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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 9.1916

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Semrau, Max: Zu Nikolaus Goldmanns Leben und Schriften, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.69938#0364

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qui ipsam (sc. architecturam) per triginta annos et quod excurrit ... et colui et ad-
miratus sum. Dies führt also zum mindesten auf das Jahr 1632, wo Goldmann nach
dem Biographen ein neunjähriger Knabe war. Da diese und andere falsche Angaben
bis zum heutigenTage in allen über Goldmann gegebenen Mitteilungen weitergeschleppt
worden sind — vom alten Joecher bis zu Nagler, Immerzeel u. a. — so darf es wohl als
wünschenswert erscheinen, aus anderen zuverlässigen Quellen die Lebensgeschichte
des Mannes und das Bild seiner literarischen Persönlichkeit neu aufzubauen.
Die Möglichkeit dazu bietet zunächst das Material, das Stadtbibliothek und Stadt-
archiv in Breslau, Goldmanns Geburtsort, zur Geschichte seiner Familie bewahren1).
Sein Vater Johann Goldmann war dort in angesehener Stellung tätig, ein humanistisch
gebildeter Mann und nach Art der Zeit und der Schlesier ein eifriger Verseschmied
zumal in lateinischen Distichen2). So haben sich von ihm und seinen „dichtenden“
Freunden zahlreiche Gelegenheitscarmina erhalten, die bei vorsichtiger Verwertung
doch manche Tatsache und manches für uns erwünschte Datum bieten. Johann Gold-
mann war am 6. Aug. 1574 als Sohn des Schulrektors Martin Goldmann in Namslau ge-
boren, hatte das Breslauer Elisabethgymnasium besucht und seit 1600 auf den Uni-
versitäten Leipzig, Heidelberg, Genf und Paris die Rechtswissenschaft studiert; der
berühmte Jurist Franciscus Romanus in Leipzig wird als sein Lehrer genannt. Im
Jahre 1609 wurde er Schöppenschreiber (Scabinographus) des Breslauer Rats, ver-
mählte sich 15. Nov. 1610 mit Maria Six und erhielt 1618 auch das Amt eines
Notarius provincialis des Herzogtums Breslau. Er starb 16. Juli 1637. Nikolaus
Goldmann, sein ältester Sohn, wurde am 29. Sept. 1611 in der Maria-Magdalenen-
kirche getauft; die Ratsherren Jakob Reichel und Adam Sebisch sowie Frau Martha
Schwab, die Gemahlin des damaligen Ratsältesten und Praeses Johann Schwab waren
seine stattlichen Paten. 1627 und 1628 gratuliert er, nach dem erhaltenen Material
zum ersten Mal, seinem Vater zum Geburtstage in lateinischen Distichen; da er
nach 1628 unter den Geburtstagsgratulanten fehlt, wird er damals — also frühe-
stens im Herbst 1628 — die Universität bezogen haben. In der Tat erscheint er
im Sommersemester 1629 unter den Immatrikulierten der Universität Leipzig3)
und am 28. Sept. 1632 wird er, 21 Jahr alt, als Jurist in Leiden immatrikuliert4).
Nimmt man die oben erwähnte eigene Angabe Goldmanns genau, so läßt sich
vermuten, daß dieser in Leiden von dem zuerst betriebenen juristischen Studium
zur Beschäftigung mit der Mathematik und — im Sinne der Zeit — der Architektur
übergegangen ist. Dann wäre er wohl ein Schüler des seit 1615 amtierenden
Professor mathem. et architect. milit. Franciscus van Schooterv (1581 —1646)
gewesen, dem sein gleichnamiger Sohn (j~ 1661) als Extraordinarius für die
gleichen Fächer folgte6). Allerdings finden wir am 23. Juli 1639 Goldmann wieder
(1) Den Herren Stadtarchivar Prof. Dr. Wendt und Stadtbibliothekar Prof. Dr. Hippe sowie Herrn
Prof. Dr. C. Buchwald bin ich für freundliche Hilfe zu bestem Dank verpflichtet.
(2) Eine „Oratio poetica de nostra resurrectione s. de extremo judicio“ vom Jahre 1595 wurde zu
Oels 1631 gedruckt. Aus der schlesischen Gelehrtengeschichte (J. H. C. F. Cunradi Silesia Togata
ed. C. Th. Schindlerus. Lignicii 1706 S. 97) ging sein Name in Joechers Lexikon u. a. über.
(3) Die jüngere Matrikel der Univ. Leipzig 1559—1809 heräusgeg. v. G. Erler, Leipzig 1909,1, S. 139:
Goldmann, Nie. Vratislav.
(4) Album Studiosoi-um Academiae Lugduno-Batavae. Hagae 1875, S. 247: Nicolaus Goltmannus
Wratislaviensis Silesius 21. J.
(5) a. a. O. S. XXXVIII u. XLII. Von F. van Schooten d. Ä. existiert ein handscbriftl. Werk über
Befestigungskunde vom Jahre 1622 in der Univ.-Bibliothek zu Leiden; es soll hauptsächlich aus
Zeichnungen bestehen. (Jähns a. a. O. S. 1105). Ferner gab derselbe 1627 Trigonometrische Tafeln
„im Westentaschenformat“ heraus (Μ. Cantor, Vorlesungen über Gesch. der Mathematik II2 S., 709).

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