Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Oberrheinische Kunst — 4.1929/​1930

DOI article:
Baumgart, F.: Ein Werk des Giambattista Langetti in Mannheim
DOI article:
Kempf, Anna: Der Silberne Altar des Freiburger Münsters
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.53861#0159

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Anna Kempf/Der Silberne Altar des Freiburger Münsters

Bildern am meisten dem Mannheimer. Die gekennzeichneten Merkmale sind dieselben: Gedrängtheit der Kompo-
sition, eindringliche Behandlung des Themas, „il tocco sfrangiato". Einzelheiten wie der Tierkopf dicht über
Argos entsprechen dem Pferd des Samariters in seiner gleichen Nähe zu den Menschen. Dieselbe Einzwängung
der gepreßten Gruppe zwischen vorderer Bildfläche und Grund, der hier ohne Ausblick in irgend eine Ferne
bleibt. „Herakles raubt die Rinder des Geryones" (Taf. 74, Abb. 3) befindet sich im Kunsthistorischen Museum
in Wien3. Auch hier entsprechen manche Einzelheiten dem Mannheimer Bild, dieses Mal der nahe Grund
links, der Ausblick in das begrenzte Gebirgstal rechts.
Wir gewinnen aus diesen vier Bildern einen Eindruck, der uns das Wesen des Malers zeigen kann. Als
sein einziges Ziel erscheint, in größter Naturnähe zu bleiben und durch den Naturalismus starken Ausdruck
zu erzielen. Dabei beschränkt er sich auf formale — körperliche — Ausdrucksmöglichkeiten. Die Gemüts-
bewegungen seiner Menschen bleiben heftig und auch roh, was schließlich schon durch die Wahl der Themata
bedingt ist. Gewinnend ist die Wahrheit und Ehrlichkeit, mit der er seine Bilder gestaltet, mit der er einfach
bleibt, ohne große Ansprüche zu stellen. Damit gehört Langetti zu dem Strom der italienischen Seicentomalerei,
der der eigentlich wesentliche und erfreuliche ist, der nicht in den öden und leeren Formalismus der offiziellen
Barockmalerei mündet. Was wir als Wert empfinden, empfanden die alten Schriftsteller als Nachteil. Gerühmt
wurden an ihm die Technik und das Temperament, auch die Ausdrucksstärke, getadelt der ausschließliche
Naturalismus und der Mangel jenes „non so ehe di grande ehe ammiriamo tanto ne’ greci scultori in soggetti
simili" (Lanzi in seiner Storia pittorica). Wir schließen mit einer Stelle aus Boschinis „La carta del navigar
pittoresco" (Venezia 1660), die die Art des Künstlers gut kennzeichnet:
,,L’opera con bon arte, e colpi franchi:
L’osserva el natural con bon giudicio;
In l’atizia l’atende al bon oficio,
Che i movimenti sia vivi, e no’ stanchi."
Der Silberne Altar des Freiburger Münsters
Von Anna Kempf
Der durch seine Gemälde von Hans Baldung-Grien berühmte Hochaltar des Freiburger Münsters zeigt
zweimal im Jahre eine besonders prunkvolle Ausstattung aus der Barockzeit, vornehmlich bestehend aus einer
silbernen und kupfervergoldeten Mensaverkleidung und einem ebensolchen Aufsatz. Der gesamte Schmuck
ist unter der Bezeichnung „Silberner Altar" hochgeschätzt und vielbewundert.
Altarbekleidungen aus Edelmetall werden schon im 8. und 9. Jahrhundert erwähnt; beträchtlich ist die
Zahl der Vorsatztafeln aus Gold und Silber, welche die Epoche vom 10. bis 13. Jahrhundert, die Blütezeit der
mittelalterlichen Goldschmiedekunst, hervorgebracht hat, der wir auch so zahlreiche Reliquienschreine und andere
kostbare Schöpfungen verdanken. Während sich von den ältesten Frontalien keine in die Gegenwart herüber-
gerettet haben, ist von den mittelalterlichen eine nennenswerte Anzahl noch erhalten. Das kunstgeschichtlich
3 Nr. 430 b im Katalog der Gemäldegalerie von 1928, von Dr. J. Wilde auf Langetti bestimmt. Das Bild wurde
kürzlich von Giuseppe Delogu in der „Arte" XXXII, 1929, S. 271 veröffentlicht („Pittori Genovesi del’ 1600"). Die sehr
schlechte Wiedergabe ließ uns eine erneute Reproduktion als tunlich erscheinen.

147
 
Annotationen