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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Neue Blätter für Gemäldekunde — Wien, 1.1922-1923

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Frimmel, Theodor von: Die Milliardenschätze Wiens in seinen Gemälden
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https://doi.org/10.11588/diglit.20642#0027

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Falken auf der Hand. Eine dritte Figur nach dem Mittelgrunde zu. Unten
im linken Mittelgrund weidende Rinder. Weiter zurück mitten, zum Teil
von Laubbäumen maskiert, Bauernhäuser. Weit draugen, in der grünlichen
Fbene, ein hoher Kirchturm, wohl der der Antwerpener Kathedrale. Die
Figuren sind augenscheinlich vom jüngeren David Teniers, dessen
echtes Monogramm auf dem Bild vorgefunden wurde. Die Landschaft könnte
eine gemeinsame Arbeit dieses Malers und des Lukas v. Uden sein. Eine
weitere stimmungsvolle Landschaft von Teniers wird in Abbildung
vorgeführt. — Zwei signierte Landschaften von J. S o n j e machten mir grofje
Freude und erinnerten mich an meinen alten Fund des Sonje in der Galerie
Nowak zu Prag.

In lehter Stunde bekam ich noch ein englisches Gruppenbild zu Gesicht, mit
mehreren Kindern im Freien, ein fesselndes Werk, das wohl als Becdiey an-
zusprechen ist.

EIN SIGNIERTES WERK DES CORNELIS WILLAERTS.

im III. Band der „Studien und Skizzen" (Lieferung IX und X) konnte ich eine
sichere Arbeit von dem überaus seltenen Cornelis Willaerts aus Hamburger
Besitz besprechen und abbilden. Allen, die es mit dem Studium der holländi-
schen Malerei ernst nehmen, wird es erwünscht sein, noch ein weiteres sicheres
Werk desselben guten Utrechter Malers wenigstens in Abbildung kennen zu
lernen. Es kam um die Mitte des Februar bei einer Albert Kende'schen Ver-
steigerung in Wien zum Vorschein. Dem dankenswerten Entgegenkommen des
genannten Kunsthändlers verdanke ich die beifolgende Abbildung.

Das vorher noch unbeschriebene Gemälde steht ohne Zweifel auf einer
höheren Stufe als das Hamburger Werk. Die Durchbildung namentlich der Götter-
figuren ist zarter und die Stimmung duftiger. Die Bezeichnung „C. Willaerts
fc. 1654" (dunkle Schrift, die Jahreszahl unter dem Namen) unten ganz links gibt
nicht den mindesten Anlag, an ihrer Echtheit zu zweifeln, und wir haben in dem
gut erhaltenen (die holländische Eiche hat sich wieder als Malgrund bewährt)
Bild eine wertvolle Urkunde vor uns, die den Gesichtskreis erweitert und die
Kenntnis der Utrechter Malerei aus der Blütezeit fördert. Zu den Farben möchte
ich anmerken, dafj Juno, ungefähr mitten im Bilde, einen gelblichen Mantel,
Minerva rötliche Kleidung, Venus rötlichbraune Draperie tragen. An Paris ge-
wahrt man einen grünlichen Mantel. An dem auffallend dunkelhäutigen Wasser-
gott links bei dem braunen Felsen wird ein zinnoberigroter Mantel bemerkt,
der um die Mitte gelegt ist. Hervorzuheben ist die Behandlung der Wellen in
der Meeresbucht. Die Schaumkämme sind in derselben Weise wurmartig ge-

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