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Oberrheinische Kunst — 4.1929/​1930

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Kempf, Anna: Der Silberne Altar des Freiburger Münsters
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Martin, Kurt: Verschaffelts Standbild für Karl Alexander von Lothringen auf der Place royale in Brüssel
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https://doi.org/10.11588/diglit.53861#0184

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Kurt Martin

aus dem Jahre 1700, die gleichfalls von der Oberpflegschaft in Auftrag gegeben und nach Angaben des Mün-
sterpflegers Josef Christoph R i e h e r angefertigt wurde (Taf. 86, Abb. 2). Ein Inventar des Münsters von 1725
besagt, daß sie, ohne die Geschenke, 1200 Gulden gekostet habe und an anderer Stelle heißt es, daß sie
14 Pfund an Gold und Silber wiege. Das getriebene Rankenwerk des Scheins ist mit figürlichen Darstellungen
und kostbaren Edelsteinen reich durchsetzt; auf dem schön gegliederten Fuße sieht man zwischen Engels-
köpfchen die Emailwappen der Oberpfleger J. Chr. Ri e h e r und S. Bayer von Buchholz, des Münster-
schaffners Paul S p e i e r e r , sowie das Wappen der Münsterbauhütte, das silberne Kreuz mit
dem gespaltenen Fuß auf rotem Grund und die Jahreszahl 1700. Die zweite Arbeit Zeckels im Münster ist ein
silbervergoldeter, mit sechs Emailbildern gezierter Barockkelch; am Boden des Fußes ist das Wappen
des Stifters, des Münsterpfarrers Ludovicus J u 1 i e r S. S. Theol. Doktor mit den Initialen L. I. D. angebracht.
Für die Wertschätzung und Verehrung, die man in jener Zeit der silbernen Josefsstatue entgegen-
brachte, spricht der Umstand, daß man zwei Kupferplatten nach ihr in Augsburg stechen ließ, die sich aber
leider weder im Original, noch, wie es scheint, in einem Abdruck erhalten haben. Die Rechnung der Münster-
fabrik vom Jahre 1710 enthält folgende hierauf bezügliche Ausgabeposten:
Gulden Batzen Pfennig

Item für S. Josephs Bild 2 Kupferlin zu stechen. 12
Hiervon für 160 papirne Bild. 8 1
8 seidene. 1 3
46 pergamentne. 4 12
Item Postgelt für Erhaltung solcher . 13 5

Gleichzeitig mit der Marienfigur, im Jahre 1779, wurde auch die Statue des hl. Josef von Goldschmied
Friedrich Hoffmann repariert. Seine Rechnung hierfür lautet: „Das Josefus-Bilt an dem Haupt den Schein
und an dem Schild den Pelikan zusammengeletet und frisch verguldet und die ganze Biltnus ausgebutzt, dut
zusammen 11 Schilling 40 Pfennig."
So besitzt das Freiburger Münster unter seinen Schatzbeständen, neben seinem imposanten Silbernen
Altar, zwei wertvolle Silberplastiken der Muttergottes und des hl. Josef, Meisterwerke der deutschen Silber-
schmiedekunst des ausgehenden 17. und des beginnenden 18. Jahrhunderts. Sie erweisen sich als rühmliche
Zeugnisse des Opfersinns und des idealen religiösen Interesses unserer Vorfahren an der Ausschmückung
des Münsters.

Verschaffelts Standbild für Karl Alexander von Lothringen
auf der Place royale in Brüssel
Von Kurt Martin
Im Jahre 1769 beschlossen die Stände von Brabant, dem Statthalter der österreichischen Niederlande,
Karl Alexander von Lothringen, aus Anlaß der großen Festlichkeiten zum 25jährigen Regierungsjubiläum in
Brüssel eine Statue zu errichten. Verschaffelt, der aus Gent stammte, erhielt den bedeutenden Auftrag, den er
in Mannheim ausführte. Es handelte sich um ein bronzenes Standbild von monumentalen Ausmaßen, dazu
bestimmt, die heutige Place royale von Brüssel zu beherrschen. Man weiß, daß Didier in Mannheim die Figur
gegossen hat, daß Verschaffelt mit 60 000 fl. und einer Tabatiere mit 2000 fl. bezahlt wurde. Man kennt die
Umstände des Transportes, die Geschehnisse der feierlichen Enthüllung, die im Januar 1775 in Gegenwart des

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