Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Oberrheinische Kunst — 4.1929/​1930

DOI Artikel:
[Rezension zu: Hermann Ginter, Birnau am Bodensee]
DOI Artikel:
[Rezension zu: Karl Becker, Ehemaliges Peterskloster auf dem Petersberg]
DOI Artikel:
[Rezension zu: Rudolf Kautzsch (Hrsg.), Mittelalterliche und Reinaissance-Baukunst im Elsass. Reiseaufnahmen eines Architekten]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.53861#0234

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Buchbesprechungen

Hermann Ginter: BIRNAU AM BODENSEE (Deutsche
Kunstführer, herausgegeben von Adolf Feulner, Band 22).
Augsburg, Benno Filser 1928.
Die köstliche Cisterzienserpropstei am Bodensee, ein Ju-
wel deutscher Barockkunst, wird in diesem Führer teilweise
auf Grund bisher noch nicht verwerteten Aktenmaterials
knapp und erschöpfend dargestellt. Eine Reihe zuverlässiger
Baurisse und ausgezeichneter Abbildungen ergänzen den Text,
in dem der Verfasser die Geschichte, den Bau und die Aus-
stattung behandelt und würdigt. Das architektonische Mei-
sterwerk des Vorarlbergers Peter Thumb, die plastische Aus-
stattung durch Joseph Anton Feuchtmayer, die Malereien von
Gottfried Bernhard Göz werden sorgfältig beschrieben und
analysiert, die kunstgeschichtlichen Beziehungen dargelegt
und das Zusammenklingen zu einem köstlichen Gesamtwerke
von seltener Einheitlichkeit wirksam zum Ausdruck gebracht,
wobei auch die wundervoll harmonische Stellung in der Land-
schaft gebührende Berücksichtigung findet. Das Büchlein ist
nicht nur in der Hand des Besuchers, sondern auch zur Un-
terrichtung und wissenschaftlichen Forschung unentbehrlich.
N.
Karl Becker: EHEMALIGES PETERSKLOSTER AUF DEM
PETERSBERG. (Sonderdruck aus dem I. Bande der
Kunstdenkmale der Provinz Sachsen. Verlag August
Hopfer, Burg.
Die Umwandlung eines älteren Kollegiatstiftes auf dem
Erfurter Petersberg in ein Benediktinerkloster, wohl im Jahre
1060, bedeutet gleichzeitig mit das erste Fußfassen der clu-
niazensischen Reformbewegung in Mitteldeutschland. Wir
wissen von der lebhaften Beteiligung des Abtes Wilhelm
von Hirsau bei der Erfurter Neugründung, die von schwä-
bischen Mönchen durchgeführt wurde. Der dritte Abt Wern-
her, der die Bautätigkeit im Kloster besonders energisch
betrieben hat, wurde wieder aus Hirsau geholt.
Daß außer diesen geistigen und persönlichen Beziehungen
der Verfasser bei der Erfurter Peterskirche auch eine weit-
gehende formale Verwandtschaft nicht nur mit Hirsau, son-
dern auch mit der oberrheinisch-elsässischen Baukunst nach-
weist — Beziehungen, die auch anderweitig im 12. Jahrhun-
dert in bedeutendem Umfang zwischen Thüringen und Sach-
sen und dem Oberrhein nachzuweisen sind — macht den Bau
auch für die Kunstgeschichte unseres Gebietes wertvoll. Da
die Arbeit als ein Teil des Erfurter Kunstdenkmäler-Inven-
tars erschienen ist, in dem die Erörterung allgemeiner kunst-
geschichtlicher Probleme naturgemäß hinter der eigentlichen
Aufgabe, der Denkmälerbeschreibung, zurücktreten muß, ist
der Verfasser genötigt, sich bei der Erörterung dieser Zu-

sammenhänge mit knappen Andeutungen zu begnügen. Um
so mehr ist zu wünschen, daß die von ihm in Aussicht ge-
stellte besondere Arbeit, die die genauere Untersuchung
dieser kunstgeschichtlichen Fragen bringen soll, recht bald
erscheinen möge.
Als Kunstdenkmälerverzeichnis kann die vorliegende Ar-
beit mustergültig genannt werden. Sie gibt in klarer Anord-
nung und knapper aber erschöpfender Darstellung, unter-
stützt durch zahlreiche gute Abbildungen, alles, was irgend
zur Erkenntnis der Baugeschichte und des Baubefundes erfor-
derlich ist: Urkundliche, literarische und bildliche Quellen —
Geschichte des Bauwerks — Regesten zur Baugeschichte —
Baubeschreibung — Ausstattung. Das besonders wichtige
Problem der Gestaltung der schon sehr bald geänderten
1. Choranlage konnte durch Grabungen geklärt werden. Den
nur andeutungsweise gestreiften Fragen der Rekonstruktion
der beiden romanischen Baupläne der Kirche hätte wohl auch
im Rahmen dieser Arbeit etwas mehr Raum gegönnt werden
können im Hinblick auf die Bedeutung des 1. Bauplans
als früheste und reinste Übertragung des Hirsauer Bau-
gedankens nach Mitteldeutschland und die hervorragende
künstlerische Reife des 2. Bauplans. Der Verfasser beabsich-
tigt, bei der ausführlichen Behandlung der kunstgeschicht-
lichen Probleme auch darauf noch einzugehen. N.
MITTELALTERLICHE UND RENAISSANCE-BAUKUNST
IM ELSASS. — Reiseaufnahmen eines Architekten,
herausgegeben von Rudolf Kautzsch. (Wissenschaft-
liches Institut der Elsaß-Lothringer im Reich.) Frank-
furt a. M. 1929, im Selbstverlag des Instituts.
Der Stuttgarter Architekt J. Cades hat hauptsächlich in
den Jahren 1884—1887 im Elsaß eine Fülle von Architektur-
Aufnahmen angefertigt, die sich durch große Zuverlässigkeit
auszeichnen. Die Tatsache, daß die Elsässische Baukunst bis-
her noch keineswegs einer systematischen und umfassenden
Bearbeitung unterzogen worden ist, ja daß sogar das bisher
vorliegende Material im Vergleich mit anderen Gebieten be-
sonders spärlich ist, läßt das Unternehmen des Wissenschaft-
lichen Instituts der Elsaß-Lothringer, das von Cades hinter-
lassene Material durch eine Publikation weiteren Kreisen
zugänglich zu machen, als besonders verdienstvoll erscheinen.
Die 106 Tafeln geben das Material in der alphabetischen
Reihenfolge der Orte. Die begleitenden Anmerkungen des
Herausgebers bringen in knapper Form die historischen Daten
und die wichtigste bisherige Literatur. Für die romanische
Baukunst sind die Aufnahmen eine überaus wertvolle Er-
gänzung zu dem ausgezeichneten Buch des Herausgebers
(Romanische Kirchen im Elsaß; Freiburg i. Br. 1927). Für

42
 
Annotationen