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Oberrheinische Kunst — 4.1929/​1930

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Reiners, Heribert: Der Meister des Heiligen Grabes zu Freiburg (Schweiz)
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Vöge, Wilhelm: Nicolaus von Leyen's Straßburger Epitaph und die holländische Steinplastik
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https://doi.org/10.11588/diglit.53861#0047

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Wilhelm Vöge / Nicolaus v. Leyen’s Straßburger Epitaph und die holl. Steinplastik
in sehr schlechtem Zustand der Erhaltung sind. Aber all das genügt doch nicht, um darauf für die in Frage
stehenden Werke eine These der Identität des Malers und Bildhauers zu gründen.
So muß der Meister des hl. Grabes vorläufig ein Anonymer bleiben. Bis zur Entdeckung seines Namens
mag er nach seinen besonderen Auftraggebern, als „M eister der Familie Mossu" seinen Platz in der
Kunstgeschichte haben. Er darf ihn behaupten als ein durchaus Eigener neben den vielen starken Talenten,
die seine Zeit allenthalben erstehen sah.
Nicolaus von Leyen’s Straßburger Epitaph und die holländische Steinplastik
Von Wilhelm Vöge
Nach den Anfängen Nicolaus v. Leyen’s forschen, heißt im Dunkeln umherstapfen. Diese Dunkelheit
wird niemand bannen. Vielleicht aber wird man sie an ein paar Stellen durchstechen.
So scheint sich jetzt die Sicht auf des Meisters Geburtsort zu erschließen. Seit längerem schon hat
man seine Wiege an den Rhein, die Mosel zu rücken gesucht. Diese noch vagen Mutmaßungen haben nun
Umriß, Farbe gewonnen. Hans Rott, unermüdlich über den Schriftquellen, glaubt Nicolaus Gerhaerts’ Heimat
zu kennen: Ley bei Koblenz1.
Zwar, das „de Leyden" am Trierer Sierckdenkmal ist nicht wegzuwaschen. Man hätte es demnach
zu fassen, wie Pinder will2; Nicolaus wäre, ehe er nach Trier kam, in Leyden ansässig gewesen. War er nach
Holland (statt in das nähere Brüssel) gegangen, weil er Verwandte dort hatte? Liegt der Fall des großen
Bildhauers ähnlich dem Beethovens? Es ist nicht gar so selten, daß das Genie, schon seiner Abstammung nach,
verschiedenen Völkern zugleich angehört.
Doch wir wissen nichts Näheres, können nur sagen, daß das Aneinander der Namen von Sohn und
Vater in jener ältesten Signatur des Meisters holländischen Gepflogenheiten entspricht. Denn, daß jenes
„de Leyden" des Sierckdenkmals zu dem Namen des Vaters gehört, daß somit zu lesen wäre: Nicolaus der
Sohn des „Gerardus von Leyden", ist nicht eben wahrscheinlich3. Doch wie es um Nicolaus’ Abkunft
auch stehen mag, sicher ist, daß er in seinen jüngeren Jahren in Holland gewesen ist. Denn davon weiß
auch sein Werk.
Wie wenig man bisher demselben abzufragen vermocht hat, ist beschämend. Zwar es begreift sich
auch. Denn das Werk ist winzig; an beglaubigten Stücken zählt es nur fünf (sechs). Andererseits: mit der
Steinplastik Hollands, die als Nicolaus’ Ausgangsgebiet in Frage ist, hat man böse geräumt. Für Nicolaus
Gerhaerts Holland zu bereisen, wem wäre es lohnend erschienen? Abgeschreckt hat wohl auch ein Wort
A. Pits, wonach sich in Holland nichts erhalten hätte, was jenem ältesten Werke des Meisters auf deutschem
Boden, dem Trierer Sierckdenkmale von 1462, verwandt erschiene4.
Aber wenn vielleicht nicht von hier, so lassen sich doch von einem der Straßburger Werke des Meisters,
das kurz darauf entstand (1464), vom Busang-Epitaphe des Straßburger Münsters (Taf. 20, Abb. 1) aus die
1 Vgl. Oberrheinische Kunst, III, Freiburg 1928, S. 65.
2 Wilhelm Pinder, Die deutsche Plastik II (Hdb. d. Kunstwiss.), S. 355.
3 Friedrich Back, Ein nichtbeachtetes Werk des Friedrich Gerhaert v. Leyden, Münchener Jb. d. bild. K. 1914, S. 200.
4 Fr. Back a. a. O., S. 204.

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