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Oberrheinische Kunst — 4.1929/​1930

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Schnellbach, Rudolf: Ein Beitrag zum Meister des Babenhausener Altares
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Hugelshofer, Walter: Beitrag zum Werk des Sixt von Staufen
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https://doi.org/10.11588/diglit.53861#0056

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Walter Hugelshofer

Mit dem kräftigen und lebensvollen Backoffen (Köpfe des Gemmingendenkmals) und dem dagegen
vornehmer erscheinenden Riemenschneider (Scherenberg, Kilian im Neumünster 2u Würzburg) ist unser
Meister nicht zu verwechseln, und die teilweise faktischen Übereinstimmungen und Ähnlichkeiten sind mehr
äußerer Art, angelernt aus Einzelheiten. Aber sie sind tatsächlich vorhanden. So wird man besonders durch
die Kinn- und Halsbehandlung des sitzenden Heiligen (Taf. 23, Abb. 4) an Riemenschneider erinnert. Partien
am Kopf des linken Heiligen (Taf. 23, Abb. 3) gemahnen an den Bonifatius vom Gemmingendenkmal.
Doch alles sind nur Erinnerungsbilder, die anklingen. Sie werden gewandelt und umgeschmolzen durch
das völlig andere Temperament des Meisters, den man sich von Würzburg kommend in Mainz seßhaft denken
möchte, neben Backoffen in einer Werkstätte tätig, aber weniger in Stein wie dieser, vielleicht mehr in
Holz arbeitend.
Das Grabmal des Bertold von Henneberg im Dom zu Mainz ist noch zu nennen, denn von ihm aus
führen starke Bindungen zum Babenhausener Meister. Seine Auffassung des Statuarischen findet dort eine
deutlichere Parallele als bei dem beweglicheren und von Pathos erfüllten Gemmingendenkmal.
Auch die vier Halbfiguren von Kirchenvätern im Staedelschen Institut zu Frankfurt gehören mehr in
den Umkreis unseres Meisters als nach Schwaben oder zu Hans Syfer1. Der Frankfurter Gregor ist von einer
ganz ähnlichen inneren Stimmung, wie der eine der Kirch-Brombacher Bischöfe (Taf. 23, Abb. 4). Auch
Henneberg steht hier nicht so wesensfern.
Doch vorläufig sei nur der Kirch-Brombacher Altar dem Meister des Babenhausener Werkes verbunden.
Vielleicht können später auch die Frankfurter Büsten, wenn noch andere Entdeckungen zu Hilfe kommen,
näher gerückt werden. Und da sie wohl schon um die Wende des Jahrhunderts entstanden sein mögen, so
würden sie dann in die Umgebung seiner früheren Entwicklung zu setzen sein2.
Beitrag zum Werk des Sixt von Staufen
Von Walter Hugelshofer
Vor einigen Jahren fiel mir im Museum von Lyon eine eigentümliche, in ihrem Stil charakteristisch
ausgeprägte Schnitzarbeit (Taf. 26 und 27) auf, die ich sogleich mit Sixt von Staufen in Zusammenhang
brachte. Die spätere eingehende Prüfung bestärkte mich in meiner ersten instinktiven Annahme, und ich
hatte die Freude, daß auch ein so feinsinniger und kritischer Kenner und Sammler, dazu gerade in dieser
Materie so zuständiger Forscher wie Dr. Gustav Münzel auf Grund der vorgelegten Photographien zu dem-
selben Ergebnis kam. Für seine freundlichen Auskünfte und Mitteilungen danke ich auch bei dieser Gelegenheit
herzlich. Es scheint mir daher gerechtfertigt, das interessante Werk an dieser berufenen Stelle der allgemeinen
Diskussion zu unterbreiten.
Es ist eine nach Inhalt und Komposition ungewöhnliche Arbeit: ein nicht zu flaches Relief, von dessen
Grund sich einzelne Figuren fast vollrund abheben, 66 cm hoch und 184 cm breit, in der Form einer Pre-
della. Das Holz ist gefaßt und in Gold und Farben bemalt. Die Komposition teilt sich auf den ersten Blick
1 Die oberrheinischen Elemente, die Otto Schmitt, Oberrheinische Plastik, 1924 zu Tafel 68 erwähnt, stimmen auch
gut auf den Meister des Babenhausener und des Kirch-Brombacher Altares.
2 Beachtenswert ist die Übereinstimmung der Haarbildung bei diesen Frankfurter Halbfiguren und bei den Flügel-
reliefen des Babenhausener Altares.

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