Stadt die Mittel zum
Ankauf nicht zur Verfügung stehen, hat sich ein
Konsortium gebildet, um wenigstens einigeStücke
der Städtischen Sammlung zu erhalten. Andere
sind allerdings bereits in andere Hände über-
gegangen, so ein großer Willem Maris, den das
Museum Boymans in Rotterdam — auch durch
private Beiträge von Kunstfreunden — für
17 000 Gulden erworben hat.
Von den zahlreichen größeren und kleineren
Ausstellungen moderner Künstler erwähne ich
nur die interessantesten. Die erste, die schon
im Frühjahr stattfand, gab einen Überblick über
das vielseitige Schaffen Jan Toorops. Die andere
war zu Ehren des 1897 verstorbenen Land-
schafters Willem Roelofs im Oktober im Haag
arrangiert worden und bot eine umfassende
Übersicht über den Entwicklungsgang dieses
für die moderne holländische Landschaftsmalerei,
speziell für die „Haager Schule", wichtigen
Meisters. Ein Teil dieser Sammlung ist gegen-
wärtig noch auf der Wanderung durch Holland.
Und endlich wurde ganz kürzlich in Rotterdam
eine Sonderkollektion von Werken Vincent van
Goghs gezeigt, Kurt Freise.
g
DEUTSCHER VEREIN
FÜR KUNSTWISSENSCHAFT.
Die Versammlung für die endgültige Kon-
stituierung des Vereins ist in der ersten Hälfte
des März d. J. in Aussicht genommen. Über
die weitschauenden Unternehmungen, deren
Pläne mit dieser Gründung verbunden sind,
unterrichtet der erste Paargraph des Satzungen-
entwurfes am präzisesten.
§ 1.
Der Deutsche Verein für Kunstwissenschaft
bezweckt die Förderung kunstgeschichtlichen
Wissens und die Hebung künstlerischen Lebens
in Deutschland.
Insbesondere setzt er sich zur Aufgabe:
1. Ein illustriertes kunstwissenschaftliches
Jahrbuch mit literarischem Jahresbericht heraus-
zugeben.
2. Die Herausgabe von Kunsthandbüchern
und photographischem Anschauungsmaterial so-
wie von sonstigen kunstwissenschaftlichen Ar-
beiten zu fördern.
3. Die vollständige Verzeichnung und Publi-
kation aller deutschen Kunstdenkmäler (Monu-
menta artis Germaniae) auf Grund der vorhan-
denen Vorarbeiten herbeizuführen.
4. Kunstwissenschaftliche Anstalten und Ver-
bindungen an geeigneten Plätzen des In- und
Auslandes herzustellen und zu unterhalten.
5. Dafür einzutreten, daß für Vertreter der
neueren Kunst Reisestipendien eingerichtet
werden..
6. Das allgemeine. Interesse und Verständnis
für Kunst zu beleben, indem dahin gewirkt
wird, daß
a) an den Universitäten und andern Hoch-
schulen für ausgiebige Berücksichtigung
der Kunstwissenschaft gesorgt wird,
b) auch in den Schulen, namentlich in den
höheren Lehranstalten (Mittelschulen), der
kunstwissenschaftliche Unterricht in ge-
eigneter Weise im Anschluß an Geschichts-
und Zeichenunterricht und durch Veran-
staltung kunstwissenschaftlicher Vorträge
gepflegt wird,
c) die kunstgeschichtlichen Apparate an
Hochschulen und höheren Lehranstalten
(Mittelschulen) zureichende Ausstattung
erfahren,
d) angehenden Oberlehrern und Oberlehre-
rinnen die Möglichkeit geschaffen wird,
sich in der Fachprüfung eine Lehrbefähigung
der Kunstwissenschaft zu erwerben,
e) die Kunstwissenschaft auch in dem der
allgemeinen Bildung gewidmeten Teile
der Prüfung der Oberlehrer und Ober-
lehrerinnen angemessen berücksichtigt
wird,
Monatshefte für Kunstwissenschaft
Prof. Jhr. Dr. Jan Six in einer Akademiesitzung
über die Entdeckung zweier neuer Vorstudien
zu Rembrandts Radierung des Bürger-
meisters Six machte. Die eine befindet sich auf
der Rückseite einer Kreidezeichnung mit Bettlern
im Museum Fodor in Amsterdam (H.d. G.Nr. 1223),
dessen Direktor, Herr 't Hooft, zuerst den Zu-
sammenhang dieser ganz flüchtigen Skizze mit
der Radierung erkannte. Die andere ist die
Pause — in schwarzer Kreide — für die Original-
platte, beide im Besitze von Prof. Six. Aller-
dings ist das eine Vorzeichnung ohne jegliche
Details, die auch sonst bei der Ausarbeitung
direkt nach der Natur noch Veränderungen er-
fuhr. Der hübschen Ölstudie der Sammlung
Leon Bonnat sprach bei der Gelegenheit Prof.
