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Oberrheinische Kunst — 4.1929/​1930

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Noack, Werner: [Rezension zu: Hans Jantzen, Das Münster zu Freiburg - Hans Reinhold, Der Chor des Münsters zu Freiburg i. Br. und die Baukunst der Parlerfamilie - Hermann Ginter, Südwestdeutsche Kirchenmalerei des Barock - Friedrich Hefele, Aus Freiburgs Baugeschichte]
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Noack, Werner: [Rezension zu: Heribert Reiners, Das malerische alte Freiburg-Schweiz]
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Ledermann, Ida: [Rezension zu: Erwin Poeschel, Das Burgenbuch von Graubünden]
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https://doi.org/10.11588/diglit.53861#0237

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Buchbesprechungen

Bürgerhäuserwerk eingehend behandelt, ohne daß auch nur
einmal der Name des Künstlers erwähnt wird.
Erst nach dem Erscheinen der Arbeit von Hefele lernten
wir zwei bildliche Darstellungen kennen, die zu ihrer Illu-
stration besonders wertvoll sind und deshalb hier abgebildet
werden. Die eine ist eine umfangreiche Vogelschau von
Freiburg von Osten, die im Auftrage des Stadtrates 1852 von
Nikolaus Lerch angefertigt wurde (im Freiburger Augustiner-
museum). Der Ausschnitt auf Taf. 75, 2 zeigt das in Betracht
kommende Gebiet von der Ringstraße bis zum Zähringertor
mit einer so überzeugenden Anschaulichkeit, daß es die Dar-
legungen Hefeles ganz ausgezeichnet ergänzt und erläutert. In
der graphischen Sammlung der Badischen Kunsthalle in
Karlsruhe befindet sich ein Aquarell von Ludwig Frommei
(Taf. 75, Abb. 1» h. 39, br. 53,5 cm), das einen interessanten
Einblick in das Werden von Arnolds Planung gewährt. Es
muß in enger Zusammenarbeit zwischen Arnold und From-
mei entstanden sein, und zeigt den Blick durch den südlichen
Teil der Vorstadt nach der Altstadt zu mit dem Münster
als Blickpunkt. Wesentliche Einzelheiten weichen von der
endgültigen Ausführung ab: so sehen wir vorn rechts die
protestantische Kirche in einer sonst nicht überlieferten Ge-
staltung und gegenüber das Eckhaus in einer damit bis in alle
Einzelheiten korrespondierenden Anlage. Eine Ausführung
dieses Planes würde den monumentalen Eingang in die Stadt
ganz besonders eindrucksvoll betont haben. Im Hintergrund
auf dem Platz vor der Kommandantur ist der von Arnold
vorgesehene Brunnen sichtbar. Man wird annehmen dürfen,
daß Arnold bald nach 1825 zur Veranschaulichung seiner
Absichten dieses Aquarell durch Frommei hat anfertigen
lassen. N o a c k
Heribert Reiners: DAS MALERISCHE ALTE FREIBURG-
SCHWEIZ (Schweizer Städtebilder, herausgegeben vom
Kunsthistorischen Institut der Universität Freiburg-
Schweiz, Band 1). Augsburg, Dr. Benno Filser 1930.
Der Titel könnte den Anschein erwecken, daß es sich bei
dem reich mit ausgezeichneten Abbildungen ausgestatteten
Buch lediglich um eine begeisterte Lobpreisung der ma-
lerischen Schönheiten dieser prachtvoll über der Saane ge-
legenen Stadt handelt. In der Tat aber finden wir eine sorg-
fältige Darstellung der gesamten Bau- und Kunstgeschichte
Freiburgs. Auf dem schon seit der Römerzeit nachweisbar
besiedelten Felsplateau gründet Herzog Berthold IV. von
Zähringen 1157 die Stadt mit dem Rechte des wenig älteren
Freiburg im Breisgau, das mit Villingen 1120 am Anfang der
Zährinser Städtegründungen gestanden hatte. Die günstige
Entwicklung beweist die sichere und glückliche Hand, die
die Zähringer bei der Platzwahl in ihrer großartigen Städte-
politik geleitet hat. Anhand des Stadtplans und alter An-
sichten wird das Wachstum der Stadt, die Anlage und der
Ausbau ihrer Befestigungen, die in wesentlichen Teilen noch
heute als großartiges Dokument monumentaler Baugesinnung
erhalten sind, anschaulich geschildert. Es folgt die Darstel-
lung des mittelalterlichen Kirchenbaus, im Mittelpunkt die
Kathedrale, über deren Baugeschichte und kunsthistorische

