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Oberrheinische Kunst — 4.1929/​1930

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Ernst-Weis, Josef: Der Meister der Rufacher Beweinung
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Veh, Olga: Baseler Scheibenrisse im Museum der Eremitage
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https://doi.org/10.11588/diglit.53861#0155

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Olga Veh/Baseler Scheibenrisse im Museum der Eremitage
Künstlern, die mit einer gewissen Wut den Parallelismus schon wieder auflösen, zeigt sich sogleich auch
der Gegensatz am engeren Oberrhein selbst.
Es ist dem Eindruck vom Meister der Rufacher Beweinung nicht einträglich, zu klangvolle Namen in
seiner Gegenwart zu nennen, — so war es denn ein gütiges Schicksal, das seine beste Arbeit, die stolze Mar-
bacher Madonna im Colmarer Museum in nahe Nachbarschaft mit dem Isenheimer Altar versetzte.
Eine neue Inventarisierung der Kunstdenkmäler im Oberelsaß könnte wohl noch manche Arbeit des
Rufacher Meisters entdecken, und in elsässischen wie deutschen Privatsammlungen mögen sich noch andere
Werke seiner Hand und seiner Werkstatt verborgen halten. Als ein freilich mittelmäßiges Bildwerk, das an
seinen Stil anknüpft, sei eine Anna Selbdritt genannt, die im Straßburger Museum sich befindet. Die Kenn-
zeichen seiner Art ahmt die Figur vergröbert und mißverstanden nach. Ihr eigentlicher Wert besteht darin,
daß sie sich mit dem zugehörigen, zweiflügeligen Schreine erhalten hat. Sicheres über die Herkunft des Werkes
ist nicht bekannt (Taf. 73, Abb. 4).
Photographiennachweis : Taf. 69: Photograph H. Bachmann, Rufach. — Taf. 72, Abb. 3: Kunst-
historisches Seminar, Marburg. — Taf. 73, Abb. 2 und 4: Museum Straßburg. — Taf. 73, Abb. 3: Küster, Kaysersberg. —
Taf. 70, Abb. 2 und 3, Taf. 71, Abb. 1 und 2, Taf. 72, Abb. 1 und 2: Ernst-Weis. — Taf. 70, Abb. 3, Taf. 71, Abb. 4 nach
Hausmann. — Taf. 71, Abb. 3 nach Clauß (Zitate oben!).
Baseler Scheibenrisse im Museum der Eremitage
Von Olga Veh
Die Spätrenaissance der Glasmalerei in Basel steht unter starkem und dauerndem Einfluß namhafter
Meister der Glanzzeit, welche die Glasscheibe zu einem Kunstwerk ersten Ranges erhoben und ihr ein be-
stimmtes Gepräge gaben.
Doch der Wandel der Zeiten förderte auch Neuerungen zutage, die sich vorerst in einer veränderten
Darstellungsweise äußern. So beobachten wir ein Zunehmen der Ornamentik, wobei italienisierende Formen
in freier Behandlung eine weite Verbreitung finden.
In unserer Sammlung, die zwei Scheibenrisse der Baseler Spätrenaissance aufweist, finden wir beide
Richtungen in deutlich geprägten Beispielen vertreten. Der Autor der einen Zeichnung ist Jieronymus Vischer,
„Glasmaler von Basel", wie er sich selbst nennt, ein Schüler des Hans Jakob Pläpp; er lebt noch ganz in den
Traditionen Hans Holbeins und seiner Schule. Bei ihm sehen wir die gleiche Auffassung der Komposition
und eine typisch holbeinische Formenbehandlung. Die Ausführung seiner Arbeiten zeigt Anklänge an Tobias
Stimmer. In der Darstellungsweise der Figuren, in den Rollwerkverzierungen, Kartuschen und Putten, welche
diesem Meister so eigen sind, treten sie besonders deutlich zutage; das gleiche gilt von der für Stimmer so
typischen Manier der Tuschlavierung.
Der Riß, den wir hier veröffentlichen wollen, ist eine Wappenscheibe des „Herman von Andlauw
St. Johanordens Ritter Cumentheur zu Basel und Reinfelden. 1601", wie wir auf der unten befindlichen, von
Putten flankierten Kartusche lesen (Taf. 68, Abb. 1). Das Kopfstück der Scheibe, welches von reich orna-
mentierten, mit Nischen versehenen Pilastern getragen wird, zeigt eine Seeschlacht mit den Türken.
Im Mittelfelde rechts ist der Wappenschild, links wohl Herman von Andlau selbst als Wappenträger
dargestellt. Die von Andlau sind ein altes Adelsgeschlecht aus dem Elsaß, römischer Abstammung. Hermann

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