Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Oberrheinische Kunst — 4.1929/​1930

DOI Artikel:
Martin, Kurt: Verschaffelts Standbild für Karl Alexander von Lothringen auf der Place royale in Brüssel
DOI Artikel:
Martin, Kurt: Nicolas Guibals Deckengemälde für das Badhaus in Schwetzingen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.53861#0188

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Kur t Martin

im Schwetzinger Schloßgarten identifizierte. Dieser Hinweis ist falsch, denn die Zeichnung ist ein Entwurf für
ein Werk Verschaffelts10, das er im Auftrag des Markgrafen von Baden als Sinnbild des Namens für Schloß
Ebersteinburg ausführte, wo die Skulptur heute noch steht. Sie ist kopiert nach dem antiken Eber in den
Uffizien11, vielleicht auch nach dem in der Tacca-Werkstatt entstandenen Bronzenachguß beim mercato vecchio
in Florenz.
Nicolas Guibals Deckengemälde für das Badhaus in Schwetzingen
Von Kurt Martin
In der Führerliteratur für den Schwetzinger Schloßgarten wird bei der Beschreibung des Badhauses
der stereotype Satz variiert: „Nun tritt man in einen länglich runden Saal, an dessen Decke Aurora erscheint, wie
sie die Nacht verscheucht; dies kostbare Gemälde ist von dem württembergischen Hofmaler Guibal* 1." Guibal
hat auch sonst im kurpfälzischen Gebiet gemalt. Es ist anzunehmen, daß ihm die Aufträge durch Nicolas
de Pigage vermittelt wurden. Pigage und Guibal waren befreundet, beide waren Lothringer, der eine in Nancy
geboren als Sohn eines in Werken nicht nachweisbaren Architekten am Hof Stanislaus Leszczynskis, der andere
als Sohn des Barthelemy Guibal, der beim Herzog von Lothringen die Stelle eines premier sculpteur und später
am lothringisch-polnischen Hofe auch noch die eines zweiten Architekten inne hatte. Pigage und Guibal
waren fast gleichaltrig, beide dürften gleichzeitig Schüler der Pariser Akademie gewesen sein. 1749 ist Pigage
Intendant über die Gärten und Wasserkünste in Mannheim; im gleichen Jahre trifft Guibal in Stuttgart ein.
Herzog Karl Eugen von Württemberg schickt seinen späteren Hofmaler mit festem Gehalt zur weiteren
Ausbildung nach Rom, von wo er 1755 zurückkehrt. Für die Siebziger]ahre läßt sich die Beziehung zwischen
beiden Künstlern belegen, denn Pigage wird 1771 Pate in der Familie des Freundes. Er überträgt Guibal das
Titelblatt und die Vignetten zu der großen Katalogarbeit für die Düsseldorfer Galerie. Aufträge für die Aus-
malung des Schwetzinger Badhauses, für den Gartensaal in Schloß Oggersheim und kleinere Arbeiten in
Mannheim folgen. Es scheint, als sei Guibal auch beim Kauf der Gartenskulpturen tätig gewesen, die bei der
Versteigerung des polnischen Nachlasses aus den Bosquetts des Luneviller Parkes für den Schwetzinger
Garten erworben wurden. Umgekehrt hat Guibal versucht, seinen Freund am württembergischen Hof ein-
zuführen und Aufträge für ihn zu vermitteln. Wir wissen, daß Pigage für die Gärten des Stuttgarter und
Ludwigsburger Schlosses Entwürfe gefertigt hat2.

10 Zeichnung VIII. 377. Federzeichnung, laviert, mit Röthelstift schraffiert, Konstruktionszeichnung Bleistift. Größe
51,5x38 cm. Vgl. Beringer a. a. O., S. 12. Valdenaire, A., 1919. Friedrich Weinbrenner, S. 154, Abb. 162, Karlsruhe.
11 Reinach, S., 1908. Repertoire statuaire, Bd. II., S. 740/1. Paris; Amelung, W., 1897. Führer durch die Antiken von
Florenz, S. 14, 9, München; Brunn-Bruckmann, Denkmäler T. 336b.
1 Vgl. für Guibal: Bernhardt, R. 1922, Nicolas Guibal, Diss. Erlangen und Thieme-Becker, Künstlerlexikon, Artikel
Guibal (Bernhardt). Herrn Prof. Gerstenberg, Halle, bin ich für Hinweise aus seiner noch ungedruckten Arbeit über Anton
Raphael Mengs zu Dank verpflichtet.
2 Das Gärtenamt in München besitzt einen von Pigage signierten Projekt-Plan für den Stuttgarter Hofgarten. Der
Plan neuerdings publiziert von F. Hallbaum in der Zeitschrift Gartenkunst, Jahrgang 43, 1930, Heft 1. Im Tagebuch des
württembergischen Generaladjutanten von Buwinghausen-Wallmerode über die Landreisen des Herzogs Karl Eugen von
Württemberg, herausg. von E. Ziegesar, Stuttgart 19H, findet sich S. 253 folgende interessante Notiz: „Den 29. Juli 1771
Solitude. War der Oberbaudirektor von Mannheim, Mrs. de Pegache hier, welcher dem Herzog einige Risse von dem Schloß-
garten zu Ludwigsburg verfertigt hatte und übergab." Für die Mitteilung bin ich Herrn Dr. Schmidt, Stuttgart verpflichtet.

176
 
Annotationen