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Oberrheinische Kunst — 4.1929/​1930

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Reiners, Heribert: [Rezension zu: Ilse Futterer, Gotische Bildwerke der deutschen Schweiz 1220-1440]
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[Rezension zu: Th. Behme, Schlichte deutsche Wohnmöbel]
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[Rezension zu: Edmund Hausen, Pfälzer Eisenguss. Ein Beitrag zur Geschichte der pfälzischen Volkskunst - von Pfälzer Kunst und Art]
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https://doi.org/10.11588/diglit.53861#0245

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Buchbesprechungen

in dieser Zeitschrift dieses Heilige Grab eingehend behandelt
mit den übrigen Werken des gleichen Meisters und habe
auch dort den von Futterer schon früher geäußerten und hier
wiederholten Irrtum berichtigt, der die große Kreuzigungs-
gruppe der Kathedrale ebenfalls diesem Meister zuschreiben
will. Man fragt sich weiter, warum die ausgezeichneten Skulp-
turen des Hauptportales der Kathedrale, soweit sie der ersten
Hälfte des 15. Jahrhunderts angehören, nicht erwähnt sind,
warum der Schmuck des dortigen Tympanons, der noch vor
1400 liegt, völlig übergangen ist, obwohl er in seiner Art
für diese Zeit ebenfalls einzigartig in der Schweiz ist und
stilistisch zur deutschen Kunst gehört.
Ich will hier keine Liste all der Werke geben, die nach
meiner Ansicht aus dem Freiburger Bezirke und dem übrigen
Grenzgebiet zur französischen Schweiz in diese Publikation
gehört hätten und die hier fehlen, es handelt sich um ein paar
Dutzend (!). Doch möchte ich die von Futterer auf Tafel 8/9
zusammengestellte Gruppe der Madonnenbilder um ein un-
bekanntes Stück ergänzen. Futterer hat dort einer Figur aus
Altdorf eine eng verwandte aus Surpierre (Überstein) an die
Seite gesetzt. Im Text erwähnt sie außerdem eine Kopie dieser
Madonna im Freiburger Museum, vielleicht eine Arbeit des
18. Jahrhunderts. Ich bilde diese Kopie hier ab und füge eine
weitere bei, aus Freiburger Privatbesitz, anscheinend eine Ko-
pie des 17.—18. Jahrhunderts (Taf. 67, Abb. 1, 2). Eine andere
Kopie befindet sich in der Gruyere bei Freiburg. Da somit die
Westschweiz jetzt noch vier Wiederholungen desselben Bildes
aufweist, möchte man vermuten, daß sich auch das Original in
der Westschweiz befunden habe. Vielleicht handelt es sich um
das ehedem hochverehrte Gnadenbild der Kathedrale von Lau-
sanne, von dem wir nur eine allgemeine Vorstellung der
thronenden Madonna haben, ohne etwas von der Form im
einzelnen zu wissen. Futterer dagegen scheint das Vorbild in
der deutschen Schweiz zu suchen.
Der reiche Bestand an alter Plastik in Freiburger Privat-
besitz scheint Futterer überhaupt entgangen zu sein. Ich
werde an anderer Stelle zusammenhängend dieses Material
behandeln. Von den Skulpturen, welche in die von Futterer
behandelte Zeit gehören, möchte ich hier nur auf eine der
bedeutendsten verweisen und sie abbilden, eine Pieta aus der
ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts (Taf. 67, Abb. 4). Sie
stammt aus der deutschen Schweiz und gehört auch künst-
lerisch dem schwäbisch-schweizerischen Kreise an. Futterer
bringt aus diesem eine Anzahl von Werken des gleichen
Themas, aber keines, das an künstlerischem Wert an die her-
vorragende Freiburger Gruppe reicht. Durch die straffe Auf-
fassung und Formengebung, der die Beherrschung entspricht,
welche die Madonna zeigt, deren Antlitz fast ohne Spur des
Schmerzes ist, erhält diese Gruppe innerhalb der frühen Dar-
stellungen der Pieta ihre besondere Note.
Ich bilde außerdem zwei Christophorusfiguren ab (Taf. 67,
Abb. 3, 5). Die eine, aus der Maigrauge in Freiburg, findet man
auch bei Futterer, Taf. 56/57. Sie schreibt diese mit einer Ka-
tharinenfigur desselben Klosters „unverkennbar" demselben
Meister zu. Das ist doch wohl nicht aufrechtzuerhalten. Die
zweite Christophorusfigur führt Futterer in ihrem Verzeichnis

