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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 9.1916

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Kutschera-Woborsky, Oswald: Giovanni Battista Tiepolos Decke des "Merito" im Palazzo Rezzonico zu Vendig
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https://doi.org/10.11588/diglit.69938#0182

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GIOVANNI BATTISTA TIEPOLOS DECKE
DES „MERITO“ IM PALAZZO REZZONICO
ZU VENEDIG
Mit sechs Abbildungen auf zwei Tafeln Von OSWALD VON KUTSCHERA-WOBORSKY

Zwei Künstler des Settecento waren es hauptsächlich, die in langjährigen und
fruchtbaren Beziehungen zur Familie Rezzonico gestanden waren: Giovanni
Battista Tiepolo1) und Antonio Canova. Wahrscheinlich war der erstere schon in
den dreißiger Jahren mit dem damaligen Kardinal Carlo Rezzonico — der 1758 als
Klemens XIII. zum Papst erwählt werden sollte — in Padua in Verbindung ge-
treten, als er für die Neuausschmückung der Santokirche2) sein Agathebild ver-
fertigte und der zwei Dezennien später den Auftrag erhielt, die Fresken-
ausmalung des venezianischen Palastes der Familie vorzunehmen. Marco Pitteri
hatte seinen Stich nach Giovanni Battistas Gemälde der heiligen Katharina von
Siena (Wien, Hofmuseum) dem Neffen des Papstes gewidmet und später noch,
als im Jahre 1776 Domenico Tiepolo heiratet, fungiert als einer der Trauungszeugen
der Prokurator Lodovico Rezzonico, der Enkel des schon verstorbenen Papstes3).
Canova anderseits hatte seine ersten Versuche auf Anregung des Principe Abbon-
dio4) und des Prokuratoren Lodovico unternommen, hatte in der Sommervilla der
Familie in Bassano verkehrt und war in ihrer Begleitung nach Wien und München
gereist. Und bald nach seiner Ankunft in Rom wird er dazu bestellt, das Grabmal
des päpstlichen Ahnen für die Peterskirche zu entwerfen5).
Neben diesem monumentalen Werke (und neben der Beschäftigung von Piranesi,
Mengs, Corrado und Christophe Heweston) sind es die Fresken des Familienpalastes
am Canal grande, welche Giovanni Battista Tiepolo übertragen worden waren, die
das Hauptverdienst der Rezzonico für die Kunstförderung bedeuten. Diese Arbeiten
haben der Forschung manche Schwierigkeiten bereitet, denn fürs erste war man
über die Datierung der Malereien im Unklaren, die man teils vor, teils nach Tie-
polos Würzburger Reise (1751—1753) ansetzte, und weiter herrschte auch über
die ikonographische Bestimmung des ovalen Freskos Unsicherheit und schwanken-
des Widersprechen. Für die Datierung ging man meist von der historisch beglau-
bigten Nachricht aus, das im Jahre 1745 der venezianische Architekt Giorgio Mas-
sariö) über dem alten Bau Longhenas ein neues (drittes) Geschoß errichtete und
daß also die Arbeiten Tiepolos, der wie Longhi berichtet, durch Jacopo Guarana
unterstützt wurde7), in Verbindung mit dieser Vergrößerung des Palastes etwa in
das Jahr 1746 fallen würden. Diese Meinung haben Meissner, Sack und Fogolari
(1) Tiepolo-Literatur: E. Sack, G. B. und D. Tiepolo, Hamburg 1910; Pomp. Molmenti, G. B. Tiepolo,
Milano, o. J. (1909); Franz H. Meißner, Tiepolo, Bielefeld u. Leipzig 1897; Modern, G. B. Tiepolo,
Wien 1902; Gino Fogolari, G. B. Tiepolo nel Veneto, Milano o. J. (um 1911).
(2) Gonzati, La Basilica di Sant’Antonio descritta et illustrata. Padova 1852, Vol. I, S. 103 u. CXXXII.
Das Bild wurde 1734 bestellt und drei Jahre später vollendet. (Vgl. auch Molmenti S. 107, Auftrag
für das Bild im Dom von Noventa Vicentina.)
(3) Urbani de Gheltof, Tiepolo e la sua famiglia. Venezia 1879, S. 30.
(4) Über dessen Beziehungen zur Herzogin Anna Amalie von Weimar vgl. Fr. Noack, Deutsches
Leben in Rom. Stuttgart und Berlin 1907, S. 124.
(5) Malamanni, Canova. Milano o. J., S. 15, 19, 31, 65 ff.
(6) P. Selvatico, Sulla architettura e sulla scultura in Venezia. 1847, S. 463 f.
(7) A. Longhi, Compendio delle vite dei pittori veneziani . . . 1762, S. 35.

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