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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 1. Halbband, Heft 1 - 6.1908

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Heft 1/2
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.70400#0094

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Monatshefte für Kunstwissenschaft

und des Pariser Innenarchitekten Hoentsdiel nunmehr in
Angriff genommen werden. Ein Anbau nach der 111
hinaus soll die Kunstgewerbesammlung von Str. auf-
nehmen, so daß, mit Einrechnung des Frauenhauses, alle
öffentlichen Kunstsdiätze hier vereinigt werden. Diese
Restaurierung befindet sidi durchweg in guten Händen.
Rom. Die von Raffael 1509 begonnene Kirche S.Eligio
degli Orefici, am Tiber bei der Villa Giulio, droht ernst-
lich zu verfallen, da man nichts für ihre Erhaltung tut.
Rom. Die altchristliche Basilika S. Silvestro über
dem Grab der Priscilla an der Via Salaria ist von Marucchi
wiederhergestellt und die gesamte (unterirdische) Anlage
der Öffentlichkeit freigegeben.
Venedig. Nachdem die finanziellen Schwierigkeiten
beseitigt sind, wird nächstes Frühjahr mit der Wiederher-
stellung der Baudenkmäler auf dem Inselchen Torcello in
der oberen Lagune begonnen werden. Es sind dies die
im Jahre 1008 erbaute Kirche Santa Maria und die aus
dem neunten Jahrhundert stammende Kirche Santa Fosca
in griechisch-römischem Stil.
Weimar. Als Assistentin am Goethe-Nationalmuseum
wie an den andern Großherzogl. Museen wurde zur
Unterstützung des Direktors Dr. Kötschau, Fräulein Dr.
M. Schütte, früher Hilfsarbeiterin am Kgl. Kupferstich-
kabinett in Berlin, angestellt.
Wien. Es ist nun endgültig entschieden, daß Otto
Wagner den Bau des Städtischen Museums auf dem Karls-
platz übernimmt; es scheint also, daß Wien um eine groß-
artige Architektur reicher werden soll, die sich an die alte
Karlskirche Fischer v. Erlachs dekorativ ansdiließt.

VERMISCHTES
Kunsthistoriker oder Laie. Da an die Spitze der
Stuttgarter Gemäldegalerie der Ästhetiker Prof. Diez end-
gültig berufen ist, erscheint der Streit um diese Frage
beendigt; der neue Leiter muß nun beweisen, ob er ein
würdiger Nachfolger v. Langes ist. Prinzipiell ist zu
sagen: daß zwar der Beruf der Kunstforschung an sich
noch lange nicht die Gewähr bietet, daß der ihr An-
gehörende wirklich etwas „von Kunst versteht" oder sich
zum Leiter eines Museums eignet; daß aber doch eben
für solche Dinge, wie über Kunst dozieren und Samm-
lungen verwalten, ein Stand von Leuten existiert, die sie
als Lebensaufgabe betrachten und im allgemeinen auch
wirklich mehr davon verstehen als Künstler und Ober-
lehrer. Das Mittel der guten alten Zeit, Museen durch
protegierte Maler oder Architekten verwalten zu lassen,

hat sich doch wohl nicht ganz als das Richtige erwiesen,
und ein moderner Großstaat würde sich aufs empfindlichste
der Gefahr der Lächerlichkeit aussetzen, wenn er zu jener
ehrwürdigen Institution zurückgreifen wollte, statt unter
der großen Schar der gutgeschulten Museumsbeamten
und Kunsthistoriker den Tauglichsten zu wählen. Ein
völlig verfehltes und durch nichts zu rechtfertigendes Ex-
periment aber hat man in Graz unternommen. Als
Nadifolger Strzygowskis an der dortigen Technischen
Hochschule ist nicht ein Kunsthistoriker, sondern ein
Novellist und Bibliothekar, Dr. Emil Ertl, berufen worden.
Es tritt hier der Fall ein, daß Professorenkollegium und
Unterriditsminister einen Novellisten für tauglicher halten
als einen Fachmann, über Geschichte der Architektur zu
lesen. Die weit verbreitete Meinung ist also immer noch
die, daß Kunstverständnis und Kunstwissenschaft lediglich
Attribute des überlegen lächelnden „gesunden Menschen-
verstandes" seien.
Das Appartemento Borgia im Vatikan ist seit
einigen Monaten dem Publikum zurückgegeben worden.
Es ist jetzt wieder wie früher zweimal in der Woche ge-
öffnet. Besonders erfreulich ist es, daß auch die beiden
Räume der Torre Borgia nicht mehr geschlossen sind.
Hier steht die merkwürdige Büste Pius II. wieder an
ihrem alten Platz, die seit Jahren unsichtbar war. Möchte
nun auch allmählich die Hoffnung sich verwirklichen, daß
sidi die leeren Räume füllen! Die Säle des Appartamento
Borgia scheinen wie geschaffen für die Einrichtung eines
pästlidien Museums, für welches im Vatikan noch un-
schätzbares Material vorhanden ist. E. St.
Zum fünfzigjährigen Jubiläum Roms als Haupt-
stadt Italiens. Ernesto Nathan, Roms neuer Sindaco,
hat einen vom 15. Januar datierten Aufruf erlassen, in
welchem er zur allgemeinen Teilnahme und Unterstützung
an den beiden im Jahre 1911 in Turin und Rom geplanten
Jubiläumsausstellungen auffordert. Die Rollen beider
Hauptstädte, derer, die es war, und derer, die es wurde,
sind so verteilt worden, daß in Turin eine internationale
Ausstellung für Industrie und Gewerbe veranstaltet werden
soll, während Rom seine verborgenen Schätze a ter Kunst
zeigen wird. Daneben wird in Rom auch eine historische
Ausstellung und eine große Ausstellung moderner Kunst
geplant. E. St.
Ein neuer Dürer? In München ist im Besitze des
Grafen Arco - Zinneberg angeblich ein früher Dürer (von
1489) entdeckt worden, eine Anbetung des Kindes.
Ein neuer Grünewald ist in dem Dörfchen Stuppach,
südwestlich von Mergentheim in Württemberg von K. v.
Lange entdeckt worden. Es ist eine Madonna in blühen-
der Landschaft.
 
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