der nicht abgebildeten Werke auf mit dem Vermerk: „Um
1430—1440 (an anderer Stelle setzt sie die Figur rund um
1400). Berührungspunkte mit Christophorus im Kloster
Magerau. Guter Durchschnitt." Worauf sich diese Berüh-
rungspunkte erstrecken, ist nicht ersichtlich. Ich stelle des-
halb die beiden Figuren nebeneinander. Die Figur aus Saint
Jean bilde ich auch deshalb ab, weil es sich bei ihr anschei-
nend um die älteste in der Schweiz erhaltene Freiplastik
dieses Heiligen handelt.
Durch solche kleinen Beanstandungen hinsichtlich der Art
des Textes sowie der Auswahl und Vollständigkeit des Ma-
terials soll der große Wert der Publikation Futterers nicht
geschmälert werden. Man darf sie als eine der wertvollsten
Publikationen zur Schweizer Kunst bezeichnen, die uns die
letzten Jahre brachten. Der weiteren Forschung ist hier in
jeder Hinsicht der Boden bereitet und eine Fülle von An-
regungen wird gegeben, zumal für die deutsche Plastik. Jeder,
der sich eingehender mit süddeutscher Plastik befaßt, wird
auf diese Publikation zurückgreifen müssen, vor allem wegen
des außerordentlich reichen Bildmaterials. Da das Buch im
Verlage Dr. Filser erschien, ist es fast überflüssig, seine vor-
zügliche Ausstattung eigens zu rühmen.
zügliche Ausstattung eigens zu rühmen. H. R e i n e r s
Th. Behme: SCHLICHTE DEUTSCHE WOHNMÖBEL.
München 1928. — Verlag Georg D. W. Callwey.
Das gut ausgestattete reich illustrierte Buch gibt nach
einem kurzen historischen Rückblick eine Darstellung der
Entwicklung des Gebrauchsmöbels von 1800 bis zur Gegen-
wart. Neben den bürgerlichen Möbeln ist auch ein Kapitel
dem Bauernmöbel gewidmet. Diese Beispiele in sehr charak-
teristischer Auswahl sind aus ganz Deutschland zusammen-
getragen, wobei auch Baden mit einer Anzahl schöner Stücke
aus dem badischen Landesmuseum in Karlsruhe und dem
Freiburger Augustinermuseum gut zur Geltung kommt. N.
Edmund Hausen: PFÄLZER EISENGUSS. Ein Beitrag zur
Geschichte der pfälzischen Volkskunst. — Von Pfälzer
Kunst und Art, herausgegeben von der Direktion der
Pfälzischen Landesgewerbeanstalt, Band 9. — Kaisers-
lautern 1930, E. Lincks-Crusius-Verlag.
Kippenbergers Forschungen über „Die Kunst der Ofen-
platten" — bewährt sowohl an einer Einzelpersönlichkeit
und ihren Ausstrahlungen als auch an einem Sammlungs-
bestand — finden hier eine Fortsetzung in der Bearbeitung
einer landschaftlichen Produktion. Der kleine Band hat zu-
nächst den populären Zweck, die Gattung überhaupt und die
abgebildeten 70 Stücke speziell in ihren volkskünstlerischen,
historischen, heraldischen und technischen Beziehungen heu-
tigem Verstehen und Beachten nahezubringen. Darüber hinaus
gibt er eine sorgfältige Zusammenstellung der Nachrichten
über die pfälzische Eisenindustrie von der prähistorischen
Zeit bis zur Renaissance; vor allem aber wird für die spä-
teren Perioden der glückliche Versuch gemacht, das vor-
handene Material an bestimmte pfälzische Hütten aufzuteilen.

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