Six befremdender Weise die Originalität ab.
Was die moderne Kunst betrifft, so hat das
Städtische Museum in Amsterdam einen herben
Verlust zu beklagen. Die dort bisher leihweise
ausgestellt gewesene Sammlung moderner Ge-
mälde der holländischen und französischen Schule,
van Eeghen, ist zurückgezogen worden, um ver-
kauft zu werden. Da der Stadt die Mittel zum
Ankauf nicht zur Verfügung stehen, hat sich ein
Konsortium gebildet, um wenigstens einigeStücke
der Städtischen Sammlung zu erhalten. Andere
sind allerdings bereits in andere Hände über-
gegangen, so ein großer Willem Maris, den das
Museum Boymans in Rotterdam — auch durch
private Beiträge von Kunstfreunden — für
17 000 Gulden erworben hat.
Von den zahlreichen größeren und kleineren
Ausstellungen moderner Künstler erwähne ich
nur die interessantesten. Die erste, die schon
im Frühjahr stattfand, gab einen Überblick über
das vielseitige Schaffen Jan Toorops. Die andere
war zu Ehren des 1897 verstorbenen Land-
schafters Willem Roelofs im Oktober im Haag
arrangiert worden und bot eine umfassende
Übersicht über den Entwicklungsgang dieses
für die moderne holländische Landschaftsmalerei,
speziell für die „Haager Schule", wichtigen
Meisters. Ein Teil dieser Sammlung ist gegen-
wärtig noch auf der Wanderung durch Holland.
Und endlich wurde ganz kürzlich in Rotterdam
eine Sonderkollektion von Werken Vincent van
Goghs gezeigt, Kurt Freise.
g
DEUTSCHER VEREIN
FÜR KUNSTWISSENSCHAFT.
Die Versammlung für die endgültige Kon-
stituierung des Vereins ist in der ersten Hälfte
des März d. J. in Aussicht genommen. Über
die weitschauenden Unternehmungen, deren
Pläne mit dieser Gründung verbunden sind,
unterrichtet der erste Paargraph des Satzungen-
entwurfes am präzisesten.
§ 1.
Der Deutsche Verein für Kunstwissenschaft
bezweckt die Förderung kunstgeschichtlichen
Wissens und die Hebung künstlerischen Lebens
in Deutschland.
Insbesondere setzt er sich zur Aufgabe:
1. Ein illustriertes kunstwissenschaftliches
Jahrbuch mit literarischem Jahresbericht heraus-
zugeben.
2. Die Herausgabe von Kunsthandbüchern
und photographischem Anschauungsmaterial so-
wie von sonstigen kunstwissenschaftlichen Ar-
beiten zu fördern.
3. Die vollständige Verzeichnung und Publi-
kation aller deutschen Kunstdenkmäler (Monu-
menta artis Germaniae) auf Grund der vorhan-
denen Vorarbeiten herbeizuführen.
4. Kunstwissenschaftliche Anstalten und Ver-
bindungen an geeigneten Plätzen des In- und
Auslandes herzustellen und zu unterhalten.
5. Dafür einzutreten, daß für Vertreter der
neueren Kunst Reisestipendien eingerichtet
werden..
6. Das allgemeine. Interesse und Verständnis
für Kunst zu beleben, indem dahin gewirkt
wird, daß
a) an den Universitäten und andern Hoch-
schulen für ausgiebige Berücksichtigung
der Kunstwissenschaft gesorgt wird,
b) auch in den Schulen, namentlich in den
höheren Lehranstalten (Mittelschulen), der
kunstwissenschaftliche Unterricht in ge-
eigneter Weise im Anschluß an Geschichts-
und Zeichenunterricht und durch Veran-
staltung kunstwissenschaftlicher Vorträge
gepflegt wird,
c) die kunstgeschichtlichen Apparate an
Hochschulen und höheren Lehranstalten
(Mittelschulen) zureichende Ausstattung
erfahren,
d) angehenden Oberlehrern und Oberlehre-
rinnen die Möglichkeit geschaffen wird,
sich in der Fachprüfung eine Lehrbefähigung
der Kunstwissenschaft zu erwerben,
e) die Kunstwissenschaft auch in dem der
allgemeinen Bildung gewidmeten Teile
der Prüfung der Oberlehrer und Ober-
lehrerinnen angemessen berücksichtigt
wird,