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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Neue Blätter für Gemäldekunde — Wien, 1.1922-1923

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Frimmel, Theodor von: Die Milliardenschätze Wiens in seinen Gemälden
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https://doi.org/10.11588/diglit.20642#0025

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stark entblößt. Dunkles Kleid, bräunlicher Ärmel. Kostbare Kette mit großer
Hängeperle vorn um den Hals, überaus flott und flüssig, fast dreist gemalt
(Achteck, nach der Höhenrichtung gestreckt). Ich möchte aus der Malweise den
Luca Giordano herauslesen, den „Luca fa presto". — Ein hervorragend
gutes Figurenbild ist das Werk des Christoph Jakobsz van der Laemen.
Wie die meisten Werke des genannten Flandrers nicht signiert, aber voll über-
zeugend richtig benannt. Vornehme Gesellschaft beim Mahl im Park. Sechs
Personen sifcen um einen reich gedeckten Tisch. Rechts unter der Tür steht ein
Page mit Trinkglas und Weinkrug. Hauptpersonen in der Mitte sind ein Herr
in reichster Kleidung, der die Laute spielt, und neben ihm eine vornehme Dame.
Sie gelten als Bildnisse des Rubens und seiner zweiten Frau Helene Fourmant,
und in der Tat verlockt die Gesichtsähnlichkeit besonders des Herrn mit den
Zügen des ältlichen Rubens zu dieser Annahme. Ein Zusammenhang mit Rubens
ist übrigens auch aus der Malerei abzulesen. Das gut erhaltene Bild gehört zu
den besten Arbeiten des Van der Laemen und bildet einen kunstgeschichtlichen
Obergang vom Liebesgarten des Rubens zu den Gesellschaftsbildern des Jeroom
Janssens, gen. „den danzer". Janssens wird ja in den Gildebüchern als Schüler
des Van der Laemen angeführt. Der landschaftliche Hintergrund ist ganz in der
Art der Rubensschule gehalten {mittelgroßes Breitbild auf Eiche, hinten mit
Rost.) — Ein weiteres Figurenbild von Bedeutung ist ganz und gar nicht so
leicht zu bestimmen. Ich finde eine große Ähnlichkeit in der Malweise und im
Typus der weiblichen Figur rechts mit Richard Brackenburgh, ver-
schweige aber nicht, daß andere Stellen an den Kreis des Cornelis Saft-
leven erinnern. Die Darstellung wird beschrieben, da sich möglicherweise nach
alten Verzeichnissen der Malername noch feststellen lassen wird. — Moses
schlägt Wasser aus dem Felsen, umgeben von acht unterscheidbaren Personen.
Er steht in der Mitte aufrecht und blickt gegen die Stelle an einer dunkelbrau-
nen Felswand hin, aus der eben Wasser hervorspriht. Rechts neben ihm Aaron.
Vor diesem liegt ein Mann auf dem Boden, der die Hände gefaltet hat. Ein
Weib von jugendlich frischem Aussehen und mit einem Kruge kniet etwas weiter
vorne rechts. Hinter ihr noch drei Köpfe sichtbar. Ganz vorne, gegen links, eine
dunkel gekleidete, kniende Frau von hinten gesehen, die ihre Linke gegen den
Boden stemmt. Links gegen den Bildrand zu kniet ein Mann, dessen bärtiger
Kopf im Profil erscheint. Neben der Felswand im Mittelgrunde Ausblick auf
steiles Gebirge. Gute Erhaltung. (Eichenholz mit Rost, Höhe 63,5, Breite 50,5.)
Allerlei beachtenswerte Landschaften sind ferner da. Darunter ragt hervor eine
Hügelige Gegend. Rechts steiler, lehmiger Abhang, oben von Bäumen be-
grenzt. Auf einer Abstufung schmaler Weg gegen rechts vorne. Ein vornehmer
Herr schreitet darauf gegen vorn und wird von einem Diener gefolgt, mit einem

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