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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 9.1916

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Möller, Emil: Leonardos Bildnis der Cecilia Gallerani in der Galerie des Fürsten Czartoryski in Krakau
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https://doi.org/10.11588/diglit.69938#0325

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LEONARDOS BILDNIS DER CECILIA
GALLERANI IN DER GALERIE DES
FÜRSTEN C ZARTORYS KI IN KRAKAU
Mit zwei Abbildungen auf zwei Tafeln Von EMIL MÖLLER1)
Die Kriegszustände haben den Freunden von Leonardos Kunst einen unverhoff-
ten Genuß beschert: Das vielumstrittene, bisher nur von wenigen gesehene
Bildnis der „Dame mit dem Hermelin“ aus der Sammlung Czartoryski bietet sich in
der Königl. Gemäldegalerie in Dresden zu günstiger Besichtigung dar. Die Folge
davon war eine Vermehrung kunsthistorischer Erörterungen, die aber eine volle
Klärung der Ansichten bisher nicht zuwege gebracht haben. Gewiß hinderte
auch die schwere Kriegszeit, der Bedeutung eines so kostbaren Werkes gerecht
zu werden.
Unter den Kunsthistorikern, die in früheren Jahren das Bild dem Leonardo zuer-
kannten, führe ich an: Müller-Walde (Jahrb. d. Preuß. Kunstsamml. 1897,141; 189g, 69),
W. v. Bode (Zeitschr. f. bild. K. igo3? 276), Suida, (Jahrb. Kunst-Samml. d. allerhöchst.
Kaiserhauses, 25. Bd., 28), E. Schäffer, (Westermanns Monatsh., April 1907), Carotti
(Le opere di Leonardo 1905, 36 ff) und Siren (Leonardo, Stockholm 1911, 33), („wenig-
stens unter Leonardos Leitung“). Viel größer ist die Zahl jener, die es dem Leonardo
absprachen: Morelli, Frizzoni, Berenson, Mc. Curdy, Müntz, Rosenberg, Herzfeld,
v. Seidlitz (Predastudie 41, Leonardobuch I, 272), Pauli und Gronau. Letzterer hat
noch im März 1915 (Zeitschr. f. bild. Kunst) das Bild wiederum dem Boltraffio
zugeschrieben.
Unter den neuesten Besprechungen ist an erster Stelle zu nennen Wilh. v. Bo des
bedeutsamer Aufsatz über eine Reihe umstrittener Leonardobilder im Jahrb. d. Preuß.
Kunstsamml. 1915, 4. Heft, wo das Bildnis mit großer Entschiedenheit Leonardo zu-
erkannt wird. Im Cicerone, April 1915, 134 ff., ist Hans Singer zu dem Ergebnis
gekommen: „wenn man lediglich nach der Qualität gehen dürfte, würde man gern
an Leonardo glauben“. Der Nestor der Leonardoforscher, unser Landsmann Dr. J.
P. Richter, stand im Januar 1916 mit mir vor dem Gemälde; sein sehr vorsichtiges
Schlußurteil war „möglicherweise ein Leonardo“.
Ich selbst habe seit manchen Jahren das Bild schon in der mangelhaften Braun-
sehen Photographie bewundert, zuerst aber bin ich 1911, als Dr. Gust. Frizzoni
mich durch Übersendung einer guten Photographie erfreute (die gleiche, von H. Dr.
v. Ochenkowski besorgte, liegt der beigegebenen Abbildung zugrunde), in Briefen
an Dr. Frizzoni und Frl. Marie Herzfeld mit größter Bestimmtheit dafür eingetreten,
daß hier ein echter Leonardo und zwar das Bildnis der Gallerani vorliege.
Große Genugtuung bereitete es mir, später aus dem Munde meines hochverehrten
Freundes Dr. Paul Müller-Walde, unseres tiefgründigsten Leonardokenners, zu
hören, daß er seit vielen Jahren die gleiche Meinung habe. Endlich hatte ich An-
fang Januar 1916 die Gelegenheit, in der Dresdner Galerie die von Glas und Rahmen
befreite Tafel ungestört zu untersuchen, wofür ich besonders Herrn Dr. Jähnig und
Herrn Prof. Dr. Singer verbindlichst danke. Da ich nicht nur das Urbild genau unter-
sucht, sondern es auch auf Grund einer vieljährigen Erforschung Leonardos im Zu-

(1) Die Schriftleitung der „Monatshefte für Kunstwissenschaft“ hat den verdienten Leonardoforscher und
Verfasser des obigen Beitrages als Spezialreferenten für das Gesamtgebiet der Leonardoforschungen
gewonnen.

Monatshefte für Kunstwissenschaft, IX. Jahrg. 1916, Heft 9

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