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Oberrheinische Kunst — 4.1929/​1930

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Lusser, Josef Martin: Die Baugeschichte der Kathedrale St. Nikolaus zu Freiburg in der Schweiz
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https://doi.org/10.11588/diglit.53861#0118

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Josef Lusser

Die Baugeschichte der Kathedrale St. Nikolaus zu Freiburg in der Schweiz
Von Josef Lusser
Die erste Kirche.
Die früheste urkundliche Nachricht über eine Pfarrkirche in Freiburg datiert aus dem Jahre 1177* 1. In
ihr bestätigt der Gründer der Stadt, Herzog Berchtold IV. von Zähringen, dem nahen Cluniazenser-Priorat
Payerne den Besitz von Grund und Boden, auf dem er bei der Stadterhebung Freiburgs die dem hl. Nikolaus
geweihte Kirche hatte erbauen lassen, und übergibt dem Kloster alles, was er auf dessen Eigentum errichten
ließ, die Kirche samt dem umliegenden Friedhof und zwei für die Geistlichkeit bestimmte Häuser2.
Die Kirche war aber damals kaum vollendet, denn am 6. Juni des Jahres 1182 „in die dedicationis
basilicae de Friburch" stellte Bischof Roger von Lausanne in Freiburg den Bürgern der Stadt auf Ansuchen
ihres Dekans und des Rates das verbriefte Recht aus, in den benachbarten Klöstern Altenryf, Humilimont und
Payerne eine Grabstätte zu erwerben3. Obgleich „dies dedicationis" den eigentlichen Tag der Weihe als auch
deren Jahrestag bedeuten kann, möchte man auf Grund der Anwesenheit des Bischofs von Lausanne eher
glauben, daß es sich hier um den Weihetag selbst handelt.
Diese Urkunde vom 6. Juni 1182 gibt einen festen Anhalt, wann die von Berchtold IV. gebaute Pfarr-
kirche vollendet war. Als Dekanatskirche hatte sie schon früh eine erhöhte kirchliche Bedeutung.
Die verhältnismäßig spät auftretenden Stadtchronisten setzen das Datum der Weihe ungefähr in die-
selbe Zeit; sie schweigen aber, gleich den übrigen Urkunden, über das Aussehen und die Ausmaße der Kirche4.
Auch das ganze folgende 13. Jahrhundert hat über den ersten Bau keine besonderen Nachrichten hinterlassen.
1228 zählt Conon von Estavayer, Domkapitular von Lausanne, in einem Chartularium die Kirchen des
Bistums auf, für Freiburg zwei, die Dekanatskirche St. Nikolaus und die dem Hospiz des Großen St. Bernhard
gehörende kleine Kirche St. Peter vor den Toren5.
Vereinzelt finden sich in den Urkunden kleinere Stiftungen, die für die Pfarrkirche neben anderen
reicheren Schenkungen für die Klöster etwas spärlich ausfallen. So vermachen im Mai 1252 zwei Brüder
Richasperg u. a. der „ecclesiae majori" zu Freiburg 2 Lausanner Schillinge jährlichen Zins, gleich dem
Johanniterspital St. Johann, dem Spital Unsrer Lieben Frau vor dem alten Stadtgraben, und St. Peter vor Frei-
bürg6. Zu der Pfarrkirche, der „ecclesia major", der Hospizkirche St. Peter und der Liebfrauenkirche war
innerhalb von drei Jahrzehnten eine vierte, die der neu niedergelassenen Johanniter in der Au gekommen.
Die zweite Kirche und ihre erste Bauzeit bis gegen 134 0.
In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts — wir wissen nicht genau, wann — hat die romanische
Kirche schrittweise einem Neubau weichen müssen. Die politischen Ereignisse dieses bewegten Jahrhunderts
Die kunstgeschichtliche Stellung der Kathedrale in Freiburg (Schweiz) wird der Verfasser in einem folgenden Aufsatz
im Zusammenhang mit den gotischen Kirchen der Westschweiz behandeln
1 Recueil diplomatique du Canton de Fribourg, Fribourg 1831, I. Bd., S. 1.
2 Die Schenkung erfolgte auf die Reklamation des Priorates hin, weil die Kirche ohne dessen Einverständnis auf
Payerner Besitz gebaut worden war.
3 Recueil diplomatique, I., S. 27.
4 A. Büchi, Die Chroniken und Chronisten von Freiburg i. Ü. (Sonderabdruck aus dem Jahrbuch für Schweizerische
Geschichte, Bd. 30), Freiburg 1905. — Die wichtigste Chronik ist die deutsche Stadtchronik von Rudella (1567). Gaston
Castella, La chronique Rudella. Annales Fribourgeoises, 8. Jahrg., 1920, S. 112.
5 Memoires et documents de la societe d’histoire de la Suisse romane. 6. Bd., Lausanne 1851, S. 24.
6 Freiburgisches Staatsarchiv, Archiv des Klosters Altenryf. F. 2 (67—70), Tir. 3, Nr. 34. — Rec. dipl. L, S. 85.

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