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Oberrheinische Kunst — 4.1929/​1930

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Hugelshofer, Walter: Beitrag zum Werk des Sixt von Staufen
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Hugelshofer, Walter: Der Meister W. S. mit dem Malteserkreuz: ein elsaß-lothringischer Maler der Baldungzeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.53861#0060

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Walter Hugelshofer

Die Kunst des Sixt von Staufen ist aus dem Elsaß abzuleiten. Der große Einfluß des Niklaus Gerhaert,
der charaktervollen Ausdruck mit dem Ideal einer neuen Körperschönheit verband, ist auch in ihm noch
wirksam. Direkter noch hängt Sixt zusammen mit dem Meister der Figuren aus dem Isenheimer Altar
„Grünewalds". Gegenüber deren monumentaler, wuchtiger Gesinnung und ihrem kraftvollen Realismus wirkt
Sixt eleganter, schönheitsdurstiger und bürgerlicher. Er ist, wie Münzel es ausgedrückt hat1, „ein durchaus
sachlicher Künstler; seine Stärke ist die Darstellung porträtartiger Gestalten. Er gibt seine Personen in Ruhe;
sie zeigen nicht die merkwürdige innere Bewegtheit des Meisters H. L. Und so wenig Leidenschaft oder Phan-
tastik im Gebiet des Geistigen seine Sache ist, so tritt auch bei den dekorativen Formen der Faltengebung
das spielend phantastische Element zurück. Wenn auch der Meister eine reichere Gewandbildung anwendet,
so ist sie doch zurückhaltend, und vor allem schließlich immer sachlich motiviert. Er ist ein mehr beobachten-
der, objektiver, seelisch ruhiger Künstler2".
Der Meister W. S. mit dem Malteserkreuz
(Ein elsaß-lothringischer Maler der Baldungzeit)
Von Walter Hugelshofer
Die elsässische Malerei der letzten Spätgotik von 1500 bis etwa 1550 (in schiefer Übertragung fälschlich
auch Renaissance genannt) ist für uns trotz vieler Bemühung in der Hauptsache immer noch identisch mit
der fruchtbaren und langdauernden Tätigkeit Hans Baldung Griens. Er beherrschte das Feld weithin und
für anspruchsvollere Leistungen fast ausschließlich. Alle seine vielen Tafeln, die heute über die Sammlungen
zerstreut sind (bis auf die wenigen Malereien seiner Nürnberger Jahre), sind ja für den Oberrhein geschaffen
worden, standen in den Kirchen und Schlössern des Elsaß und Oberbadens. So viele Malernamen uns auch
sonst aus dieser einst so blühenden und weitherum tonangebenden Kunstzone überliefert sind (und ihre Zahl
wird neuerdings durch die verdienstvolle und grundlegende Archivarbeit Hans Rotts3 immer stattlicher) —,
von keinem andern läßt sich bisher ein geschlossenes und zureichendes Bild seiner künstlerischen Tätigkeit
gewinnen. Die Museen und die Inventare sagen leider nichts anderes aus, als daß fast der ganze, ehemals so an-
sehnliche Bestand bis auf den einen Anteil Baldungs für immer als zerstört und unwiderruflich untergegangen
zu betrachten ist. Im Gegensatz zur Plastik, wo sich vergleichsweise (und bei der erstaunlich hohen durchschnitt-
lichen Qualität glücklicherweise) viel mehr erhalten hat, so daß es hier in vielen Fällen gelungen ist und in
anderen noch glücken mag, bekannte Werke mit urkundlich gesicherten Meisternamen zusammenzubringen. Und
in merkwürdigem Gegensatz zur zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, aus der ungleich mehr elsässische Gemälde
bekannt sind. Hans Wechtlin, Erhard Schlitzor, Stefan Duft, Crispin Weiß — um nur einige zu nennen —
sind uns alle als Maler nicht mehr faßbar, und es besteht leider wenig Aussicht, daß sich diese Sachlage ändere.
Es fügt sich schlecht, daß der einzige im Elsaß tätige Meister, von dem sich neben Baldung ein einiger-
maßen abgerundetes Werk erhalten hat, trotzdem er sich mit seinen Initialen öfters bezeichnete, sich bisher

1 Alemannia 1916, p. 56.
2 Zur Charakteristik ferner zu vergleichen: Pinder im Handbuch der Kunstwissenschaft, Deutsche
Band II, pag. 442.
3 Hans Rott, Oberrheinische Kunst 1928, p. 55 und Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins 1929, p. 39.

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