Zusammenhänge wir eingehend unterrichtet werden. Wie
auch sonst allenthalben ist am Münster abwechselnd bur-
gundischer und oberrheinischer Einfluß zu beobachten, wie
sich aus der geographischen Lage der Stadt verständlich ma-
chen läßt. Dabei führen mancherlei Fäden nach der Schwe-
sterstadt Freiburg im Breisgau, deren Münsterturm beim
Ausbau des Turmes der Kathedrale eine Rolle gespielt zu
haben scheint. Von zwei mittelalterlichen Pergamentrissen
geht der eine sicher auf den Turm von Freiburg i. Br. zurück.
Daß auch der zweite auf der Rückseite des Pergamentblattes
mit dem Breisgauer Münster in Verbindung zu bringen sei,
wie der Verfasser annimmt, müssen wir allerdings bezweifeln
(vgl. Oberrheinische Kunst, 2. Jahrg. 1926/27, S. 1 ff.). Sehr
dankenswert sind die guten Abbildungen der Turmrisse.
Wie in Freiburg i. Br. wurden auch hier den Siedlern
einheitlich bemessene Hofstätten zugewiesen, die aber in
späteren Jahrhunderten Änderungen durch Teilung oder Zu-
sammenfassung erfuhren. Auch die Stellung der Häuser mit
der Traufseite zur Straße ist gemeinsam. Der Annahme des
Verfassers, daß diese Stellung erst mit der vorwiegenden An-
wendung des Steinbaus vom 14. Jahrhundert ab das (dem
Freiburg-Berner Bauernhaus nachgebildete) Giebelhaus ab-
gelöst habe, kann ich mich nicht anschließen. Sein Haupt-
argument, die Verjüngung der Fenstergruppen in den oberen
Stockwerken, findet sich auch in Freiburg i. Br. in zahlreichen
Beispielen; hier läßt sich aber schon in spätromanischer Zeit
an einzelnen erhaltenen Brandgiebeln die Traufenstellung
nachweisen, die für die alemannisch-schweizerischen Städte
überhaupt charakteristisch ist.
Neben der Baukunst erfährt auch die Plastik und Malerei
in den verschiedenen Perioden eine eingehende Würdigung.
In dem Südportal der Kathedrale wird die wohl durch Basel
vermittelte südlichste Ausstrahlung der Straßburg-Freiburger
Skulptur des 14. Jahrhunderts festgestellt, in Werken des
15. Jahrhunderts sind Beziehungen nach Schwaben zu er-
kennen, daneben lassen sich vorübergehend auch Einflüsse
aus Savoyen erkennen. Auch in der nachmittelalterlichen
Kunst mischen sich westliche und süddeutsche Beziehungen,
wobei aber die letzteren vorherrschen.
Das schöne Buch gibt ein ausgezeichnetes Bild des reichen
künstlerischen Lebens, von dessen Zeugnissen Freiburg im
Üchtland erfüllt ist. N o a c k
Erwin Poeschel: DAS BURGENBUCH VON GRAU-
BÜNDEN. Orell Füßli Verlag, Zürich, Leipzig 1929.
Als vor einem Jahr in den Monographien zur Schweizer
Kunstgeschichte Erwin Poeschels Buch über den Bündner
Monumentalmaler Augusto Giacometti in der glänzenden
Ausstattung des Orell-Füßli-Verlages erschien, stand der Auf-
wand an feinsinnigen Stilanalysen und tiefgründiger, geistes-
wissenschaftlicher Deutung in leisem Mißverhältnis zur Be-
deutung der Materie. In dem am gleichen Ort jetzt verlegten
Bündner Burgenbuch hat der Verfasser eine seiner vielseitigen
und tiefgründigen Methode angemessene Aufgabe gefunden.
Ein nach den einzelnen Tälern alphabetisch geordneter
Katalog gibt den baulichen Befund und die Schicksale der

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