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Oberrheinische Kunst — 4.1929/​1930

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Laur, Wilhelm Friedrich: Die neu entdeckten Wandmalereien in Kappel
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https://doi.org/10.11588/diglit.53861#0015

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Die neu entdeckten Wandmalereien in Kappel
Von W. Fr. L a u r
Das Dorf Kappel ist heute Filialgemeinde von Buchau (Donaukreis, Oberamt Riedlingen), unweit
vom Federsee gelegen. Bis 1803 jedoch war es eine eigene Pfarrei, zu der auch die Stadt Buchau gehörte.
Diese selbst verdankt ihre Entstehung dem schon vor 857 gegründeten adeligen Damenstift, das bis 1803
bestanden hat. Die Pfarrei Kappel reicht also mit Sicherheit ins 9. Jahrhundert zurück.
Ihre Kirche, die noch heute auf dem gemeinsamen Friedhof liegt, bestand bis 1927 aus einem ein-
schiffigen kleinen Langhaus mit einem in die Südwestecke eingestellten Turm und einem eingezogenen Chor-
raum, der in drei Seiten eines Achtecks geschlossen ist und von dem aus eine kleine Türe nördlich in die alte
Sakristei führt. Die Jahreszahl 1473, die am Turm erhalten ist, könnte unbedenklich auf Schiff- und Chorschluß
bezogen werden, nur der Chorraum sollte nach alter Tradition einer früheren Zeit entstammen.

1. Aufdeckung.
1927 wurde die Kirche nach meinen Plänen wegen des großen Platzmangels erweitert. Das alte Lang-
haus wurde abgebrochen und ein neues in nordsüdlicher Richtung angelegt, so daß das alte Kirchlein zu einer
Art Querhaus des Neubaues wurde. Erhalten sind auf diese Weise auf der einen Seite der Turm mit alter
Eingangshalle, auf der anderen der alte Chorraum, der heute als Nebenkapelle dient. Mein besonderes Augen-
merk war darauf gerichtet, auch nach außen in der Firstlinie des Daches den Umriß des alten Baues
erkennen zu lassen.


Diese Sorgfalt, das Alte soweit als möglich zu er-
halten, war bei der ehrwürdigen Geschichte des Baues
an sich schon angebracht, sie wurde doppelt notwen-
dig, nachdem alte Nachrichten auf das Vorhandensein
von Wandmalereien schließen ließen. Paul Keppler
vermerkt, daß Reste zweier Bildlagen über einander
vorhanden seien, „die obere der Zopfzeit, die untere der
gotischen angehörig”. Im Chor sei ein Mäanderfries,
darunter Heiligengestalten unter Baldachinen, an der
Schiffwandung ganz oben der gleiche Mäander zu
sehen1.
Das Langhaus wurde vor Abbruch genauestens un-
tersucht2. Außer ganz geringen Spuren, die nur mit

1 Paul Keppler, Württembergs kirchliche Kunstaltertümer, Rottenburg a. N. 1888.
2 Herr Stadtpfarrer Stemmler hat sich hierbei besonders umgetan. Den Arbeitern war größte Vorsicht vorgeschrieben.

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